Auf eine lange Geschichte kann die Donaueschinger Fasnet zurückblicken. Foto: Bartler-Team

Für Tataros Perchten als Fasnetgruppe bleibt Teilnahme an Umzug versagt. Gemeinnützigkeit des Vereins steht auf Spiel.

Donaueschingen - Sind die schwarzen, martialischen Masken mit LED-Leuchten als Augen der Tataros Perchten noch ein Kulturgut? Die Vereinigung der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte (VSAN) sieht die Gestalt nicht in ihrer Tradition verankert.

Franz Oschwald vom Verein Narrenschopf in Bad Dürrheim und zugleich für die Brauchtumspflege der Vereinigung zuständig, verweist dabei als Begründung auf die erst im vergangenen Jahr erfolgte Adelung des fasnetlichen Brauchtums in der Region als immaterielles Kulturerbe der Unesco. Fünf Anträge aus dem Südwesten hatten es in die deutsche Liste geschafft, darunter die schwäbisch-alemannische Fasnet.

Oschwald ortet die Figur mit Widderhörnern und Fell an Kopf und Hals, die ihren Ursprung in den vorweihnachtlichen und alpenländischen Bräuchen im Perchtental Österreichs hat, zudem nicht als der Fasnet zugehörig. Noch schlimmer: "Perchten an Fasnet verfälschen die alpenländischen Bräuche", zieht der Brauchtumsbeauftrage den Umkehrschluss.

Solche Verfälschungen sind nicht zu unterstützen, appelliert auch der Präsident der Vereinigung, Roland Wehrle deshalb. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Donaueschinger Frohsinn-Vorstand dem Kopf der Tataros Perchten Jorge Valero (40) mitgeteilt, nicht an Umzügen in Donaueschingen mitlaufen zu können. Wie Frohsinn-Zunftmeister Michael Lehmann gegenüber unserer Zeitung gestern bestätigte, hat sich auch in diesem Jahr nichts daran geändert.

Blieb die Reaktion damals aus, so spricht der Perchten-Chef in diesem Jahr von rechtlichen Konsequenzen. So sehen sich die Mitglieder des in Donaueschingen gemeldeten Vereins daran gehindert, ihren Vereinszweck – nämlich die Pflege von Brauchtum – zu erfüllen. Da half es auch nichts, dass die Masken vom Holzbildhauer Simon Stiegeler aus Grafenhausen im Schwarzwald gefertigt wurden.

Für Jorge Valero und die Vereinsmitglieder geht es zumindest auch um die Gemeinnützigkeit nach deutschem Steuerrecht, die hier auf dem Spiel steht. Die gibt es schließlich nur dann, wenn man sich der Brauchtumspflege verschrieben hat. Aber mit den blinkendem Lichtern in den Augenhöhlen und eigenen Fellkreationen hat sich die närrische Truppe auch vom vorweihnachtlichen Brauchtum in Österreich verabschiedet.

Der Präsident der Schwarzwälder Narrenvereinigung, Gerd Kaltenbach, konstatiert einen regelrechten Hype an neuen Gruppen, die einfach nur Party machen wollen oder auf Effekte aus sind.

In der Tat versuchen sich einzelne Gruppen mit ihren Inszenierungen an den närrischen Umzügen zu übertreffen, etwa vor wenigen Jahren das auf einem Tieflader angekarrte und zum Piratenschiff umgebaute Feuerwehrauto aus dem Glottertal, das allen dörflichen Vereinen bei Umzügen stets die Schau stahl. Der Perchten-Initiator, der sich schon als Hexenmeister an Fasnet versuchte, spricht gegenüber den Medien bereits von einer regen Nachfrage an Auftritten der Perchten.

Kommentar: Verlaufen

Franz-J. Filipp

Tradition muss nicht immer die Asche von gestern sein. Doch mit der Aufnahme als Weltkulturerbe gehört die schwäbisch-alemannische Fasnet zu den international bekannten 27 Traditionen und Wissensformen in Deutschland – mit klaren Abgrenzungen! Verständlich, wenn die Hüter des närrischen Brauchtums der Region mit Argusaugen auf die Einhaltung ihrer Statuten achten und die Fasnetgruppe Tataros Perchten – eigentlich den österreichischen Berggeistern entlehnt – kritisch beäugen.

Verständlich auch, wenn der Hinweis folgt, dass die Gruppe mit ihren angsteinflößenden schwarzen Masken und mit LED-Birnchen in den Augenhöhlen wohl eher wie Gruselfiguren aus Star Wars anmutet und beim Betrachter Tradition einfach nicht aufleuchten will. Wird von den Urhebern hier vielleicht Fasnet mit rheinischem Jux und Dollerei, sprich Karneval verwechselt?