Foto: Naiemi Foto: Schwarzwälder-Bote

Siebenstöcker entsprach dem Zeitgeist

Die Karlstraße war sowohl vor als auch nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1908 immer eine gute Adresse. Im Wandel der Zeit wechselte sie immer wieder ihr Gesicht.

Donaueschingen. Der einschneidenste Eingriff erfolgte mit der Errichtung des so genannten Punkthauses, des ersten Donaueschinger Hochhauses, in den 1970er-Jahren. Sieben Stockwerke hoch, inklusive der sich anschließenden Betonmeile mit dem Arkadengang Richtung Rathaus. Gleichzeitig wurde auch der Hengstler-Platz vom Parkplatz zu einem Platz mit Raum für Außenbewirtung umgewandelt.

Buntes Gemisch von verschiedenen Baustilen

Blickt man heute in die Karlstraße, zeigt sich ein buntes Gemisch aus Jugendstilhäusern, typischen Bauten der 60er-Jahre und auf der anderen Seite die Mischung zwischen den Häusern aus der Jahrhundertwende und dem riesigen, lang gezogenen Betonareal. "Als junge Leute fanden wir es toll, im Trockenen an den Geschäften vorbeischlendern zu können", erinnert sich ein Donaueschinger Bürger. Das habe modernes Lebensgefühl vermittelt.

Doch was früher als modern und fortschrittlich galt, wird heute aus städtebaulicher Sicht als Fehler gewertet. Durch Zusammenlegungen sind aus früher 53 inzwischen 38 Wohneinheiten geworden. Am längsten ansässig ist die BW-Bank, welche seit Fertigstellung von Anfang an dort ihre Geschäftsräume hat, und die Familie Schupp im Penthouse. Der Eingangsbereich auf der Rückseite in der Kronenstraße bietet durch die Parkplatzatmosphäre einen eher tristen Anblick, wie die ganze Zeile überhaupt. Die Betonfassade der Hausfront passt nicht ins Stadtbild. Die Höhe lässt erahnen, dass die Bewohner der oberen Stockwerke zumindest einen herrlichen Ausblick über die Dächer der Stadt haben.

Wie kam es überhaupt dazu, solch einen Bau mitten in die Stadt zu stellen? Der damalige Stadtrat Hansjürgen Bühler erinnert sich: "Das war damals einfach en vogue." Egal, wo man hinfuhr, überall hätten sich diese Bauten gefunden. Heute graue es ihm auch, wenn er sich das Gebäude anschaue. Bedenken gegen das Punkthaus habe damals keiner vorgebracht, im Gegenteil. "Es musste mit dem Areal einfach etwas passieren", erzählt Bühler.

Die Karlstraße war zerrissen, zwischen den Geschäften und dem Hengstlerplatz standen alte, teilweise noch vom Krieg her so baufällige Häuser, so dass der Abriss als einzige Option blieb. Eine große, sich steil den Hang hinaufziehende Grünfläche eignete sich nicht einmal als Spielplatz. So stießen die damaligen Pläne nirgendwo auf Widerspruch. Hansjürgen Bühler: "Und es ist, wie es eben immer ist – man gewöhnt sich mit der Zeit an den Anblick."

Der Außenwirkung steht das Lebensgefühl der Hausbewohner entgegen. "Die Adresse ist beliebt", erklärt Josef Tröndle von der Hausverwaltung aus Blumberg. Größtenteils würden die Wohnungseigentümer selbst im Gebäude wohnen, größtenteils seien die Bewohner Senioren und pflegen ihre langjährige Hausgemeinschaft. Das Gebäude sei durch entsprechende Maßnahmen aus energetischer Sicht auf sehr gutem Stand.

Leben im Zentrum ist wichtig für die Bewohner

Ein Aufzug, die Tiefgarage und pro Wohnung ein Balkon bieten einen Komfort, den nicht nur, aber besonders die älteren Bewohner schätzen. "Den Leuten ist wichtig, dass sie hier so zentral leben, dass Bank, Apotheke, Ärzte, Geschäfte und Post um die Ecke sind", weiß Heinz Brunner, der seit 38 Jahren im Punkthaus als Hausmeister tätig ist.

Zukunft des Hauses steht in den Sternen

Was allerdings passiert, wenn der jetzt 42 Jahre alte Block tatsächlich einmal in die Jahre kommt, diese Frage möge er sich lieber nicht stellen, so Hansjürgen Bühler.