Kläranlage besteht seit 50 Jahren / Tag der offenen Tür wird am Samstag gefeiert / Viele Schritte bis zur Klärung

Donaueschingen (gvo). Jeder weiß, dass es gut ist für unsere Umwelt, wenn man eine Kläranlage hat. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit. In vielen Landstrichen der Welt wird der Globus buchstäblich zum "Klobus": Alle Abwässer werden ungereinigt in die Flüsse geleitet.

Böden werden so stark belastet und für die Landwirtschaft unbrauchbar. Und auch das wertvolle Grundwasser wird verunreinigt. Ähnliche Verhältnisse drohten vor Jahrzehnten bei einer wachsenden Nachkriegswirtschaft auch in Deutschland. Entsprechend machte das Land in den 1960er-Jahren Druck auf die Kommunen, Reinigungsanlagen mit Landeszuschüssen zu bauen. Die Baar bildete keine Ausnahme: "Viele Bäche und Flüsse drohten zu kippen", blickt Bürgermeister Bernhard Kaiser zurück, der in Personalunion Geschäftsführer der Verbandskläranlage ist, deren 50-jähriges Bestehen am Samstag mit einem Festakt (11 Uhr) und einem Tag der offenen Tür (13 bis 17 Uhr) gefeiert wird.

Abwasser kommtaus fünf Gemeinden

Aber wie funktioniert eigentlich eine Kläranlage? Die Verbandskläranlage im Donaueschinger Haberfeld, die von einem neunköpfigen Team um Leiter Martin Eschenhagen betrieben wird, reinigt die Abwässer von Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen sowie Bad Dürrheim und Brigachtal.

Zur Anlage gehören zudem 13 Pumpwerke und Messstellen sowie die Betriebsführung der Kläranlage Wolterdingen, die auch noch die Abwässer von Tannheim, Hubertshofen und Mistelbrunn reinigt.

Zehn Millionen Kubikmeter Abwasser werden pro Jahr an 365 Tagen rund um die Uhr gereinigt. Und das sehr gut. Das über drei biologisch-mechanische Klärstufen gereinigte Wasser kann bedenkenlos in die Donau abgeleitet werden. An einer vierten Stufe wird noch gearbeitet, die unter anderem auch Medikamentenreste aus dem Wasser eliminiert.

An die Reinigungsleistung dieser Kläranlagen werden nicht ohne Grund höchste Ansprüche gestellt. Denn die Donau gibt bekanntlich über die Versinkung in Immendingen und Friedingen viel von ihrem Wasser ab, das über die Aachquelle den Bodensee erreicht. Damit wird der größte Trinkwasserspeicher Europas aus dem Schwarzwald gespeist, der wegen mangels Kläranlagen und Überdüngung einmal selbst zu kippen drohte. Die Anlage liefert seit Jahrzehnten beste Reinigungsleistungen. Dies zeigen landesweite Betriebsvergleiche. Die Kläranlage Donaueschingen erreicht immer Spitzenplätze. Und so funktioniert's:

Einlaufwerk und Rechenanlage (Grafik: 1 und 2): Hier fließt alles Wasser zu. Der Gitterabstand beträgt drei bis sechs Millimeter, womit "Strandgut" hängen bleibt. Dieser Müll wird entwässert und an Müllverbrennungsanlagen geliefert.

Sand- und Fettfang (3) gehören zum mechanischen Teil der Reinigung. Um im Wasser befindliche Sandbestandteile (etwa mit Regenwasser von Straßen gespült) und Fette (Küche) und Öle zu entfernen, bedient man sich der Physik. Durch Bremsen der Fließgeschwindigkeit kann sich der Sand nach unten absetzen, Fette und Öle schwimmen obenauf. Mit entsprechenden Räumvorrichtungen werden sie aus dem Sand- und Fettfang entfernt. Der Sand wird dann ausgewaschen und kann im Straßen- und Landschaftsbau wieder eingesetzt werden. Öle und Fette werden entweder in eine Biogasanlage oder in die auf einer Kläranlage vorhandenen Faulbehälter gepumpt.

