Husch, husch, mal schnell erinnert. Unterschiedliche Reaktionen und Diskussionen löste der Vorschlag vor zwei Jahren im Gemeinderat aus, mit Stolpersteinen das Schicksal der Juden Donaueschingens zu würdigen. Nun legt die Verwaltung Alternativen vor. Foto: Gabbert

Flyer soll über die Schicksale jüdischer Familien in Donaueschingen informieren. Mehrere Vorschläge.

Donaueschingen - Bereits im Oktober 2012 hatte sich der Gemeinderat in Donaueschingen mit dem Thema befasst, die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus durch so genannte "Stolpersteine" im Gehweg dauerhaft im Gedächtnis der Nachkriegsgeneration zu verankern. Im vergangenen Jahr dann auch hatte ein Student der Hochschule der Polizei mit einer Bachelorarbeit "Das jüdische Leben in Donaueschingen vor und nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten – Darstellung polizeilicher Restriktionen" weitere fachliche Betrachtungen zu diesem Thema über die Spuren jüdischen Lebens auf der Baar nachgeschoben.

Dies vor allem, weil das Novemberpogrom 1938 an Donaueschingen nicht spurlos vorbeigegangen war und die damals geplante Arisierung und Enteignung jüdischer Geschäftstleute auch in Donaueschingen eine Gewaltmaschinerie in Gang gesetzt hatte.

Zur Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lebten 18 Juden in Donaueschingen, mit der Pogromnacht war auch das Schicksal der letzten Juden in der Kreisstadt besiegelt, allesamt Geschäftsleute, die mit dem Zwangsverkauf zugleich ihre Existenz verloren: Fritz Bensinger in der Rosenstraße 11, Henriette und Sohn Max Lindner in der Zeppelinstraße 10, Siegfried Weil in der Haldenstraße 2 und die Erben des Kaufmanns Guggenheim in der Max-Egon-Straße 14.

14 der Steine wären damit möglich. Die Stadtverwaltung hatte vor zwei Jahren deshalb angeregt, Mittel für "Stolpersteine" in den Haushaltsentwurf 2013 einzustellen. Allerdings gab es auch kritische Stimmen, die statt einer Würdigung dieser Menschen und ihrer Schicksale durch die kunstvoll gestalteten Steine im Gehweg den Rückblick eher mit Füßen getreten sahen.

Am kommenden Dienstag wird der Hauptausschuss hierüber erneut abstimmen und ebenso Alternativen zu den bisher vorgestellten goldenen Pflastersteinen vorstellen. Die Erinnerungstiefe deutlich erhöhen könnte somit ein Faltblatt, das öffentlich ausgelegt oder bei Stadtführungen mit Lageplan der betreffenden Häuser der jüdischen Familien verteilt werden könnte.

Gesonderte Stadtführungen

Die Kosten hierfür werden von der Stadtverwaltung mit 425 Euro angegeben. Die Stadtführungen sollen dabei das Thema bündeln in gesonderten Führungen. Auch wurden vom Amt für Kultur bereits Schulen angeschrieben, um auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen.

Als weitere Möglichkeit der öffentlichen Anteilnahme wird von der Verwaltung ein virtueller Rundgang mit QR-Codes oder Apps als ein mögliches Modul der Erinnerungen vorgeschlagen. Zwischen 5000 und 15.000 Euro werden für die Umsetzung veranschlagt.

Als dritter Vorschlag ist die Einstellung eines Kurzfilms auf der Internetplattform YouTube angedacht. Hiefür werden die Kosten ebenfalls auf 5000 bis 15 000 Euro geschätzt. Die Stadtverwaltung schlägt vor, dass man einen Flyerin Auftrag gibt.

Die Namen der Betroffenen, für die 14 Stolpersteine vor den jeweiligen Hauseingängen möglich wären:

Fritz Bensinger (Rosenstraße 11), Regina Bensinger, Margot Bensinger, Hannelore Bensinger, Karl Bensinger, Henriette Lindner (Zeppelinstraße 10) Max Lindner, Malitta Lindner, Doris Lindner, Siegfried Weil (Haldenstraße 2), Frieda Weil, Hugo Weil. Für Bona und Dagobert Guggenheim (Max-Egon-Straße 14) wurde bereits in Konstanz ein "Stolperstein" verlegt.