Einheimische und weitgereiste Graugänse sind oftmals nicht zu unterscheiden. Foto: Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Jagdverband: Geschützte Gruppe kaum von einheimischen Tieren zu unterscheiden

Schwarzwald-Baar-Kreis. In der Gruppe der Graugänse am Kirnbergsee in Bräunlingen-Unterbränd befinden sich nach Mitteilung des ökologischen Jagdverbandes seit vielen Jahren auch zwei Exemplare der sehr seltenen und geschützten Zwerggans. "Hierdurch ist die Gänseschar leicht wiederzuerkennen und dem interessierten Beobachter zeigt sich, dass es sich bei der zur Zeit am Kirnbergsee rastenden Gruppe um die selbe Gänsegruppe handelt, die sich auch am Riedsee und an der Donau zwischen Neudingen und Pfohren immer wieder zeigen", so der Jagdverband. Die leicht schwankende Zahl (im Schwarzwald-Baar- Kreis leben saisonal schwankend zwischen 250 und maximal 350 Tiere) weise darauf hin, dass sich immer wieder Zugvögel zu der einheimischen Gruppe gesellen.

"Weil die Graugänse alle gleich aussehen, fallen diese ›Urlauber‹ in der Regel nicht auf." Seit einigen Wochen habe sich jedoch eine weibliche Gans zu der Gruppe gesellt, die anhand einer Halsmarkierung eindeutig zu identifizieren sei.

"Die Gans ist in ihrem kurzen Leben bereits weit gereist. Sie wurde im Mai 2015 in Jihocesky in der Tschechischen Republik zu wissenschaftlichen Zwecken gefangen und mit einer roten Halsmanschette versehen, die die Ablesung der individuell vergebenen Nummer mit einem Fernglas ermöglicht und so wertvolle Rückschlüsse über die Wanderbewegung des Vogels ermöglicht. Den vergangenen Sommer verbrachte die Gans im Spreewald und konnte dort mehrfach von Ornithologen bestätigt werden. Über den Winter blieb das Tier unbeobachtet, bis es im Frühjahr diesen Jahres bei Rottenburg am Neckar auftauchte. Seit Anfang Juli verbringt die Gans nun den Sommer am Kirnbergsee."

Dieses Beispiel zeige nach Aussage des Ökologischen Jagdverbandes Baden- Württemberg, dass das Management von Gänsen und anderen Zugvögeln nicht regional gesehen werden dürfe. Ein in der Region gelegentlich geforderter Abschuss der beeindruckenden Vögel vermöge alljährlich auftretende geringe Schäden am Getreide durch Fraß und Trittschäden durch die Vogelgruppe nicht zu verhindern, da es sich einerseits - wie das aktuelle Beispiel der wissenschaftlich ›V-36‹ genannten Gans zeigt, um durchziehende Vögel handelt und andererseits die Gänsegruppe durch Bejagung zu regelmäßiger Flucht veranlasst werde, was Schäden höchstens auf andere Flächen verlagere und darüber hinaus zu einem höheren Nahrungsbedarf führe. "Außerdem ist die Gefahr einer versehentlichen Tötung der aufgrund ihrer Seltenheit europaweit geschützten in der Gruppe befindlichen Zwerggänse extrem hoch, da diese Tiere im Flug kaum von den Graugänsen unterschieden werden können", so der Jagdverband. Naturinteressierte, die diese oder auch andere markierte Gänse antreffen, können unter der Seite www.geese.org (nach Anmeldung) ihre Beobachtungen in das System eingeben und erhalten mit den bisherigen Beobachtungen einen interessanten Einblick in das Leben von Zugvögeln.