Kleinlebewesenals Reinigungshelfer

Im Vorklärbecken (4), letzte Stufe der mechanischen Reinigung, wird das Schmutzwasser etwa eine Stunde gelagert, damit sich Schmutzstoffe absetzen können. Auf den Boden gesunkene Stoffe werden mit Räumern entnommen. Das Schlammgemisch wird durch Wasserentzug eingedickt und in die Faulbehälter (11) gepumpt.

Im Belebungsbecken (6) übernehmen Kleinlebewesen (Einzeller, Bakterien) die weitere Reinigung. Die Becken bestehen aus zwei Bereichen, einem belüfteten (aeroben) und einem unbelüfteten (anaeroben) Teil. Im Belebungsbecken werden gelöste organische Kohlenstoffverbindungen (Kohlenhydrate, Eiweiße, verbliebene Fette) durch die Bakterien abgebaut. Dann erfolgt die Eliminierung von Stickstoff- sowie Phosphatverbindungen (Düngemittel, früher Waschmittel), die für die Überdüngung von Gewässern und Algenwachstum verantwortlich sind.

Das Abwasser gelangt zunächst in den unbelüfteten Teil des Beckens. Hier werden die Kohlenstoff- und Phosphatverbindungen abgebaut. Dazu benötigen die Bakterien den Sauerstoff des im belüfteten Teil des Beckens entstandenen Nitrats (Stickstoff-Sauerstoff-Verbindung), genannt Denitrifikation. Der Stickstoff kommt hauptsächlich über Harnstoffe wie Urin (Stickstoff-Wasserstoff-Verbindung) in die Kläranlage. Im belüfteten Teil des Belebungsbeckens wird er von Bakterien in Nitrit und Nitrat umgewandelt (Nitrifikation). Dazu entnehmen die Bakterien dem Harnstoff den Wasserstoff und ersetzen ihn durch Sauerstoff, der durch die Belüftung zugeführt wird. Das nitrathaltige Abwasser wird in den unbelüfteten Teil der Anlage zurückgeführt; das Nitrat wird hier denitrifiziert, also in Stickstoff und Sauerstoff zerlegt.

Nachklärbecken (8): Ungelöste und gelöste Stoffe sind nun weitgehend entfernt, geblieben ist Wasser und die gewachsene Bakterienmasse. Im Nachklärbecken setzen sich die flockenartigen Bakterien auf dem Boden ab, werden hier entnommen und teilweise als Belebtschlamm wieder ins Belebungsbecken zurückgeführt zurückgeführt. Der nicht benötigte Rest wird in Eindickern (10) entwässert.

Da der Gesetzgeber zum Schutz der Flüsse und Seen vor Überdüngung die Einleitwerte von Phosphat immer weiter gesenkt hat, wird zur Phosphorelimination neben den Bakterien auch eine chemische Fällung mit Eisen-, Aluminiumsalze oder Kalk eingesetzt (17). Danach gelangt er in die Faulbehälter (11). Die organischen Bestandteile werden unter Ausschluss von Sauerstoff zu Methangas umgewandelt. Mit dem gewonnenen Methan (742 000 Kubikmeter pro Jahr) wird ein Blockheizkraftwerk (15) betrieben, das Wärme und Strom erzeugt. Über 50 Prozent ihrer Energie produziert die Kläranlage selbst.

Schlamm kommt inVerbrennungsanlage

Während das gereinigte Wasser in die Donau abgeleitet wird, wird der verbliebene, aber energiereiche Schlamm unter Druck einer Filterpresse weiter entwässert und zur Trocknung in die Biowärme-Anlage nach Bräunlingen verfrachtet. Getrocknet wird der Schlamm als benergiereicher Sondermüll in Verbrennungsanlagen verbrannt.