Voller Hoffnung haben sich Oliver Kaltenbach (von links), Kai Sauser, Gerhard Werb und Patrick Schmoll vor zwei Jahren dem Projekt Buy Local angeschlossen. Nun steht fest: Für Donaueschingen bringt es eigentlich nichts. Archivfoto: Jakober Foto: Schwarzwälder-Bote

Hauptversammlung: Gewerbeverein will Mitglieder besser erreichen / "Buy Local" bringt nichts für die Stadt

Unter der Hand hatten schon viele Mitglieder des Gewerbevereins Kritik geübt. Was bringt uns der Zusammenschluss? Das Interesse, sich einzubringen, scheint entsprechend gering. So waren gerade einmal zehn der rund 150 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung gekommen.

Donaueschingen (jak). Immerhin scheint das Vorstandsteam Oliver Kaltenbach, Gerhard Werb und Patrick Schmoll die Problematik erkannt zu haben: "Uns ist bewusst geworden, dass wir zwar viel im Hintergrund machen, aber unsere Mitglieder die Arbeit überhaupt nicht mitbekommen", erklärt Kaltenbach. Denn der Gewerbeverein biete mehr als die jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen und die Tassenaktion.

So habe beispielsweise die Baustellen-Situation im Jahr 2015 zu so vielen Treffen mit politischen Vertretern geführt, dass man sich schon mal gefragt habe, ob man noch ein Gewerbeverein sei oder Lokalpolitik betreibe. So etwas soll zukünftig nicht mehr an den Mitgliedern vorbei gehen. "Das ist ganz schlechte Vereinsführung", sagt Kaltenbach.

Die Lösung soll eine neue Internetseite bringen: Dort können die Gewerbevereins-Mitglieder dann nützliche Informationen abrufen. Beispielsweise, wenn es um die Diskussion "südliche Innenstadt" und die Reduzierung der Parkplätze geht. Solche Informationen blieben bislang beim Vorstandstrio und erreichten die Mitglieder nicht.

Apropos Innenstadtentwicklung: Da sieht der Gewerbeverein enormen Gesprächsbedarf. Geplant sind Treffen mit den Gemeinderatsfraktionen, um diese für die eigenen Interessen zu sensibilisieren. Denn für die aktuelle Situation des Donaueschinger Handels, macht Kaltenbach in zwei Entscheidungen verantwortlich: die Beruhigung des Rathausplatzes und die Neuansiedlung am Posthof. Dadurch sei der Handel extrem geschwächt worden – so etwas dürfe nicht noch einmal passieren.

Doch nicht nur im Rathaus macht der Gewerbeverein Fehler aus, sondern auch in den eigenen Reihen. Vor zwei Jahren hatte das Vorstandstrio noch stolz den Beitritt zum Projekt "Buy Local" verkündet. "Es trifft sich gut, dass unsere Ideen sich mit einem Profi zusammenbringen lassen", sagte Schmoll im September 2015. Heute klingt das ganz anders: "Das bringt uns vor Ort gar nichts", kritisiert Kaltenbach. "Buy Local" betreibe nur Lobbyarbeit, die gewünschten Impulse für Donaueschingen gebe es nicht. Einzig Ideen, wie Eichhörnchen-Gummibärchen oder Eichhörnchen-Ausstecher zu Weihnachten würden vom Zusammenschluss kommen. "Für alles andere fehlt das Geld, weil wir kein Budget haben", so Kaltenbach. Und das Geld des Gewerbevereins könne nicht verwendet werden, weil nicht alle Mitglieder sich "Buy Local" angeschlossen haben. "Bevor wir noch mehr Geld versenken, beenden wird das besser", sagt Kaltenbach.

Neue Impulse verspricht sich der Gewerbeverein da eher von der Initiative "Wir für Donau", die Jay Jones, Sabrina Günther, Pascal Marquardt und Christian Köster ins Leben gerufen haben und die Dienstleister in Donaueschingen an einen Tisch bringen soll. Die Idee: ein größeres Netzwerk aufbauen, bei dem sich die Mitglieder gegenseitig ergänzen und unterstützen. Das Ziel: Donaueschingen gemeinsam voranbringen. Hört sich erst einmal nach einem neuen Gewerbeverein an. Soll es aber nicht sein.

"Wir sehen das nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung", sagt Kaltenbach. Schließlich seien die Gastronomen im Gewerbeverein zwar immer Mitglied gewesen, hätten bislang aber keine große Lobby gehabt, weil alles immer auf den Handel ausgerichtet gewesen sei.

Doch ist das ein Ersatz für Buy Local: "Selbst in München haben sie zu kämpfen und machen eine Aktion ›Kauf Lokal‹", sagte Angelika Schmid von Lederwaren, Obergfell, die gerne noch einmal über das Thema diskutiert hätte. "Wir sind für neue Ideen offen. In der Summe sind diese aber bislang immer am Finanziellen gescheitert", erklärt Patrick Schmoll.

Seit drei Jahren führen Oliver Kaltenbach, Gerhard Werb und Patrick Schmoll den Donaueschinger Gewerbeverein gemeinsam. Bei der Jahreshauptversammlung wurde das Trio im Amt bestätigt. Ebenso die Kassenprüfer Marcus Milbradt und Joachim Heizmann.