Emotionen im Gemeinderat kochen angesichts von Nachträgen und Mehrkosten hoch

Von Franz-J. Filipp. Donaueschingen. Noch im November vergangenen Jahres schien bei der Begehung durch Gemeinderäte am Ende des ersten Bauabschnitts die Welt im so genannten Residenzviertel als künftiges Vorzeigequartier noch in Ordnung zu sein.

Gestern in der Sitzung des Gemeinderates offenbarte sich die bisherige Sanierung angesichts teurer Nachträge in Höhe von 295 000 Euro aus dem Jahr 2013, überplanmäßiger Kosten für die zuvor nie geplante Sanierung der Arkaden in Höhe von 150 000 Euro und 140 000 Euro Mehrkosten für die Quelltopfsanierung als ein einziges finanzielles Desaster. Gerade die anfangs mit 27 000 Euro kalkulierte Baustelleneinrichtung war auf 85 000 Euro in die Höhe geschossen.

Obendrein, so erklärte schließlich CDU-Stadtrat Johannes Fischer, sei mit der nun angekündigten Vollsperrung des Verkehrskontenpunktes zwischen Karl-, Moltke- und Heinrich-Feurstein-Straße das zumutbare Maß vor allem aus Sicht des Donaueschinger Einzelhandels überschritten zu sein. Stets sei man von einem Zeitraum von zweimal sechs Wochen ausgegangen, zürnte Fischer.

Heftig ins Kreuzfeuer der aufwallenden Emotionen geriet Projektleiter Dirk Meiser vom Stuttgarter Planungsbüro Lohrberg. Donaueschingens Bürgermeister Bernhard Kaiser wie auch Bauamtsleiter Josef Bea ließen in der rechtlichen Betrachtung der misslichen Lage keine Zweifel aufkommen, dass man die bisherigen Ausschreibungen nach VOB nicht sang und klanglos annullieren könne. "Wie sitzen in einer Zwangssituation" zog auch ein sonst eher gelassen agierender Bernhard Kaiser sein Fazit.

Stadtrat Müller: Das grenzt an Fahrlässigkeit

Sprichwörtlich Stein des Anstoßes ist der als Bodenbelang gewählte Naturstein aus Portugal, von dem Gemeinderäte noch nicht einmal überzeugt sind, dass er auch den Belastungen von Lastwagen standhält. Wie der Stuttgarter Planer eingestand, entfallen rund 56 Prozent der Gesamtkosten auf befestigte Flächen, die von einer Preissteigerung der Platten von 28 und 19 Prozent doch erhebliche Abweichungen zur Kostenberechnung beinhalten. Auch sei man in der Berechnung davon ausgegangen, dass man die Baustelleneinrichtung aus dem ersten Bauabschnitt erneut nutzen könne. Eine Maßnahme, die doch wesentlich spezieller nun werde.

Stadtrat Reinhard Müller sprach seitens der CDU von einer Enttäuschung und der Bitte, nach kostengünstigeren Belagsmaterial und Einsparpotenzial zu suchen. "Unsere Fraktion ist der Meinung, dass dies alles an Fahrlässigkeit grenzt".  Vor allem bedürfe es einer konsequenten Ursachenforschung.

FDP-Fraktionsführer Achim Durler sprach angesichts der Kostensteigerung von 218 Prozent ebenfalls von einer Enttäuschung. "Mit Freude können wir nun nicht an den zweiten Bauabschnitt gehen".

Für Wolfgang Karrer als Vorsitzender der SPD scheint es bei der langfristigen Sperrung der Straßen im Sommer ein Problem für die Fußgänger, nicht zuletzt für Schulklassen und Touristen, zu geben. Karrer sah jedoch nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts keine Möglichkeit, ein anderes Steinmaterial zu verwenden. Ein solches jetzt zu ordern, so Bürgermeister Kaiser, würde zumindest weitere Monate bis zur Lieferung in Anspruch nehmen.

"Wir sind bei insgesamt 17 Nachträgen schockiert", unterstrich für die GUB Franz Wild. Auch bei der Quellsanierung sei man von zunächst 600 000 Euro heute bei 1,6 Millionen Euro gelandet. Eine präzise Aufstellung aller Positionen sei der Planer schuldig.

Deutlicher wurde der Fraktionssprecher der Grünen Michael Blaurock: Der einzige positive Aspekt des Abends sei, dass der Planer den Mut habe, überhaupt zu kommen. Früher hätte man die Leute dafür gefedert und geteert. "Ich bin stinksauer über diese Schlamperei".

Einstimmig erging der Beschluss zu Mehrkosten bei den Arkaden, neun Enthaltungen gab es zur Finanzierung der Nachträge, zwei Gegenstimmen bei den Mehrkosten zur Quellsanierung.