Filialleiter der Bundesbank spricht mit Wirtschaftsgymnasiasten über die Schuldenkrise

Donaueschingen. Helmut Amann, Leiter der Bundesbankfiliale in Villingen-Schwenningen, besuchte die Wirtschaftsgymnasiasten an den Kaufmännischen- und Hauswirtschaftlichen Schulen in Donaueschingen. Er sprach über Ursachen und Auswirkungen der Schuldenkrise in der Europäischen Währungsunion (EWU).

Die EWU ruhe auf einer Reihe von Vereinbarungen, zu denen auch der Stabilitäts- und Wachstumspakt gehöre. Dieser sollte sicherstellen, dass die Staaten der Eurozone und ihre nationalen Zentralbanken eine solide Finanzpolitik betreiben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die Zentralbank des Eurosystems. Ihre Aufgabe besteht darin, die Volkswirtschaften des Euroraums mit Geld zu versorgen und dabei Preisstabilität zu wahren, wobei ihr Ziel in einer geringen Inflation unter zwei Prozent pro Jahr besteht. Amann erklärte, dass dem Bankensystem eine Schlüsselrolle zukomme, denn es müsse Verbraucher und vor allem Unternehmen mit Krediten versorgen. Stockt diese Versorgung, können Wirtschaftskrisen folgen.

Systemrelevant ist eine Bank, wenn sie so groß ist, dass ihre Insolvenz das Bankensystem bedrohen würde. Hierzu könnte es kommen, weil die Banken gegenseitige Forderungen haben.

Ist eine systemrelevante Bank insolvent und werden die Forderungen anderer Banken an diese Bank wertlos, könnte eine Kettenreaktion von Bankenpleiten daraus resultieren. Dies geschah bei der Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008. Mit ihrem Untergang begann die Finanzkrise.

Helmut Amann beschrieb auch die strukturellen Fehlentwicklungen einiger Länder innerhalb der europäischen Währungsunion. Nach Amann ist die exzessive Kreditvergabe, die Immobilienpreisblase sowie ein dauerhaft überhöhtes staatliches Haushaltsdefizit, verbunden mit einer hohen Staatsschuldenquote der Nährboden der Krise in Griechenland und auch in anderen Eurostaaten.

Helmut Amann forderte eine Rückbesinnung auf stabilitätspolitische Grundwahrheiten. Dazu zählen die Rücknahme der liquiditätssteigernden Sondermaßnahmen – sobald dies geldpolitisch möglich ist – und auch die Rückkehr zur strikten Trennung der Geld- und Fiskalpolitik.

Ebenfalls eine Rückbesinnung auf den Grundsatz des gegenseitigen Haftungsausschlusses sowie einen stärkeren Automatismus bei der Sanktionierung von Verstößen gegen Vorgaben der Union. Desweiteren sei eine konsequente Konsolidierung der Staatshaushalte (auch in Deutschland) unabdingbar, denn für einen Austritt aus der Währungsunion oder eine geordnete Insolvenz gebe es in der EWU keine vertraglichen Regelungen.

Mit einer Diskussion über die Idee von Eurobonds, ihren Effekt und ihre Problematik beendete Helmut Amann schließlich seinen spannenden Vortrag.