Rüdiger Scholz, Militärpfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden, mit Kindern in Mali. Fotos: Bundeswehr Foto: Schwarzwälder-Bote

Forum "Anstöße" beschäftigt sich mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr / Fachleute erörtern Aufgaben

Von Elisabeth Winkelmann-Klingsporn

Donaueschingen/Schwarzwald-Baar-Kreis. "Müssen wir die Welt retten?" Unter diesem herausfordernden Titel stellen sich die "Anstöße", ein öffentliches Diskussionsforum der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, am Mittwoch, 28. Januar um 20 Uhr im Mariensaal, Donaueschingen, Eilestraße 4, den umstrittenen Fragen nach Bundeswehreinsätzen im Ausland. Konkreten Ansatz bietet Militärpfarrer Rüdiger Scholz, der gerade Bundeswehrsoldaten in Mali begleitet hat.

Scholz ist Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden. Nach Studium und praktischer Ausbildung hat er im Gemeindepfarrdienst gearbeitet und nach einem Dienstauftrag in Jerusalem das Evangelische Militärpfarramt der Bundeswehr für die deutsch-französische Garnison Müllheim übernommen mit den Standorten Donaueschingen und Immendingen.

In seinem Büro nahe bei der Truppe im Erdgeschoss der Mannschaftsunterkunft auf dem deutschen Militärgelände in Donaueschingen erzählt er engagiert von seiner Arbeit mit den Bundeswehrsoldaten. Seelsorge steht für ihn im Vordergrund, Ansprechpartner zu sein für die Männer und Frauen, die in der Bundeswehr Dienst tun, und für deren Familien zu den oft bedrängenden Fragen und existentiellen Problemen und Situationen des Soldatenalltags. Dazu kommen gut besuchte Gottesdienste, in Donaueschingen in der Friedhofskapelle, und Feldgottesdienste, Lebenskundlicher Unterricht, die Gestaltung von Begegnungs- und Themenwochenenden für die Soldaten und ihrer Familien und immer wieder die Begleitung der Soldaten bei Auslandseinsätzen.

Pfarrer Scholz ist es ein persönliches Anliegen, auf so vielfältige Weise für die Soldaten zur Verfügung zu stehen und sie im Alltag zu begleiten, außerhalb der militärischen Hierarchie und in seelsorgerlicher Verschwiegenheit. Angenommen werde dieses Angebot viel, zieht er Resümee: "Noch nie bin ich so viel seelsorgerlich tätig gewesen wie in der Bundeswehr."

Noch ganz frisch sind die Erfahrungen seines jüngsten Einsatzes in Mali. "Es ist nicht überall so wie in Afghanistan", stellt Scholz fest. Deutsche Soldaten sind in Mali nicht im Einsatz, sondern bilden Soldaten der malischen Armee aus. Die Situation in dem westafrikanischen Land mit etwa sechs Millionen Einwohnern ist bestimmt von den Angriffen islamistischer Truppen und Tuareks aus dem Norden. Nur im Süden, wo auch die Hauptstadt Bamako liegt, ist es einigermaßen sicher. Und nur hier sind auch die von den Einheimischen sehr geschätzten deutschen Soldaten stationiert.

Scholz hat im Einsatz in Mali viele persönliche Bezüge entwickelt, Fluchtgeschichten erlebt und die Armut in Mali, die auch die deutschen Soldaten belaste. Ein Anliegen ist dem Militärpfarrer, in den Medien und bei den Menschen Interesse für die politische Situation in Mali und die Menschen dort zu entwickeln.

Bei den "Anstößen" ist am Mittwochabend Gelegenheit, kritische Fragen zu erörtern. Sollten deutsche Soldaten nicht ausschließlich ihr Land verteidigen, statt in Konfliktherden der Welt für Ordnung zu sorgen? Wie sinnvoll sind Auslandseinsätze und was machen sie mit den Soldaten? Lässt sich Bürgerkrieg, Völkermord, Terrorismus mit militärischen Mitteln eindämmen?

Auf dem Anstöße-Podium werden das – wie immer unter Einbeziehung der Besucherinnen und Besucher – diese Fachleute erörtern: Gloria Axthelm, Hauptmann und Presseoffizier der deutsch-französischen Brigade, Ullrich Hahn vom Internationalen Versöhnungsbund, Militärpfarrer Rüdiger Scholz und Henning Walravens vom Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung.