An der Wendt­hütte in Neudingen hatte sich der Angriff mit der zerschlagenen Flasche am 12. Juli ereignet. Foto: Vollmer

Familien-Streit eskaliert: Opfer wird mit Bierflasche am Hals verletzt. Wunde muss in Klinik mit 16 Stichen genäht werden.    

Donaueschingen-Neudingen - Es fing an wie Tausende andere Grillfeste in diesen heißen Tagen und endete nach einer Attacke mit einer zerschlagenen Bierflasche blutig und um ein Haar sogar tödlich für das 43-jährige Opfer eines Familienstreits, den es nach eigenen Angaben nur schlichten wollte.

Gegen den vermeintlichen Angreifer, den Cousin des Opfers, ermittelt inzwischen die Kriminalpolizei in Villingen. Der Tuttlinger Opferanwalt Tobias Glaenz spricht von versuchter Tötung.

Schön gefeiert und auch etwas getrunken

Es war Sonntag, 12. Juli, als sich eine Familie telefonisch zu einem kurzfristig organisierten Grillfest treffen wollte. Ziel der Feier war die Neudinger Wendthütte. Diese liegt im Wald auf der Länge, hoch über dem Gnadental. Die Familie des Opfers verbrachte den Tag bei einem Sommerfest eines Fußballvereins in der Nachbarschaft, wo der zehnjährige Sohn beim Jugendturnier mitspielte. Wieder daheim in einem Geisinger Stadtteil war er von der Einladung zum Grillfest von seiner Lebensgefährtin überrascht worden, und so ging es wohl umgehend zusammen mit ihr, mit Sohn und 13-jähriger Tochter nach Neudingen.

Nach Aussage einer Verwandten habe man zunächst auch schön gefeiert mit acht Erwachsenen und sechs Kindern – und auch etwas getrunken. Persönlich habe er aber nur drei kleine Bier getrunken, gibt das Opfer an. Alkohol sei aber nicht ursächlich für den heftigen Disput mit seinem Cousin gewesen, sondern dessen schlechte Laune. "Ich habe ihn gefragt, weshalb er so abseits sitze und schlecht gelaunt dreinschaue", erzählt das Opfer. Der Cousin habe dann von seinem Bruder geredet, von dem er enttäuscht sei, weil dieser seine Arbeit verloren habe. "Er soll nicht so negativ über seinen Bruder reden und lieber mit uns feiern, habe ich erwidert, doch dann ist er wütend geworden", gibt der 43-Jährige zu Protokoll. Daraufhin habe er sich wieder den Anderen zugewandt.

Kurze Zeit später soll dann der spätere Angreifer in Streit mit seinem anwesenden Bruder geraten sein. "Ich wollte nur schlichten", erzählt das Opfer, dann habe sich der Streit plötzlich gegen ihn gerichtet. Mehrfach habe er alle aufgefordert, sich wieder zu beruhigen. Das sei nicht gelungen. Er solle sich nicht in das Gespräch von Brüdern einmischen, sei ihm erwidert worden. Sekunden später habe der Cousin dann zu einer Flasche gegriffen, diese zerschlagen und ihm gedroht, den Hals aufzuschneiden. Sekunden später habe dieser ihn angegriffen worden, er habe die Attacke aber abwehren können. "Der daraufhin geworfenen Flasche konnte ich noch knapp ausweichen."

Von einem zweiten Mann sei er dann von hinten angegriffen worden, gefallen und mit Fußtritten traktiert worden. Ein von einem Arzt im Tuttlinger Klinikum diagnostizierter Rippenbruch sei Resultat dieser Schläge. Trotz Schmerzen sei es ihm gelungen aufzustehen. Der Cousin habe sofort wieder mit einer zweiten zerbrochenen Flasche angegriffen und ihn am Hals getroffen. Erst dann habe sich der Angreifer zurückgezogen.

Halsschlagader nur um Haaresbreite verfehlt

Stark blutend sei er dann mit drei Familienmitgliedern sofort Richtung Tuttlinger Klinikum gefahren. Weil es ihm immer schlechter gegangen sei, habe man in Immendingen die Ambulanz und Polizei alarmiert.

Im Polizeiprotokoll wird der operierende Notarzt zitiert, dass der Patient mit 16 Stichen am Hals genäht werden musste und wohl überlebte, weil die Halsschlagader nur um Haaresbreite verfehlt worden sei.

Info: Ermittlungen

Die Ermittlungen seien für die Polizei trotz eines auf den ersten Blick klaren Sachverhalts nicht einfach, meint Thomas Kalmbach, Pressesprecher der Tuttlinger Polizeidirektion. "Fakt ist, wir haben ein Opfer und eine Schnittwunde. Aber alle Beteiligten und Zeugen sind verwandt und können vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen." Daher sei man auf die Kriminaltechnik angewiesen. Man habe die vermeintlichen Tatwaffen gesichert, untersuche die Flaschen nach DNA-Spuren und erhoffe sich daraus Klarheit. Erst dann wolle die Polizei diesen Vorfall offiziell veröffentlichen.