Nach einem Marsch am 4. Oktober durch Donaueschingen bezogen die Soldaten 1913 die Baracken. Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor 100 Jahren am 4. Oktober wurde Donaueschingen zum militärischen Standort erhoben

Von Franz-J. Filipp Donaueschingen. Die 100-jährige Geschichte der Garnison Donaueschingen und die Aufstellung der Deutsch-Französischen Brigade 1989 als binationaler Großverband verkörpern die Entwicklung zweier europäischer Staaten und par excellence deutsch-französische Beziehungen.Mehr noch: Aus dem Zusammenwachsen entwickelte sich 1993 auch das Eurokorps und damit sehr früh ein Baustein für das heutige Europa.

Mit dem 4. Oktober 1913 nun jährt sich mit der Fertigstellung der ersten Unterkunftsbaracken im Linsenösch zwischen Villinger Straße und Friedhofstraße die Geschichte zum 100. Mal. Die Geschichte der Garnison ist bis heute ein Stück Stadtgeschichte geblieben und ist wie zuletzt durch die Diskussion um die Ausweisung von militärischen Übungsgeländes lebendig geblieben.

Donaueschingen als Garnisonsstadt hatten bereits die Römer bis zum Überfall der Germanen 260 nach Christus für sich aus strategischen Gründen entdeckt. Auch das Fürstenbergische Militär des Schwäbischen Kreises zog im 18. Jahrhundert seine Truppenkontigente zum Infanterieregiment Fürstenberg neben Heiligenberg, Stühlingen und Kinzigtal hier auf der Baar zusammen, rieb sich aber im Koalitionskrieg 1801 gegen österreichische, russische und englische Truppen auf.

Mit der Badischen Revolution 1848/1849 und dem Aufruf des Gemeinderates schrieb Donaueschingen erneut Militärgeschichte, als sich zur Volksbewaffung für eine Bürgerwehr 4000 Menschen meldeten .

1913 und 1914 waren es später die Balkankriege, die eine unsichere außenpolitische Lage Deutschlands wider spiegelten. 273 Städte hatten zuvor 1912 um die Einrichtung einer Garnison gebeten, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen.

Dies galt vor allem für die Fürsten- und Beamtenstadt Donaueschingen, in der man sich gerade nach der Brandkatastrophe vom 5. August 1908 einen Kaufkraftzufluss erhoffte und wie es Julius Wittelwegg damals poetisch in die Worte kleidete: Grieß Gott, Du stolzes Regiment. S’ischt bekannt in alle Städt, was des fir große Vortil hett.

Die Eisenbahnverbindungen und die Nähe zu eventuellen künftigen Einsatzorten ließen Donaueschingens Bedeutung durch die Grenznähe zu Frankreich als strategischen Standort für eine Mobilmachung wachsen.

Die Stadt stellte vier Hektar und 21 Ar Fläche unentgeltlich zur Errichtung der Kasernengebäude bereit, am 12. August 1913 wurde mit dem Kriegsminsiterium ein entsprechender Vertrag hierzu unterzeichnet.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb das Interesse an dem Erhalt der Garnison bestehen und 1920 löste die fertiggestellte Infanterie-Kaserne die Baracken als Unterkunft ab, die im Juni 1913 in Auftrag gegeben und im Juli errichtet worden waren. Diskutiert worden war damals auch, die Soldaten provisorisch in der ehemaligen Uhrenfabrik Union Clock unterzubringen, was aus Brandschutzgründen abgelehnt wurde. Auch eine Verlegung an die Dürrheimer Straße hatte ihre Befürworter, kollidierte aber mit den Interessen der Kurgäste und Grundbesitzern.

1918 waren 2000 Soldaten stationiert

Für die Schießstände wurden Grundstücke im Gewann Im Staad, Schoren und Dullenberg erworben. Mit dem Marsch durch die Stadt und schließlich dem Bezug der Baracken am 4. Oktober 1913 wurde Donaueschingen nun mit der Ankunft des Infanterieregiments 170 Garnisonsstadt.

Ende 1918 waren bei knapp 4000 Einwohner bereits 2000 Soldaten stationiert. Durch den Versailler Vertrag und die fixierte Verkleinerung des Heeres nach dem Ersten Weltkrieg verblieben in Baden bis 1936 lediglich drei Standorte. Einer davon war als westlichster Militärstandort Deutschlands die Fürstenberg-Kaserne.

1935 zog die Artillerie (ArtRgt5) ein und nahm im Zweiten Weltkrieg an Russlandfeldzügen teil. Die verbleibenden Ersatzeinheiten nahmen nach Abzug und Verlegung der aktiven Truppenteile 1939 zuletzt bei Kriegseinsätzen am Westwall oder im April 1945 bei Eberswalde teil. Noch heute zeugt die Heilige Barbara als Schutzpatronin am südlichen Westeingang von der damaligen Belegung. Am 20. April rückten die letzten deutschen Truppen vor dem Einmarsch der Franzosen gegen 11.30 Uhr mit den ersten Panzern der 19. Brigade de chasseurs à pieds am folgenden Tag ab. Frankreich installierte nach Kriegsende ein Schützenregiment aus Kolonialtruppen, meist Marokkanern. In den Folgejahren wechselten sich das 110. Motorisierte Infanterieregiment, Teile der französischen Raketeninfanterie oder Hilfstruppen der französischen Streitkräfte ab.

Erst 1990 kamen mit der Panzerkompanie 550 auch wieder deutsche Soldaten nach Donaueschingen. Seit 1992 ist dort das Jägerbataillon 292 stationiert, seit 1994 das 110. französische Infanterieregiment, womit die Entstehung eines militärischen Unikums eingeläutet wurde: Die Deutsch-Französische Brigade.