Für die Gewinnung von Wohnraum und die Aktivierung von Potenzialen für die Innenentwicklung der Dörfer auf der Baar setzt sich Otto Körner beratend als Flächenmanager ein. Das Projekt im Städtedreieck möchte in allen Ortsteilen Leerstände neu beleben, Baulücken schließen und das Wohnen im Ortskern wieder attraktiv machen. Foto: Lendle Foto: Schwarzwälder-Bote

Flächenmanagement: Landschaftsverbrauch soll sinken / Leerstände sollen wieder eine Nutzung erfahren

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen. Otto Körner hat die Aufgabe eines Flachenmanagers übernommen. Ziel ist es, innerörtliche Baulücken zu schließen, Leerstände zu beleben und damit das Ortsbild in drei Gemeinden aufzuwerten.

Herr Körner, um die Dorfkerne im Städtedreieck vor dem Ausbluten zu schützen und für kommende Generationen attraktiv zu halten, wurde nun über den Gemeindeverwaltungsverband die Hilfe von Experten für Flächenmanagement geholt. Wie will man dieses Problem angehen?

Mit dem Projekt Flächengewinnung möchten die drei Städte Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen innerörtliche Wohnbauprojekte mobilisieren. Dazu zählen Baulücken schließen, Leerstände neu beleben sowie die zahlreichen ungenutzten Ökonomieteile, die ein großes Wohnraumpotenzial bieten, mit neuem Leben zu füllen. Die Ausdehnung von Wohngebieten in die Landschaft soll damit eingedämmt werden. Hinzu kommen ökonomische Hintergründe wie beispielsweise die vorhandene Infrastruktur aufrecht zu erhalten um die Entleerung der Ortskerne zu stoppen. Besitzer von Baulücken können sich bei Interesse an einer Beratung an ihren Ortsvorsteher, das Rathaus oder das Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbandes von Gerhard Bronner wenden.

Sind der Flächenverbrauch und die Versiegelung der Landschaft für Neubaugebiete auch in den Dörfern auf der Baar ein Problem?

Das ist ein bundesweites Problem. Der Landschaftsverbrauch in Baden-Württemberg ist mit täglich sieben Hektar beziffert, das entspricht etwa einer Fläche von 25 landwirtschaftlichen Betrieben im Jahr. Auf der Baar sind wir verhältnismäßig gut aufgestellt. Aber alle müssen am Ball bleiben und zukunftsorientierend informieren und aufklären. Dafür wurde dieses Projekt geschaffen.

Man hat bereits mit vorherigen Förderprogrammen versucht, Anreize zu schaffen, um leer stehende Wohngebäude und Ökonomiegebäude in den Ortskernen in attraktive Wohnadressen umzuwandeln. Wie groß war der Erfolg?

Am Beispiel Mundelfingen konnten sechs Objekte aus der Förderung des Melap-Programms umgesetzt werden und parallel dazu über 15 weitere Baulückenschließungen verwirklicht werden. Das kann man als großen Erfolg bezeichnen, zumal diese Prozesse sehr langwierig sind. Dabei wurden mit den Eigentümern von Gebäuden Projekte zur Innenentwicklung umgesetzt und individuelle Lösungen geschaffen. Durch persönliche Beratung können zum Beispiel Senioren, die in einem großen Haus allein leben, altersgerechte Wohnverhältnisse angeboten werden. Dadurch ist es möglich, den frei werdenden Wohnraum zum Kauf oder Miete an Familienmitglieder, Freunde oder Familien mit Kindern zu vermitteln.

Viele Häuser stehen heute leer oder sind nur mit ein oder zwei meist älteren Personen bewohnt. Ist das eine Folge des demografischen Wandels oder zieht es junge Menschen grundsätzlich mehr in die Städte?

Die Lebenswirklichkeit führt dazu, dass die Jugend ausbildungs- und berufsbedingt die Heimat verlässt oder aber sich in Neubaugebieten niederlässt. In der Konsequenz ist daher das elterliche Haus zu groß. Hier sollen mit den Beteiligten individuelle Lösungen erarbeitet werden, die früher bei generationen-übergreifendem Wohnen in einem Haus nicht entstanden sind.

Ist das Leben auf dem Land für Familien mit Kindern nicht mehr attraktiv genug?

Das Leben im Grünen auf dem Land ist auf jeden Fall für Familien attraktiv – wenn die gewohnte Infrastruktur wie Kinderbetreuung, Schule, Sport, Vereine und Freizeit sowie Einkaufsmöglichkeiten als Basis vorhanden sind. Die bauliche Entwicklung der Orte findet häufig durch ehemalige Bürger statt, die ihren Lebensmittelpunkt nach beruflichen Erfahrungen auswärts wieder in der Heimat suchen.

In Hausen vor Wald will man als Schwerpunkt verstärkt mit dem Flächenmanagement beginnen. Wie geht man vor?

Für die Stadt Hüfingen wurde schwerpunktmäßig das Auge auf Hausen vor Wald gelenkt. Hier gibt es rund 25 Baulücken und genauso viele ungenutzte Ökonomie-Teile. Das entspricht 50 Baumöglichkeiten bei einem jährlichen Bedarf von etwa drei bis vier Bauplätzen der vergangenen Jahre. Da wollen wir mit den Bürgern ran. Für Donaueschingen sind Schwerpunktgemeinden Pfohren und Hubertshofen und für Bräunlingen der Teilort Döggingen. Gleichwohl sind alle weiteren Ortsteile des Städtedreiecks aufgefordert, sich mit guten Ideen und Projekten ebenfalls einzubringen. Wir werden in allen Schwerpunktorten nach der Sommerpause Info-Veranstaltungen machen. Es werden Beratungsgutscheine ausgegeben, mit denen Eigentümer eine individuelle und kostenlose Beratung für ihr Projekt in Anspruch nehmen können. Die Beratung erfolgt durch das Institut für Stadt- und Regionalplanung der Hochschule Nürtingen, Ökokonsult aus Stuttgart und durch mein Ingenieurbüro Arcus in Bräunlingen. Das Flächenmanagement ist ein reines Informations- und Kommunikations- Beratungsinstrument. Wege zur Finanzierung unter anderem mit dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum können dabei aufgezeigt werden.

  Die Fragen stellte Gabi Lendle.

Otto Körner ist Stadt- und Landschaftsplaner, führt in Bräunlingen das Ingenieurbüro Arcus und bearbeitet alle Bereiche kommunaler Bauplanung. Zusammen mit der Hochschule Nürtingen und Ökokonsult aus Stuttgart ist er als Flächenmanager vom Gemeindeverwaltungsverband beauftragt worden.