Maria Baptist begeistert die Konzertbesucher der Hör-Baar im Strawinsky-Saal
Von Gunter Faigle
Donaueschingen. Maria Baptist ist eine fulminante Jazzpianistin. Ihre fest gebündelte Energie, ihr gewaltiger Einfallsreichtum, ihr überragendes spielerisches Können und ihre weite Kenntnis der zahllosen Stilrichtungen des Modern Jazz haben der Donaueschinger Hör-Baar einen zweiten musikalischen Glanzpunkt beschert.
"Self-Portrait" ist der Titel ihrer vor acht Monaten erschienenen und zuvor in New York eingespielten CD. Maria Baptist hat in diesem musikalischen Selbstporträt in zwölf Titeln Dinge kompositorisch umgesetzt, die ihr wichtig sind: persönliche Begegnungen, das Leben als Frau, die Atmosphäre in Großstädten, Naturstimmungen und Reiseeindrücke. Diese Stücke bildeten den Grundstock ihres Solokonzerts im Strawinsky-Saal.
Es ist faszinierend, wie organisch Maria Baptist Gegensätzliches zusammenzufügen versteht. Wie sie in einem ihrer Stücke etwa über einem ständig wiederkehrenden Grundrhythmus im Bass zunächst ein vertraut tönendes Klangmuster entfaltet und dem dann pianistisch souverän eine intensiv an- und abschwellende Dynamik verpasst; wie sie plötzlich und unerwartet in verrückten Figurinen aus dem Free Jazz landet; wie sie nahtlos in akkordische Gefilde zurückfindet, Anleihen aus dem Virtuosentum einflicht, feines Perlen in den höchsten Tonlagen einstreut und schließlich mit kraftvollem Körpereinsatz ein abruptes Ende hinknallt – das hat große Klasse.
Maria Baptist hat darüber hinaus ein selten so ausgeprägt zu hörendes Verhältnis zu den vertracktesten Ausformungen der Rhythmik. Als Beispiel mögen die Passagen gegen Ende von "Falling night" dienen.
Und was ihren Umgang mit dem Tempo betrifft, kann man nur sagen: Sie hat ein ästhetisches Gefühl sowohl für die Ruhe, etwa in ihrer "Piano Ballad", als auch für Geschwindigkeitsextreme wie in "Avus". Gut 50 Jazzfreunde sind, was Wunder, hellauf begeistert.