Zaun hinter Zaun und Stacheldraht: Ein Mann befestigt am neuen Sicherheitszaun um die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge den Stacheldraht. Die Maßnahme kostet 150.000 Euro. Foto: Vollmer

Land baut für 150.000 Euro Zaun um Flüchtlingsheim. Investition spart Sicherheitspersonal.

Donaueschingen - Ein Hochsicherheitsbereich für Donaueschingen? Der Blick auf die seit 2015 betriebene Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der ehemaligen französischen Kaserne lässt es fast vermuten.

Arbeiter bringen im Auftrag des Regierungspräsidiums, das im Auftrag des Landes das Flüchtlingsheim betreut, hinter den bestehenden Zäunen einen zweiten, meist höheren und an der Spitze mit Stacheldraht versehenen Zaun an. 150 000 Euro werden hier für mehr Sicherheit rund ums weitläufige Areal investiert.

"Wer soll hier vor wem geschützt werden?"

Kritik von Anwohnern und Lesern nach der ersten Berichterstattung blieb in den vergangenen Tagen nicht aus, zumal in dieser Woche auf den Zaun gleich sechs Stacheldrahtreihen aufgesetzt wurden. "Ein Gefängnis oder wer wird hier vor wem geschützt?" fragte etwa Hubert Labor aus Donaueschingen. Und Michael Ernst, Apotheker und Nachbar an der Villinger Straße, meint, dass man sich nun wie an der einstigen Zonengrenze vorkomme und sich frage, wer angesichts der inzwischen vielfach leer stehenden Gebäude geschützt werden soll.

"Es gibt Richtlinien für derartige bauliche Einrichtungen. An die müssen wir uns natürlich halten", sagt Markus Adler, Sprecher im Regierungspräsidium. "In dieser Richtlinie ist die Montage eines zwei Meter hohen Doppelstabmattenzauns mit Stacheldraht vorgegeben."

Diese Maßnahme hätten wir von Anfang an umsetzen müssen, machen es aber erst jetzt, weil andere Dinge rund um die Flüchtlingsversorgung Vorrang hatten", meint Peter Kramer, Leiter des Referats Flüchtlingsaufnahme, zur späten Umsetzung.

In Spitzenzeiten des Flüchtlingsstroms wurden in der Donaueschinger Einrichtung knapp 3000 Flüchtlinge untergebracht. Derzeit sind es noch rund 300. Der deutliche Rückgang entbinde aber nicht von der Umsetzung der Vorschrift, stellt Kramer klar. Das Land sieht die Nutzung des Areals bis Ende 2019 vor, und jederzeit könnten wieder Flüchtlinge zugeteilt werden, gibt Kramer zu bedenken. Auf einen Zaun um den derzeit leer stehenden nördlichen Bereich des Erstaufnahme-Areals habe man bereits verzichtet, obwohl das Gelände erst in einem Jahr an die Stadt gegeben werde.

Den neuen Zaun hält man beim Regierungspräsidium in Freiburg für notwendig. "Wir haben illegale Überstiege intern und extern registriert", meint Kramer. Bei Einstiegen würden illegale Dinge eingeschmuggelt, beispielsweise Kochplatten. Deren Betrieb sei aus Brandschutzgründen verboten.

Umzäunung soll rund 150.000 Euro kosten

Rund 150.000 Euro kostet der neue Draht. Viel Geld, aber eine Investition, die sich recht schnell amortisieren werde, sagt Peter Kramer. Denn man werde mit der Installation weniger Sicherheitspersonal benötigen. Letzteres bewacht seit über zwei Jahren das Areal Tag und Nacht. Und: Die Aufrüstung der bestehenden Zäune hätte, so Kramer, noch viel mehr gekostet.