Stefan Rohrers Arbeit Flower Power stammt aus dem Jahr 2010. Aus dem Dach werden scheinbar Lenkrad und Sitze herausgeschleudert. Fotos: Museum Art Plus/Art Plus Foundation Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Werke des Museums Art Plus sind an zahlreichen Orten in der Donaustadt zu finden

Im September 2009 öffnete das heutige Museum Art Plus unter dem Namen Museum Biedermann seine Türen und präsentiert seitdem in wechselnden Ausstellungen internationale zeitgenössische Kunst in seinen Räumen neben dem Schlosspark.

Donaueschingen. Doch das Museum bringt die Kunst auch direkt zum Betrachter. Von Beginn an bespielt das Museum den Stadtraum mit Kunstwerken aus der hauseigenen Sammlung. Die öffentlichen Anlagen werden so zum Kunstraum, zum erweiterten Museum, in dem sich die Bewohner und Besucher der Stadt unter freiem Himmel mit zeitgenössischer Kunst auseinandersetzen können, heißt es in einer Mitteilung. Die Kunstwerke sind zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich, sodass sich die Auswirkungen der verschiedenen Tages- und Jahreszeiten an ihnen beobachten lassen.

Der Rundgang beginnt am Bahnhof. Gegenüber im Karlsgarten umgrenzt seit 2009 eine Lichtskulptur der Stuttgarter Künstlerin Chris Nägele (Jahrgang 1960) den Irmabrunnen mit der großen, aus Bronze gegossenen Mutterfigur. Von dem Karlsruher Bildhauer Emil Sutor 1939 geschaffen, soll sie das Frauenbild in der Zeit des Nationalsozialismus widerspiegeln, das die Rolle der Frau in der Gesellschaft vor allem als Mutter sah.

Heutzutage ist die Rolle der Frau weit vielfältiger. Die Neon-Arbeit Blickwechsel von Chris Nägele wolle dieses ambivalente Verhältnis reflektieren: "Was am Tag wie eine Umzäunung wirkt, wird bei Dunkelheit zu einer geheimnisvoll mystisch leuchtenden Lichtsäule, in deren Zentrum die Skulptur steht", heißt es in der Pressemitteilung.

Weiter führt der Weg zum Parkplatz vor den Donauhallen. "Hier sorgt mit Flower Power (2010) eine farbenfrohe Autoskulptur des Künstlers Stefan Rohrer (Jahrgang 1968) für Aufsehen. Ein blauer VW Käfer scheint hier mit viel Schwung zum Stehen gekommen zu sein. Aus dem aufgerissenen Dach, dessen Teile nun Blütenblättern ähnlich aus der Karosserie wachsen, werden scheinbar durch eine plötzliche Sprengkraft das Lenkrad und die Sitze herausgeschleudert.

Die dynamische Bewegung wurde förmlich im Moment des Unfalls festgehalten und zu einem skulpturalen Bild materialisiert, das einer gerade aufbrechenden, blauen Blüte gleicht", heißt es in der Mitteilung. So mache Flower Power die Ambivalenz zwischen Geschwindigkeitsrausch und Katastrophe, zwischen Schönheit und Zerstörung anschaulich. Bevor die Arbeit im Herbst 2010 hier ihren Platz einnahm, habe das Gefährt schon auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Nun geht es zurück ins Residenzviertel. Biegt man kurz vor der Schützenbrücke in den Museumsweg Richtung Museum, so erwartet einen gleich linker Hand mit Ast-Porträt (2009) eine künstlerische Arbeit des koreanischen Künstlers Jinmo Kang (Jahrgang 1956). Zu Füßen eines Kirschbaumes sind metallene Schuhabdrücke montiert, die die Schritte direkt unter den Baum leiten. Nimmt man dort seinen Platz ein und schaut nach oben, blickt man in eine offene Würfelform aus Spiegeln, die kunstvoll um eine Astgabelung des Baumes angebracht wurde und ein faszinierendes Spiel endloser Spiegelungen und Brüche des eigenen Abbildes inmitten von Zweigen, Blättern oder auch Blüten eröffnet: "Kunst, Natur und Mensch verbinden sich hier auf einzigartige Weise."

