Matthias Hall feiert heute seinen 90. Geburtstag. Foto: ewk Foto: Schwarzwälder-Bote

Aasener feiert heute 90. Geburtstag / Zwölf Jahre im Gemeinderat / Sein Feldkreuz mahnt zum Frieden

Donaueschingen-Aasen (ewk). Seinen 90-jährigen Geburtstag feiert heute Matthias Hall am Burgring in Aasen.

Wenn man ihn ernsthaft fragt, kann der Jubilar bewegende Geschichten aus seinem langen Leben erzählen, das ihn im Zweiten Weltkrieg an die Atlantikküste, auf die Krim und nach Ostpreußen und in jahrelange Gefangenschaft nach Leningrad führte.

Im Elternhaus unterhalb vom Gasthaus Burg verbrachte er mit drei Schwestern die Kindheit und Schulzeit. Mit 14 Jahren arbeitete er bei Gartenbau Jäger in Donaueschingen. 1939, als Deutschland in Polen einfiel, war dies eine passende Arbeit für Landwirtssöhne, die Wehrbauern im Osten werden sollten, erinnert Hall sich.

1943 musste er zum Reichsarbeitsdienst und bei Brest Schützengräben am Atlantikwall bauen. Noch im selben Jahr wurde er zu den Panzerpionieren eingezogen. An der Ostfront erlebte er auf der Krim den Rückzug der deutschen Truppen, wurde verwundet und kam Anfang 1944 nach Königsberg, wo er 1945 die Kapitulation erlebte und in russische Gefangenschaft geriet. Im Lager in Leningrad wurde gehungert und gestorben. Die 3000 deutschen Gefangenen arbeiteten in einer Rüstungsfabrik.

Matthias Hall hat diese schweren Jahre überlebt, nimmt klaglos hin, dass er unter solchen Bedingungen seine jungen Erwachsenenjahre verbringen musste. Vielmehr erinnert er sich an gute russische Kollegen und dass die Ernährungslage der dortigen Bevölkerung auch nicht besser war. Erst Weihnachten 1949 war er wieder zu Hause in Aasen.

Der Vater war 1946 gestorben und die Mutter hatte mit den drei Töchtern die Landwirtschaft weiter betrieben. Bald nahm er Arbeit im Wald auf, und 1953 bot sich die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Stahlbauschlosser zu machen. Dem Lehrbetrieb Görlacher ist er dann bis zum Ruhestand treu geblieben.

1958 heiratete er Anna Glöckler aus Waltershof bei Freiburg, mit der er bis 1990 den elterlichen Hof am Burgring betrieb. Hier wuchsen Sohn und Tochter auf, und die Enkel kommen gerne hierher zu den Großeltern.

Matthias Hall ist das älteste Mitglied der Altersmannschaft der Feuerwehr. Zudem hat er sich von 1959 bis 1971 als Gemeinderat und von 1964 bis 1991 im Vorstand der Warengenossenschaft Aasen engagiert. Als Dank für die Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft schmiedete Matthias Hall ein Feldkreuz. Als "Mahnung zum Frieden" steht es seit 1990 im Gewann Himmelreich am Feldweg zum Weiherwald.

Im schön renovierten Geburtshaus am Burgring kann man einen heiteren, liebenswürdigen Jubilar erleben, der zufrieden auf sein langes, bewegtes und arbeitsreiches Leben zurückblickt.