Tausende Bienen gehen in dem Bienenkasten des Lehrbienenstands Löffingen ihrer Arbeit nach – ebenso wie Michael Keller (links) mit Betreuer Ludwig Kromer wiederum ihre Arbeit als Imker ausführen. Fotos: Hanauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Umgang mit Bienen im Lehrbienenstand in Löffingen lernen / Michael Keller hat seit halbem Jahr Bienenvölker

Von Julia Christiane Hanauer

Donaueschingen/Löffingen. Lange suchte Michael Keller nach einem erfüllenden Hobby. Gefunden hat er es beim Bezirksimkerverein Löffingen. Fünf Bienenvölker nennt er heute sein Eigen, zwei weitere möchte er vor seiner Firma in Donaueschingen ansiedeln.

Eine Biene landet auf einer blauen Blüte, an ihren Beinchen kleben dicke gelbe Pollen. Sie tunkt ihrem Rüssel in den gelben Stempel, um den Nektar herauszusaugen. Dann fliegt sie weiter zur nächsten Blume. Michael Keller, Inhaber von Jäger Garten- und Landschaftsbau in Donaueschingen, beobachtet das Tier, das zu einem seiner fünf Völker der Rasse Carnica gehört, die auf einer 2,4 Hektar großen Obstbaumwiese in der Nähe von Löffingen ihr Zuhause haben. "Es ist interessant, wie viel Mühe eine Biene für einen Löffel Honig aufbringt", sagt er voller Bewunderung – und fügt hinzu, dass dafür der Preis für das Produkt viel zu billig sei.

Auf die Biene gekommen ist Michael Keller erst nach längerer Suche. Er hat viel Sport gemacht, "aber das war nicht erfüllend". 2009 fing er an, auf der Wiese Bäume anzupflanzen, hauptsächlich alte Sorten. Und so stehen heute über 150 Bäume auf dem Areal, angefangen bei Äpfeln über Mirabellen bis hin zu Zwetschgen. Dazu ein Gemüsegarten und Wildblumen.

Der Kreislauf der Natur war es schließlich, der den 30-Jährigen zur Biene brachte. "Es lag auf der Hand", meint er. Denn schließlich müssen die Bäume im Frühjahr auch bestäubt werden. Die Suche nach einem erfüllenden Hobby endete beim Bezirksimkerverein Löffingen. In Lehrstandbetreuer Ludwig Kromer fand er einen wahren Brunnen an Bienenwissen, der für den Neuimker schier unerschöpflich scheint.

Mit 20 Jahren fing der heute 75-jährige Kromer mit der Bienenzucht an. Schon er war damals mit seinen jungen Jahren eine Besonderheit unter den Imkern. "Die Rentner suchen sich ein Hobby und züchten dann Bienen", ist die Erklärung Kromers auf die Frage, warum es so wenig Junge unter den Imkern gibt. Vielleicht liegt es auch an der Zeit, die die Bienenzucht in Anspruch nimmt, das viele abschreckt. Denn die Pflege ist intensiv, lernte auch Michael Keller. Er und Kromers 14-jähriger Enkel gehören mit Abstand zu den jüngsten Vereinsmitgliedern.Aber Kromer stellt derzeit fest, dass zu den angebotenen Kursen inzwischen auch jüngere Interessenten kommen. Der Bezirksimkerverein hat 15 Völker in Löffingen stehen, fünf in Bachheim. Insgesamt zählt der Verein knapp 50 Mitglieder, die zusammen 360 Bienenvölker haben. Die Betreuer des Lehrbienenstands arbeiten ehrenamtlich und sind jedes Wochenende vor Ort. Die Neuimker lernen von ihnen alles, was sie in Theorie und Praxis rund um die Bienenzucht wissen müssen, angefangen bei Pflege und Krankheit bis hin zum Umgang mit den Bienen. Auch die Vereinsinsekten gehören zur Rasse der Carnica. "Sie sind am meisten verbreitet und nicht so aggressiv", sagt Kromer. "Es kann ohne Schleier gearbeitet werden." Nur wenn das Wetter nicht so gut ist, zieht der 75-Jährige ihn an. Michael Keller dagegen trägt den Schutz meistens. "Ich habe Respekt vor den Tieren und bin teilweise noch zu hektisch", sagt er selbstkritisch. Sein Ziel ist es, mit den Bienen ruhiger umzugehen. Und künftig will er auf seiner Wiese in Löffingen auch noch mehr Bienenvölker ansiedeln. Doch nicht nur dort, in Donaueschingen vor seinem Firmengebäude möchte er im kommenden Jahr ebenfalls zwei Bienenkästen aufstellen. Und was passt besser zu einem fast vollständig kompostierbaren Öko-Haus, als fleißige Bienen vor der Tür?