Die Einweihung des Rathauses heute vor 90 Jahren am Sonntag, 26. September 1926. Repro: Wild Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathaus: Neubau vor genau 90 Jahren eingeweiht / Heute beginnt Sanierung / Räume dienen als Treffpunkt

Ein Datum – zwei Bedeutungen: Am Montag, 26. September 2016, startet die Sanierung des roten Rathauses in Allmendshofen, und am Sonntag, 26. September 1926, – also vor exakt 90 Jahren – beging die damals selbstständige Gemeinde Allmendshofen ihren großen Festtag.

Donaueschingen-Allmendshofen. Nach über einjähriger Bauzeit wurde damals das von den Architekten Josef Wehinger und Severin Heim geplante neue Rathaus in der Dorfmitte seiner Bestimmung übergeben. Der Neubau war vom Allmendshofer Gemeinderat unter Bürgermeister Karl Riegler beschlossen worden, nachdem das bisherige Rat- und gleichzeitige Schulhaus neben der St. Jakobus-Kirche zu klein geworden war, um beide Aufgaben zu erfüllen. Die Baukosten in Höhe von 75 000 Reichsmark wurden durch einen außerordentlichen Holzhieb im über 150 Hektar umfassenden Gemeindewald Oberholz bei Hubertshofen aufgebracht.

Wie das "Donaueschinger Tagblatt" in seiner Ausgabe vom 27. September 1926 ausführlich berichtete, war bei der feierlichen Übergabe fast das ganze, damals schon 825 Einwohner zählende Dorf auf den Beinen. Vom alten Rathaus aus zog der Gemeinderat und Bürgerausschuss unter Glockengeläute zum beflaggten Neubau, an dem der Männergesangverein 1876 Allmendshofen – heuer 140 und damals gerade 50 Jahre alt – die Feierstunde unter Leitung von Hauptlehrer Emil Behringer mit dem Lied "Das ist der Tag des Herrn" eröffnete. Mit den besten Segenswünschen übergab dann Architekt Wehinger die Rathausschlüssel an Karl Riegler. "Möge uns noch recht lange beschieden sein, im neuen Rathaus zum Wohle der Gemeinde unseres Amtes zu walten und möge dieses Gebäude auch in kommenden Generationen unsere Heimstatt sein", schloss der letzte Allmendshofer Schultes seine Ansprache.

Auch Stadtpfarrer Heinrich Feurstein, der schon seit 20 Jahren mit Allmendshofen als Seelsorger eng verbunden war und 16 Jahre später, am 2. August 1942, im Konzentrationslager Dachau verstarb, äußerte den Wunsch, dass "in dem Haus stets der Geist der Eintracht, der Gerechtigkeit und des sozialen Fortschritts herrschen möge". Beim Rundgang durch das repräsentative Gebäude mit seinen Treppengiebeln und seinem schon damals charakteristischen rötlichen Außenanstrich wurde allgemein die ebenso einfache wie geschmackvolle Inneneinrichtung gelobt, ehe der Männerchor im überfüllten Bürgersaal die Feierstunde beschloss. Anschließend waren die zahlreichen Gäste zu einem Frühstück und Frühschoppen in den Grünen Baum eingeladen, und am Nachmittag gab es auf "Schmied’s Wies" neben der Riedstraße ein Fest für die gesamte Gemeinde – vor allem aber für die Dorfjugend.

Bekanntlich konnte das neue Rathaus nur knapp sieben Jahre lang seinen Zweck erfüllen, denn am 1. August 1933 wurde die Gemeinde Allmendshofen im Zuge der sogenannten Gleichschaltung von den Nationalsozialisten nach Donaueschingen eingemeindet. In dem stattlichen Wahrzeichen Allmendshofens waren nacheinander eine Jugendherberge, der Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt und Ende der 50er-Jahre zwei Klassenzimmer der damals noch eigenständischen Volksschule Allmendshofen untergebracht. Heute dient das rote Rathaus dem Donaueschinger Fotoclub "Die Camera", dem MGV 1876 Allmendshofen, dem Allmendshofer Narrenverein Hans Heini Narro, dem Schachclub Donaueschingen sowie verschiedenen Gymnastikgruppen als Domizil und Begegnungsstätte. Nach dem Auszug des Freien Tauchteams Schwarzwald richten sich schließlich Allmendshofer Jugendliche derzeit im Erdgeschoss einen eigenen Raum ein. So ging der Wunsch des letzten Allmendshofer Bürgermeisters doch noch in Erfüllung.