Altkatholiken strecken ihre Fühler in der Donaustadt aus

Von Rainer Bombardi

Donaueschingen. Der alt-katholische Pfarrer Stefan Hesse und seine Partnerin Claudia Arndt fühlen sich im altkatholischen Gemeindeverband Randen-Wutachtal pudelwohl. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, als Hesse einen Weg fand, seinen Glauben zu leben und weiterzugeben.

Inhaltlich hatte er in vielen Punkten ein Unbehagen in Bezug auf das Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche. Er fand in diesem Weg nicht sine Erfüllung. Vielleicht war das auch ein Grund, weshalb der Pfarrer in seinen Gemeinden im Bistum Hildesheim derart beliebt war – Ehrlichkeit steht bei ihm ganz oben. So war es nur folgerichtig, als er um seine Umpfarrung zu alt-katholischen Kirche bat, als er mit seiner heutigen Partnerin Claudia Arndt eine Beziehung begann.

Ohne Groll entschied er sich gegen ein Leben im Zölibat. Trotzdem respektiert er all jene Priester, die das Zölibat aus Überzeugung leben. Eine Beziehung zu haben und weiterhin für die römisch-katholische Kirche tätig zu sein, das konnte er sich nicht vorstellen, auch wenn es unter Umständen sogar möglich gewesen wäre. "Es wäre aber zu einer Dauerbelastung für meine Partnerin und mich geworden", sagt Hesse, glücklich nicht gegen sein Naturell gehandelt zu haben.

Ehrlichkeit ist ihm wichtig, weshalb er die Menschen auf allen Gemeindeebenen in die Entscheidungen mit einbinden möchten. Heute Christ zu sein, bedeutet für ihn auch den Umgang mit der Gesellschaft und mit der Stellung der Frauen in der Kirche zu reflektieren. In beiden Fällen sieht er bei der römisch-katholischen Kirche Defizite, wo in allen Rechtsentscheidungen der Papst das letzte Wort habe. So entstand vor 140 Jahren auf Grund der Beschlüsse im ersten Vatikanischen Konzil heraus, die Alt-Katholische Kirche als eine Art Notkirche. "Alt" deshalb, weil sie sich mit den Beschlüssen im Vatikanischen Konzil nicht anfreundete und am Bestehenden festhielt. Dazu zählten auch die Botschaften im neuen Testament, die das Priestertum im Zölibat oder aber auch in einer Beziehung ermöglichen.

"Wir zählen 16 000 Altkatholiken, 790 davon in den fünf Pfarreien Stühlingen-Schwaningen, Blumberg, Randen, Mundelfingen und Kommingen-Nordhalden", erläutert Arndt. Die Mitgliederzahlen erhöhten sich moderat. "Ein sprunghafter Anstieg wäre auch nicht gut für uns", ist Hesse zufrieden.

Eine Herausforderung bedeutet für die Altkatholiken aktuell die Einbindung der Altkatholiken aus Donaueschingen. Noch feiern sie ihre Gottesdienste in der Margareten Kapelle in Mundelfingen. Doch mittelfristig kann sich Hesse vorstellen, dass es für die Entwicklung der Gesamtgemeinde besser ist, eine weitere Kirche oder einen Ort des Glaubens in der Donaustadt zu finden.

Der studierte Theologe teilt sich die Stelle gemeinsam mit Pfarrer Guido Palazzari, dem Geschäftsführer der Gemeinde. Das Deputat von Hess umfasst 23 Unterrichtsstunden, die sich auf das Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen, die Grundschule in Riedöschingen, die Grund- und Werkrealschule in Blumberg und die Förderschule verteilen.

Die alt-katholische Religion ist in Deutschland eine anerkannte Glaubensrichtung.