Ein paar Meter weiter steht, von weitem schon sichtbar, mitten in der Brigach die Lichtplastik (2014) von Paul Schwer (Jahrgang 1951). "Sie wirkt wie ein Fremdkörper in der idyllischen Umgebung, setzt sich ihr kraftvoll, aber doch in einer nahezu unbeschwerten Leichtigkeit entgegen. Nachts erstrahlt sie in kräftigen Orange- und Blautönen, die sich im bewegten Wasser spiegeln."

Paul Schwer ist eigentlich Maler, bewege sich in seiner Kunst aber stetig im Spannungsfeld zwischen Malerei und Skulptur. Mit seinen Installationen und Objekten aus bemalten und verformten Plexiglasplatten verlasse er die zweidimensionale Bildfläche und dehne seine Malerei in den Raum aus.

In unmittelbarer Nähe des Museumsgebäudes ballen sich die Kunstwerke. Auf dem Museumsvorplatz ragt der rund fünf Meter hohe Lightning Strike (2008) von David Nash (Jahrgang 1945) in die Höhe. Die Plastik aus Cortenstahl, die von Besuchern und Gästen auch oft als Giraffe bezeichnet werde, wurde 2011 in der Ausstellung "Back to the Roots" aufgestellt und sei seitdem fast schon zu einer Art Wahrzeichen geworden, heißt es weiter in der Mitteilung: "Das vielfältige Zusammenspiel von Natur und Kunst ist das zentrale Thema im künstlerischen Schaffen des britischen Künstlers, dessen bevorzugtes Arbeitsmaterial eigentlich Holz ist.

Seit Jahrzehnten erforscht er in vielfältiger Weise dessen Formbarkeit, Widerständigkeit und Verletzlichkeit. Dabei ist ihm der Baum ein unerschöpflicher Lehrmeister, ein lebendiges Gegenüber mit kalkulierbaren Reaktionen, aber auch Widerständen und Unwägbarkeiten."

Am anderen Ende des Platzes flankieren zwei weitere Arbeiten von Jinmo Kang den Eingang zum Fürstenbergischen Park. Baum-Porträt und Stein-Porträt wurden zur Eröffnung des Kunsthauses 2009 speziell für diesen Ort geschaffen und sind bis heute ein fester Bestandteil.

Kang pflanzte einen Kirschbaum und legte einen großen Findling daneben. Mit verschieden starken Stahlrohren bildete er detailliert die vielfältigen Verzweigungen des jungen Kirschbaumes und die Kontur des massiven Steins als luftige, dreidimensionale Umrisszeichnung nach. Baum und Stein sind für Jinmo Kang Individuen, denen er wie einem Menschen in den Portraits seinen Respekt zollt. Der Mensch sehe sich als Herr über die Natur, so Jinmo Kang in einem Interview, doch nichts von dem, was Menschen herstellen, reiche in Perfektion und Schönheit an das heran, was die Natur hervorzubringen vermöge.

Die neueste Skulptur, die in der Ausstellung Between vor dem Museum aufgestellt wurde, ist die Arbeit Rorschachtelephone (2015) von Sebastian Kuhn (Jahrgang 1977). "Das Spiel mit Licht- und Farbreflektionen sowie die Verwendung von Spiegelflächen – und damit der Einbezug des Betrachters durch sein eigenes Spiegelbild – sind hier wesentlich", wird in der Mitteilung erklärt. Sebastian Kuhn arbeite meist mit vorgefertigten Massenprodukten, zeitgenössischen Materialien und Alltagsgegenständen. Diese funktioniere er um oder zerlege sie, um daraus neue, ungewöhnliche Verbindungen herzustellen. Hier endet die Spaziergangsroute zu den Außenskulpturen des Museums.

Weitere Informationen: Führung am 29. September, 19 Uhr (fünf Euro pro Person). Treffpunkt ist das Museum Art Plus.