Flüchtlinge: Familie Khalikis aus Afghanistan lebt seit 2015 in Deutschland / Eingliederung fällt Kindern leicht

Arbeit, Bildung, Wohnen und soziale Kontakte sind wichtige Bausteine, wenn es um die Integration von Flüchtlingen geht.

Donaueschingen (gvo). Es war eine enorme Leistung von Staat und tausenden Helfern, die Flüchtlingswelle 2015 zu meistern, den Menschen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben und zu versorgen. Vieles wurde improvisiert. Helferkreise haben sich gegründet, die gespendete Kleidung verteilen, bei Behördengängen helfen oder spontan Deutschkurse geben.

Mit der Schließung der Grenzen und dem Abflauen des Flüchtlingsstroms ist ein wenig Routine eingekehrt, das Thema Flüchtlinge eines von vielen geworden. Die Probleme der Integration sind aber geblieben: Die (Aus-)Bildung der Gekommenen muss vorangetrieben werden, damit sie dem nachfragenden Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen können. Und nach dem Verweilen in den Erstaufnahmelagern und in den sogenannten Fortsetzungsunterkünften des Landkreises steht nun für viele Neubürger die Suche einer geeigneten Wohnung an.

Taliban bedrohen Vater wegen seiner Arbeit

So wie etwa bei der Familie Khaliki, die im September 2015 über den Iran und die Balkanroute nach Deutschland und Donaueschingen gekommen ist. Mutter Farsannah, die beiden Söhne Umid (22 Jahre) und Naseer (20) sowie die vier Töchter Yalda (15), Sodada (12), Rokhsar (8) und Sana (2) sind durch die weit gefächerte Altersstruktur zudem ein gutes Beispiel, wie leicht oder aber auch steinig der Weg zur Integration ist. Weil der Vater als Schreiner auch für die Amerikaner gearbeitet hat, wurde er nach Angaben der Familie von den Taliban mit dem Leben bedroht, dieses zu unterlassen. Seine große Familie vermochte er aber nur zu ernähren, wenn er auch Aufträge von den Amerikanern annahm. In dieser Situation entschied sich die Familie im September 2015, nach Deutschland zu flüchten.

Das kleine Haus in Kabul wurde verkauft, ebenso das ganze Hab und Gut, um genügend Geld für Flucht und Schleuser zu haben. Im Iran legte man große Strecken zu Fuß zurück, wobei der Vater mit seiner Mutter das Tempo nicht mithalten konnte. Letztere wurden zudem von der Polizei aufgegriffen und wieder nach Afghanistan abgeschoben. Davon erfuhren die anderen Familienmitglieder aber erst nach ihrer Ankunft in Deutschland. Seither ist die Familie getrennt.

Naseer ist mittlerweile anerkannt

Immerhin hat die Familie inzwischen einige Sorgen weniger: Naseer ist als Flüchtling anerkannt und darf nun vorerst für drei Jahre bleiben, Umid genießt den so genannten subsidiären Schutz für ein Jahr mit Aussicht auf Verlängerung. Mutter Farsannah glaubten die Behörden weniger und lehnten ihren Antrag ab. Mit vier minderjährigen Kindern unterliegt sie aber einem nationalen Abschiebeverbot und darf ebenfalls bleiben, weil sie in dieser Situation in Afghanistan kein Auskommen hätte.

Mit der Sprache machen sie unterschiedliche Fortschritte. Die kleine Sana wächst damit auf und besucht bereits regelmäßig das Kinderturnen mit ihrer großen Schwester Yalda. Yalda ist in der achten Klasse der Eichendorffschule und zählt dort zu den besten Schülern. Sodada und Rokhsar sind auf der Erich-Kästner-Schule, wobei Sodada eine Empfehlung für die Realschule erhalten hat.

Mit den drei Mädchen und Naseer bereitet die Kommunikation in deutscher Sprache keine Probleme mehr. Umid musste den Deutschkurs nach längeren gesundheitlichen Problemen verlassen, will aber wieder einen besuchen und möglichst schnell Arbeit finden. Ebenso Naseer, der noch die Robert-Gerwig-Schule in Furtwangen besucht und im Hotelfach sein berufliches Glück finden will und derzeit ein Praktikum als Kellner in einem Donaueschinger Restaurant macht.

Die 39-jährige Mutter Farsannah hat bislang noch am wenigsten Zeit gehabt, Deutsch zu lernen, hat aber in Helferkreisen schon Kontakte geknüpft. Sobald sie eine Wohnung gefunden hat, will sie gerne arbeiten gehen.