Sanierung: Haus Fürstenberg nimmt großen Aufwand in Kauf / Zeugnis des Architekten der Gedächtniskirche

Im August 1910 wurde keine 100 Meter südlich der Donauquelle ein Bauwerk vollendet, das seit Kurzem nach aufwändiger Sanierung wieder zu den attraktiven historischen Fotomotiven der Stadt zählt: Donautempelchen heißt es im Volksmund.

Donaueschingen. Die zeitgenössische Bauakte aus der Kaiserzeit, die im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv verwahrt wird, trägt hingegen einen wesentlich gewichtigeren Titel: Tempelbau über dem Donauquell-Ausfluss.

Die Geschichte: Es handelt sich um ein Geschenk des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. an den Fürsten Max Egon II. zu Fürstenberg, der zumindest ab 1907 zu den engsten Freunden des Kaisers zählt. Das wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass das Oberhaupt des Deutschen Reiches bis 1910 etwa zehn Mal in Donaueschingen und Umgebung weilte. Die auf den vier horizontalen Dachträgern des kleinen Monuments eingemeißelte lateinische Inschrift lautet in deutscher Übersetzung: "Die Quelle der Donau hat ausgeschmückt der Kaiser der Deutschen Wilhelm II., Sohn Friedrichs, Enkel des großen Wilhelm."

Das Bauwerk: Es gibt Hinweise darauf, dass Wilhelm II. den kleinen Donautempel persönlich entworfen hat. Die konkrete Detailplanung und Bauausführung übertrug er allerdings Franz Schwechten, der in den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg zu den renommiertesten deutschen Architekten gehörte. Schwechten hatte eine starke Neigung zu repräsentativer Architektur und pflegte die historisierenden, nachahmenden Stilformen; dies entsprach den kaiserlichen Bauvorstellungen bestens.

Betrachtet man den Tempel von unten nach oben, fällt der Blick zunächst auf das stabile Fundament aus Granit, welches über dem Auslauf des unterirdisch von der Donauquelle herfließenden "Donaubächle" verankert ist und von einem Löwenkopf geschmückt wird – unter anderem ein Sinnbild imperialer Macht.

Auf diesem Fundament stehen vier Marmorsäulen, die ein Quadrat von drei auf drei Metern bilden. Die F.F. Bauakte vermerkt dazu: "Der Oberbau ist mit Ausnahme der Säulenschäfte, welche aus rotem Veroneser Marmor bestehen, ganz aus hellem Untersberger Marmor hergestellt" – ein Kalkstein, der im Salzburger Land gebrochen wurde. Die Kapitelle, also die Kopfstücke der Säulen, sind Vorbildern der griechischen Antike nachempfunden.

Zwischen den Säulen sind an den drei der Uferböschung zugewandten Seiten Gitter aus Bronze eingebaut. Das Tempeldach schließlich hat die Form einer Pyramide, in die Ziegel eingemeißelt sind. Den Abschluss in etwa 6,60 Metern Höhe bildet ein Pinienzapfen – speziell in der römischen Antike ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens überhaupt.

Die Sanierung: Nachdem das Donautempelchen schon in den 1980er-Jahren deutliche Verfallserscheinungen aufwies, entschloss sich das Haus Fürstenberg vor etwa drei Jahren dazu, das denkmalgeschützte Objekt im Einvernehmen mit dem Landesdenkmalamt sanieren zu lassen. Die große Sorgfalt erfordernde Arbeit wurde der Firma Bauer-Bornemann Steinrestaurierung in Bamberg übertragen, die hauptsächlich in den süddeutschen Bundesländern eine Fülle von Referenzobjekten vorweisen kann. Dazu zählen zum Beispiel die Basilika in Weingarten, das Kloster Hirsau und das Schloss Salem.

"Bauer-Bornemann ist eine Spitzenfirma", urteilt Andreas Beck, der im städtischen Bauverwaltungsamt mit dem Bereich Denkmalschutz betraut ist. Die oberfränkischen Spezialisten haben das Dach und die vier Säulen des Tempels abgebaut, in ihren Werkstätten wieder mustergültig hergerichtet und schließlich an ihrem angestammten Platz wieder aufgebaut.

Unter anderem mussten die unsichtbaren gegossenen Bronzeverklammerungen freigelegt und behandelt werden, die für die Gebäudestatik von elementarer Bedeutung sind. Der abgelagerte Kalksinter, der den Marmor hatte grau werden lassen, wurde mit dem notwendigen restauratorisch-handwerklichen Geschick abgeflammt. Die Grundsanierung der Bronzegitter lag wie zuvor das Donauquellengitter wieder in den Händen von Fritz Maier und Sebastian Schwab aus Triberg.

Das Fazit: Das Haus Fürstenberg hat sich mit Unterstützung durch das Denkmalamt für eine qualitativ anspruchsvolle und damit auch teure Sanierungsvariante entschieden. Die Kosten dürften sich auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen.

Ausgesprochen bedauerlich ist allerdings, dass das Donaueschinger Donautempelchen noch nicht einmal am 11. September, dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, vom Publikum aus nächster Nähe besichtigt werden kann.