Ein deutsch-polnisches Quintett soll Autos im großen Stil gestohlen und weiterverkauft haben. (Symbolfoto) Foto: © Africa Studio/Fotolia.com

Deutsch-polnisches Quintett soll Opfer betrogen haben. Verhandlung wird am 23. und 30. Januar fortgesetzt.

Donaueschingen/Konstanz - Mit einem ebenso kriminellen wie ungewöhnlichen Geschäftsmodell soll ein deutsch-polnisches Quintett seinen gutgläubigen Opfern das Geld aus der Tasche gezogen haben. Den drei Männern und zwei Frauen wird vorgeworfen, vor allem in Spanien, aber auch in Polen und Deutschland neuwertige Autos gestohlen und danach im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Kreis Tuttlingen weiterverkauft zu haben. Und zwar in 16 Fällen, bei denen Einnahmen von 15.000 bis 40.000 Euro erzielt worden seien. Seit Dienstag muss sich die Bande am Landgericht Konstanz bei einem Prozess unter dem Vorsitz von Joachim Dospil verantworten. Die Vorwürfe: schwerer Bandendiebstahl, gewerbsmäßige Urkundenfälschung und gewerbsmäßiger Betrug.

Bei den potenziellen Tätern handelt es sich um ein Ehepaar aus Polen und einem seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Polen. Die beiden von Staatsanwalt Robert Aichele beschuldigten Deutschen stammen aus Donaueschingen. Sie sind beide Mitte 20, kommen aus gutbürgerlichen Verhältnissen, haben jeweils das Abitur und waren in Vereinen engagiert – auf die schiefe Bahn gerieten sie trotzdem.

Das Motiv steht nach dem ersten Prozesstag fest: Geldgier. Und auch die Rollenverteilung: Bei den Strippenziehern handelt es sich um die Polen, die beiden Deutschen waren nur die Handlanger. Vier der fünf Angeklagten befinden sich seit knapp einem Jahr in Untersuchungshaft und wurden in Fußfesseln und von Polizisten begleitet in den Schwurgerichtssaal des Konstanzer Landgerichts geführt.

Pikant: In einem Fall soll ein Mann in den Verkauf eines gestohlenen Autos verwickelt sein, der in der Region Baar/Schwarzwald vor einiger Zeit ein öffentliches Amt angestrebt hatte. Laut Auskunft der Staatsanwaltschaft sei der Mann angeklagt, ein Verhandlungs-Termin stehe aber noch nicht fest.

So funktionierte das Geschäftsmodell der Bande laut Anklageschrift: Das polnische Ehepaar beauftragte von ihrem Heimatland aus Diebe, vor allem Autos aus japanischer Produktion zu stehlen. Gleichzeitig ließen sie aus baugleichen Autos Fahrzeugpapiere entwenden, die in Polen "frisiert" wurden. Anschließend überführte ein angeheuerter Helfer die Toyotas und Mitsubishis nach Deutschland. Das übernahm der junge deutsche Mann und kassierte dafür jeweils 500 Euro. Wie oft er zwischen Spanien und Deutschland pendelte, blieb zunächst unklar. In Deutschland wurden die gestohlenen Autos dem dritten Polen übergeben, der wiederum Dritte mit Geld überzeugen konnte, die Fahrzeuge auf sie anzumelden – um so an deutsche Papiere zu kommen und die Autos dann weiterverkaufen zu können. Außerdem soll der Mitzwanziger den Polen eine Garage zeitweise überlassen haben. Dort, so die Anklage, seien unter anderem Manipulationen an Motor- und Fahrgestellnummern, an Tachoständen, an Navigationsgeräten und an Türschlössern vorgenommen worden.

Weshalb hatten es die potenziellen Autoschieber nur auf japanische Autos abgesehen? Deren Werkstätten sind in Europa nicht vernetzt. Trickserein sind deshalb nicht so leicht zu entdecken. Anders sieht es bei Autos aus deutscher Produktion aus. Werkstätten können hier zum Beispiel auslesen, dass der letzte Service in einem anderen Land gemacht worden ist.

Die Polizei kam der Bande auf die Spur, indem sie die Handys der Verdächtigen überwachte, sie observierte und fotografierte. Beweise, so ein als Zeuge geladener Kriminalhauptkommissar, seien auch auf einem bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Laptop gefunden worden. Ein verdeckter Ermittler sei ebenso zum Einsatz gekommen. Er trat als Käufer eines Fahrzeugs auf.

Dem jungen Deutschen werden zudem mehrere Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt. Er soll mit Ecstasy, Amphetamin, Marihuana in größeren Mengen und Kokain gedealt haben. Die Verhandlung wird am 23. und 30. Januar fortgesetzt. Das Urteil soll am 10. Februar verkündet werden.