Panik-Rocker Udo-Lindenberg auf der Bühne des Strawinsky-Saales: Volkmar Staub (links) und Florian Schroeder bei der Zugabe 2016. Die Kabarettisten machen seit 13 Jahren mit ihrem satirisch zugespitzten Jahresrückblick regelmäßig auch in Donaueschingen Station. Foto: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Satirischer Jahresrückblick mit Volkmar Staub und Florian Schroeder im Strawinsky-Saal

Donaueschingen. Sie lassen die gut 250 Besucher gleich zu Beginn ins "Horror-Skop" blicken: Ein Video aus einer Wahlrede von Donald Trump, der inzwischen als 45. amerikanischer Präsident ins Amt eingeführt ist, eröffnet den bissigen Rückblick auf das Jahr 2016. Die Kabarettisten Volkmar Staub, 1952 geboren in Brombach/Lörrach, und Florian Schroeder, 1979 ebenfalls in Lörrach geboren, zerren den Horrorclown Erdogan auf die Bühne und kündigen schon einmal die Götterdämmerung von Angela Merkel an und Sigmar Gabriels Karriere-Ende als Kaiser bei Tengelmann.

Volkmar Staubs Winnetou, bei dem "Sarah Klapperschlange Planwagenknecht" ebenso auf dem Weg durch die Savannen ist, wie Olaf Scholz, der Sam Hawkins des hohen Nordens und das Halbblut Özdemir Cem Cem: Das ist erneut ein großer Auftritt mit dem nackten Oberkörper eines Buddha.

Andererseits setzen Staub und Schroeder Hoffnung auf die Bundeskanzlerin: Wenn sie das Vertrauen ausspricht, endet das in der Regel mit einem Rücktritt: Denn kaum hat sie Papst Benedikt XVI. das Vertrauen ausgesprochen, reichte er seinen Ruhestand ein, so dürfte auch Donald Trump ein Kinderspiel sein.

Die Pointen des Duos sind witzig, manchmal bissig, manchmal kommen sie aber auch ein bisschen zäh daher. Die bevorstehende Wahl des deutschen Bundespräsidenten mit den Kandidaten Thomas Gottschalk und Günter Jauch oder das "Budderweggle", den die Linke gerne auf den Thron heben würde, André Rieux gar, der "allen mal die Meinung geigen könnte", sind Kalauer, sie reizen nicht wirklich zum Lachen. Die Landespolitik mit der "Win-Winfried-Situation" Kretschmann und Grün-Schwarzer Koalition hat etwas mehr satirische Schärfe: Die Grünstreifen werden nun halt etwas breiter, die Kröten werden nur noch zur Hälfte über die Straße getragen. Indessen ist der Kelch Guido Wolf an uns vorbei gegangen, "jeder Radfahrer weiß es, denn wer hat schon gern den Wolf am Arsch". Und weil die FDP bei der Regierung kneift, "haben wir die gelben Säcke halt am Straßenrand stehen lassen." Das ist gutes und witziges Polit-Kabarett.

Florian Schroeder spießt den deutschen Angstfaktor auf, wie er in den Großbuchstaben der Bild-Schlagzeilen aufblitzt und böse Gefühle schürt, angesichts der Terroranschläge von Berlin. "Einfach mal die Klappe halten", wäre die beste Reaktion. Die von Innenminister und Katastrophenschutz geforderte Notbevorratung mit bis zur Decke gestapelten Klopapierrollen, wird da eher zu einer Lachnummer.

Dann noch: Erdogans Rolle als "Türsteher Europas", der verhindert, dass die "geile Party in den Innenräumen nicht durch die Asis gestört wird", enthält eine ganze Menge bittere Wahrheit, bei der das Lachen eher stecken bleibt. Plötzlich weiß man nicht mehr, wer an allem schuld ist. Es geht um Panama-Papers und "einsames Anlage-Kapital", und den Hirntod Europas, einen "amputierten Kontinent", der an fremdenfeindlichen Allergien ebenso leidet, wie am zunehmenden "Rechts-Populismus", bringen die beiden ihre Sicht der Dinge mit einem bewusst falsch ausgesprochenen Fremdwort auf den satirischen Punkt.