Durch ihr Abstimmungsverhalten bei der EU hat die Bundesregierung den Weg geebnet, gentechnisch veränderten Mais auch in Deutschland zuzulassen. Weder Verbraucher noch Bauern und Landwirtschaftsverbände wollen den Mais aus der grünen Gentechnik. Foto: Patrick Pleul

Etappensieg für die grüne Gentechnik der Großkonzerne. Auswirkungen auf Lebewesen völlig unklar.

Donaueschingen - Im späten Frühjahr wird er wieder gesät: der Mais. Im Laufe des Sommers wachsen die Keimlinge zu rund zwei Meter hohen Pflanzen heran und bilden ihre Früchte aus. Doch was wird da in den kommenden Jahren auf den Baaremer Feldern wachsen? Naturmais oder genetisch veränderte Sorten?

Die einen denken bei Mais an Popcorn und gegrillte Maiskolben, andere an Biogasanlagen und große Monokulturen oder an den Maiszünsler, einem Schädling. In unserer Region wandert der größte Teil in Biogasanlagen, um Strom und Wärme zu erzeugen, ein weiterer Teil wird verfüttert an Kühe und Schweine oder geht in die Futtermittelindustrie. Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) spricht sich klar gegen den Genmais aus. Doch dies könnte sich nach dem Willen der EU-Bürokraten ändern. Dort wurde kürzlich der Weg geebnet, gentechnisch veränderten Mais aussäen zu dürfen.

Ein wichtiger Etappensieg für die Konzerne wie Bayer und Monsanto, die seit Jahren in diesem Segment experimentieren. Das machen sie nicht nur für Mais, sondern beispielsweise auch für Baumwolle. Hier konnten sich die Konzerne schon durchsetzen, beispielsweise in Indien. Dort gibt es eine Region, die in den Medien den wenig rühmlichen Namen "Selbstmordgürtel" bekam. Der ARD-Weltspiegel und andere Medien zeichnen folgendes Bild: Die dortigen Baumwollbauern verließen sich auf folgende Aussagen der Konzerne: gentechnisch veränderte Baumwolle bringt einen höheren Ertrag, und es muss weniger Pflanzenschutzmittel gespritzt werden. Jedoch – der höhere Ertrag blieb aus, das genveränderte Saatgut mit dem darauf abgestimmten Spritzmittel war um einiges teurer, die Ausgaben stiegen, die Einnahmen blieben gleich oder verringerten sich aufgrund des Preisverfalls, die Bauern mussten mehr investieren, nahmen Kredite bei den Banken auf, die sie niemals zurückbezahlen können. Am Schluss steht eine ausweglose Situation. Die Lösung der Bauern: Selbstmord. Der Ernährer für die Familie fehlt somit, die Familie wird ins tiefe Elend gestürzt

In der EU war unter anderem die Bundesregierung einer der Mitschuldigen, den Weg für den Genmais zu ebnen. Während andere Länder klar Stellung bezogen mit einem Ja oder Nein, enthielt sich das Abstimmungsschwergewicht Deutschland der Stimme. Und das, obwohl viele Politiker selbst dagegen sind. So haben beispielsweise Bayern und Mecklenburg-Vorpommern angekündigt, von der regionalen Ausstiegsklausel Gebrauch machen zu wollen und den Genmais in ihren Bundesländern zu verbieten. Doch gentechnisch veränderte Maispollen machen vor Ländergrenzen nicht halt. Zusätzlich hat die Onlineplattform Campact eine Petition gegen den Genmais ins Leben gerufen, bei der innerhalb weniger Tage über 200 000 Online-Unterschriften zusammenkamen. Diese wurden auch im Vorfeld der Brüssler Abstimmung übergeben.

Welche Vorteile hätte nun ein solch gentechnisch veränderter Mais für die Landwirte? Argument der Konzerne: Es wird weniger Spritzmittel benötigt, und ein eingeschleustes Bakterium produziert Gift gegen den Maiszünsler. Gegner befürchten jedoch, dass eher mehr Pestizide benötigt werden, sorgloser mit ihnen umgegangen wird und die Schädlinge Resistenzen bilden. Also künstlich eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, die nicht mehr aufzuhalten ist, denn neue Resistenzen benötigen neue Pestizide. Dies wurde schon in Brasilien beobachtet, wo eine Genmaissorte angebaut wird.

Darüber hinaus kann noch keiner absehen, welche Auswirkungen der Pollenflug auf die natürlichen Sorten haben wird. Erfahrungen wurden indes in der Praxis im Bezug auf Verfütterung an Tiere gemacht, so beobachteten US-amerikanische Bauern, dass ihre Schweine, die hauptsächlich mit genmanipuliertem Soja und Mais im Laufe der Zeit eine geringere Fruchtbarkeit aufwiesen, ein direkter Nachweis über den Zusammenhang ließ sich zwar nicht erbringen, ist aber höchstwahrscheinlich.

Die Beobachtung, dass dieser Mais ungesund ist, scheint der französische Molekularbiologe Prof. Gilles-Eric Seralini, Universität Caen, zu bestätigen. Es ist zugegebener Maßen eine umstrittene Studie, doch sollte diese zu denken geben. Er fütterte 200 Ratten zwei Jahre lang. Die Tiere wurden in zehn Gruppen aufgeteilt. Ein Teil waren die Versuchsratten, die mit Monsanto-Genmais gefüttert wurden, ein Teil wurde als Kontrollgruppe mit konventionellem Mais gefüttert. 17 Monate nach Studienbeginn zeigte sich, dass die Tiere der Versuchsgruppe wesentlich öfter an Brust-, Leber- und Nierenkrebs erkrankten und fünf Mal mehr tote Tiere aufwiesen als die konventionell gefütterten.

Selbst MdB Elvira Drobinski-Weiß (SPD), Abgeordnete für den Ortenaukreis und tätig im Fachbereich Verbraucherpolitik, Ernährung und Landwirtschaft, warf der eigenen Koalition in einem ARD-Morgenmagazininterview Versagen auf ganzer Linie vor.