Einmal Händchen halten mit einer hübschen Frau, die 90 Jahre alten Figuren der Schlaraffenkapelle haben eine umfangreiche Mechanik, die sich immer noch bewegen lassen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Fastnacht: Narrenzunft erweckt am Museumstag Figuren der Schlaraffenkapelle zum Leben

Die meisten Figuren der Schlaraffenkapelle schlummerten in den vergangenen Jahrzehnten im Keller des Zunftmuseums vor sich hin.

Donaueschingen. Herbert und Gabi Moch weckten sie in den vergangenen Monaten aus ihrem Schlaf, und am kommenden Sonntag können fast 20 Figuren in neuer Pracht bestaunt werden. "Es ist eine Ausstellung zum Anfassen", verspricht Herbert Moch.

Zum Museumstag am 22. Mai hat sich die Narrenzunft Frohsinn in diesem Jahr wieder etwas einfallen lassen. Die Holzfiguren mit Mechanik der Schlaraffenkapelle genießen einen legendären Ruf innerhalb der Zunft; auch die meisten Mitglieder dürften sie in dieser Zusammenstellung noch nicht gesehen haben.

Mehrere Wochen Arbeit investierten Herbert und Gabi Moch in die Ausstellung. Die Mechanik wurde wieder gangbar gemacht und für einige der Figuren mussten neue Kleider genäht werden.

Erstmals 1926 beim Zunftball gezeigt

In der Donaueschinger Narrenchronik von Rudi Schlatter ist zu lesen, dass die Holzfiguren erstmals im Jahr 1926, beim Zunftball, gezeigt wurden, damals unter dem Namen Ryfkabylen-Kapelle: "Zum Frohsinnsball mit viel Humor kam ein Schlaraffen-Musikchor und spielte mit viel Genie die Frohsinnsnarrensymphonie". Rudi Schlatter trug in seiner Chronik weiteres Material über die Schlaraffen zusammen: "Während oder nach dem Umzug spielten die Musiker der Kapelle meist mit Akkordeon und Schlagzeug den Narrenmarsch. Die anderen Mitglieder bedienten die zum Teil sehr ausgeklügelte Mechanik der mitgeführten Figuren, deren Arme, Beine, Köpfe, Zunge, Hüte und anderes im Takt bewegt werden konnten."

Die meisten Figuren stammen aus der Werkstatt von Schmiedemeister Franz Enz. Kapellmeister war damals Johann Heizmann. Es werden auch Auftritte in anderen Städten erwähnt, etwa in Villingen im Jahre 1928. 1935 wurde die Besetzung der Kapelle durch Mitglieder des Narrenrates ergänzt. Standartenträger war auch Anton Meder, damals Narrenvater in der Zunft; Dirigent war zu der zeit der "lange Fritschi".

Besucher dürfen die Mechanik ausprobieren

Herbert Moch ergänzt: "Die Kapelle geriet in Vergessenheit, bis Anfang der 1990er-Jahre Mitglieder der Hansel- und Gretlegruppe sie kurzzeitig wiederbelebten. Musikinstrumente, Kostüme und Hüte wurden nach alten Vorbildern gefertigt. Es folgten Auftritte bei Blauhemdsitzungen sowie beim Strählen am Fasnachtsdienstag. Auch an Umzügen am Schmutzigen Dunnschtig im Jahr 1992 und am Fastnachtssonntag nahm die Gruppe auch teil."

Die Besucher erwartet etwas Besonderes, da die stabile Mechanik der Figuren immer noch funktioniert und sie ausprobieren dürfen, was man an den Schlaraffen-Figuren alles bewegen kann. "Gerade die Figuren, die mechanisch zu den Klängen des Narrenmarsches bewegt wurden, beeindrucken noch heute durch skurriles Aussehen und ihre handwerkliche Gestaltung", erzählt Herbert Moch.