Oberst Frank Wachter vom Brigadestandort Müllheim (von links), Bürgermeister Bernhard Kaiser, der katholische Militärgeistliche Thomas Frey sowie Standortkommandant Wolf Rüdiger Otto (rechts) begrüßen den evangelischen Pfarrer Stefan Boldt bei der Bundeswehr. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundeswehr: Stefan Boldt zieht erste Bilanz nach halbem Jahr als Militärpfarrer / Jetzt offiziell begrüßt

Die Seelsorge in der Bundeswehr wird offenbar immer wichtiger, wie bei der offiziellen Begrüßung von Pfarrer Stefan Boldt deutlich wurde.

Donaueschingen (gvo). "Die seelsorgerische Betreuung in der Bundeswehr ist viel intensiver als in der Gemeinde. Drei bis vier mal pro Woche werde ich von Soldaten bei persönlichen Problemen kontaktiert, in der Gemeinde war es vielleicht einmal pro Monat", bilanziert Stefan Boldt sein erstes halbes Jahr als Militärpfarrer bei der Bundeswehr in Donaueschingen.

Am Montag wurde er mit einem feierlichen Gottesdienst in der Christuskirche und bei einem Empfang in der Fürstenberg-Kaserne nun offiziell willkommen geheißen. Mit dem katholischen Geistlichen Thomas Frey, der im Herbst 2014 vom Posten des stellvertretenden Dekans in Heilbronn zur Bundeswehr und an den Brigadestandort Müllheim gewechselt war, und Stefan Boldt seit November sind nach dem Weggang des evangelischen Pfarrer Rüdiger Scholz im Herbst 2015 nun wieder beide Konfessionen durch Pfarrer bei der deutsch-französischen Brigade, zu der auch das Donaueschinger Jägerbataillon zählt, vertreten. Während Frey sein Büro in Müllheim hat, aber wöchentlich auch in Donaueschingen präsent ist, hat Boldt sein Büro in Donaueschingen bezogen.

"Drei Tage in der Woche bin ich in Donaueschingen, von meinem zentral gelegenen Wohnort in Oberried werde ich aber auch die Soldaten in Müllheim, Straßburg, Illkirch und Todtnau-Fahl betreuen", sagt Boldt. Bald werden wohl die Soldaten in Stetten am kalten Markt dazu kommen, hieß es am Montag bei der Begrüßung. Auch Auslandseinsätze schließt Boldt nicht aus, in naher Zukunft stünden Einsätze in Litauen und Mali an. Sein Kollege Thomas Frey hatte in diesem Jahr schon über Monate Bundeswehrsoldaten beim Friedenseinsatz in Mali besucht.

Es sei wichtig, jemanden vor Ort zu haben, dem man etwas sagen kann, was man sonst niemandem sagen möchte, unterstrich Bürgermeister Bernhard Kaiser in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Seelsorger-Präsenz bei den Soldaten.

Der Paradigmenwechsel bei der Bundeswehr, der eine Vielzahl von Auslandseinsätzen auf dem Balkan, Afghanistan oder in Mali mit sich gebracht habe, habe den Einsatz von Militärpfarrern noch wichtiger gemacht: "Solche Einsätze stellen große Anforderungen an Soldaten und Familien", meinte Kaiser. Und auch Oberst Frank Wachter, seit Freitag neuer stellvertretender Kommandeur in Müllheim, unterstrich: "Mit Pfarrern beider Konfessionen sind wir nun wieder gut aufgestellt und das Angebot wird sehr geschätzt. Wir freuen uns jedenfalls auf eine segensreiche Zusammenarbeit."

Post-traumatische Probleme nach Auslandseinsätzen würden tatsächlich überwiegen, meint Boldt nach seinen ersten Monaten bei der Bundeswehr. "Die Soldaten suchen aber auch Rat in Alltagsfragen, etwa wenn der Vorgesetzte einer gewünschten Versetzung nicht zustimmt oder es Probleme in der Ehe gibt."

Mit der Gründung der Bundeswehr 1957 wurde auch die Position des Militärpfarrers eingeführt, der hierarchisch nicht in das übliche Militärgefüge eingeordnet ist. Hundert evangelische Militärseelsorger gibt es bei der Bundeswehr und 80 katholische Geistliche. Ihnen stehen zwei Militärbischöfe vor. Mit Sigurd Rink war der evangelische Militärbischof zur Amtseinführung gekommen.