Kunst trifft Humor: Wie ein großes Stück einer herausgetrennten Stuckverzierung wirkt diese Skulptur von Kasia Fudakowski. Doch wer den Kopf nach rechts zur Seite legt, kann in dem derzeit in Donaueschingen gezeigten Werk auch das markante Profil von US-Präsident Donald Trump erkennen. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Stipendiaten: Künstler von Fürstenberg Zeitgenössisch zeigen in Heilgenberg enstandene Arbeiten

Seit 2011 vergibt Fürstenberg Zeitgenössisch jährlich drei Arbeitsstipendien an internationale Künstler, die von einem Kuratorium im Dialog mit dem Donaueschinger Erbprinzenpaar Christian und Jeanette zu Fürstenberg ausgewählt werden.

Donaueschingen. Neben einer finanziellen Unterstützung erhalten die Stipendiaten in den Sommermonaten die reizvolle Gelegenheit, auf dem am Bodensee gelegenen Schloss Heiligenberg zu wohnen und in diesem außergewöhnlichen Rahmen mit großem geschichtlichen Hintergrund zu arbeiten.

Mit der Ausstellung "Sechs Richtige" präsentiert Fürstenberg Zeitgenössisch nun in Donaueschingen die Resultate des vergangenen Jahrgangs. Und wie sich zeigt: Diese sind überaus facettenreich und assoziativ. Zum Beispiel bei Kasia Fudakowski. Die Berlin lebende Künstlerin thematisiert in ihrer Arbeit das Verhältnis von Künstler, Objekt und Betrachter.

Ihre Skulpturen, Videos und Performances changieren zwischen Projektionsfläche und Handlung und erzählen beziehungsreich von gesellschaftlichen Erwartungen und subjektiven Wünschen.

Die dabei entstehenden Ungereimtheiten und Verkehrungen sind Elemente des Komischen. Ihre Skulpturen aus Keramik, Rattan, Metall, Salzteig und Ton spielen mit dem menschlichen Bedürfnis, sich selbst in allem wiederzuerkennen, und ahmen anthropomorphe, also menschenförmige Figuren nach.

In Heiligenberg sind auf diese Art Skulpturen entstanden, die wie herausgetrennte Stücke von Stuckverzierungen wirken. Seitlich betrachtet, erkennt man jedoch die Gesichtsprofile bekannter Politiker, beispielsweise von Donald Trump und David Cameron. Fudakowskis handwerkliche Camouflage – indem sie ein Material so verwendet, als wäre es ein anderes – ist eine Einladung an den Betrachter, dem entlarvenden Potenzial des Witzes zu folgen.

Die in New York lebende Künstlerin Sam Anderson zeigt in Donaueschingen kleine Skulpturen wie "Desk Set", das ein auf einer Muschel stehendes Liebespaar darstellt. Eine andere Skulptur, "Helpful Waitress Angel", hat dagegen einen Bezug zu einer Pieta, also einer trauernden Marienfigur.

Andersons figurative Arbeiten bewegen sich zwischen künstlich-assoziativen und lebensechten Darstellungen. Der kleine Maßstab ihrer Werke, die häufig auf oder nahe am Boden gezeigt werden, ruft eine Übersicht hervor, die gepaart ist mit dem Bedürfnis, sich nach ihnen zu bücken. Nicht zuletzt das Animalische lässt an Fabeln oder fabelhafte Sequenzen denken, die Projektionsflächen für grundständige menschliche Bedürfnisse bieten.

Literarische Vorlagen

Die Titel ihrer Arbeiten geben zwar Hinweise auf konkrete literarische Vorlagen, bedeutsamer aber ist das Potenzial der entstehenden Bilder, die in der Zeit und der Bewegung angehalten an Filme erinnern.

Die Bilder und Zeichnungen von Mark van Yetter haben auf eine besondere Art und Weise narrative Qualitäten, erzählen gleichsam kleine Geschichten. Seine Stillleben und Porträts, traumartige Sequenzen und kleine Szenen sind vermeintlich klar erkennbar, entwickeln jedoch ihren erzählerischen Charakter aus ihrer Mehrdimensionalität.

Betrachterstandpunkte und bühnenartige, teils räumlich verschachtelte Anordnungen setzen in diesen Werken eine ganz eigene Bewegung in Gang. Van Yetters Zeichnungen und Malereien, zumeist Öl auf Papier, wechseln dabei zwischen unheimlichen und humorvollen Eindrücken und übertreten ganz selbstverständlich verschiedene Realitätsebenen.

In seinen Bildern stellt er Szenen nebeneinander, die eine ähnliche Komposition haben, symbolisch oder assoziativ vergleichbar sind, jedoch verschiedene Bedeutungen haben. Eine Socke, ein Paar Schuhe, Boxhandschuhe: die Dinge sind zwar erkennbar in den Bildwelten van Yetters, aber letztlich wird die Beziehung von Bild und Realität subtil kommentiert.

Eine künstlerische Strategie, die auch seine beiden Kolleginnen erfolgreich anwenden und den Betrachter dazu einladen, die eigenen Vorstellungen von Bild und Wirklichkeit zu hinterfragen.

Die Ausstellung "Sam Anderson, Kasia Fudakowski, Mark van Yetter – sechs Richtige" ist bei Fürstenberg Zeitgenössisch, Am Karlsplatz 7 in Donaueschingen bis 27. August zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Samstag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr