Am Wegscheid zwischen Forbach und der Badener Höhe entstand diese Aufnahme der Schüler, auf einem großen Baumstamm Platz nahmen. Sie möchten die Erlebnisse der Tour nicht missen. Foto: Realschule Foto: Schwarzwälder-Bote

Trekkingklasse: Realschüler auf dem Westweg unterwegs

Die einen machen es aus Verbundenheit zur Natur, die anderen sehen es als sportliche Herausforderung – für die meisten ist es vor allem ein Abenteuer.

Donaueschingen. Die Rede ist von den 29 Mädchen und Jungen der Trekkingklasse an der Donaueschinger Realschule. Vor zwei Wochen kamen sie von ihrer Wanderung auf dem Westweg zurück und erzählten von ihren Erlebnissen und dem Gefühl, etwas Einmaliges in ihrem Leben geschafft zu haben.

320 Kilometer haben die Schüler an 16 Tagen von Pforzheim bis nach Basel zurückgelegt – das ist für zwölf- bis 14-Jährige eine tolle Leistung, zumal ihnen die eine oder andere Blase an den Füßen zu schaffen machte. "Wir sind stolz, es geschafft zu haben. Es war eine super Erfahrung", waren sich die Jugendlichen unisono einig.

Die Eltern hatten mehr Sehnsucht nach ihren Kindern, als die Schüler Heimweh

"Einerseits bin ich froh, wieder zuhause zu sein, andererseits traurig, dass die tolle Zeit so schnell vorbei war", sagt Elias Schuhmacher. Klassenlehrer Andreas Gottschling bescheinigt seinen Schützlingen: "Es haben alle gebissen." Und eines hat sich im Laufe der Tour auch herausgestellt: Die Eltern hatten mehr Sehnsucht nach ihren Kindern, als die Schüler Heimweh.

Was hat die Realschüler gereizt, diese Herausforderung anzunehmen? "So etwas macht man nur einmal im Leben", betont Simon Geisert. "320 Kilometer an einem Stück laufen und das mit so vielen Leuten." Für Elias Schuhmacher war vor allem der Spaß am Wandern der Anreiz: "Ich war schon immer viel mit meinen Eltern unterwegs."

Das Abenteuer Trekkingklasse startete bereits zum Ende des sechsten Schuljahres. Damals hatten sich die Mädchen und Jungen aus den fünf sechsten Klassen beworben und 30 von ihnen begannen neben dem eigentlichen Unterricht schon früh mit den Vorbereitungen für die Tour in Form eines ganz besonderen Schullandheimaufenthalts.

Jeden Mittwochmittag trafen sie sich und lernten das Kartenlesen, den Umgang mit Kompass und Navigationsgerät. Vor allem aber nahmen sie die Planung der einzelnen Etappen mit Hilfe des Wanderservice des Schwarzvereins in Angriff. Und sie machten kleinere Touren, um sich auch körperlich auf den Westweg vorzubereiten.

Eine zweitägige Probewanderung ist den Schülern in Erinnerung geblieben. Vom Schluchsee ging es über den Jägermatt auf den Feldberg und von dort an den Titisee und zum Bahnhof nach Neustadt. 18 Kilometer. Als sich die Schüler schon fast am Ziel wähnten, jagte sie der Lehrer noch die Sommerrodelbahn vom Titisee nach Lenzkirch-Saig hinauf, um über den Hochfirst letztlich nach Neustadt zu gelangen."Das war ein heftiger Anstieg und ich hatte danach zwei dicke Blasen an den Füßen", kann Mira Baum heute darüber schmunzeln, zumal die Hälfte der Klasse mit diesem Problem zu kämpfen hatte.

Mit neuen, eingelaufenen Schuhen und bestens vorbereitet nahmen sie und ihre 29 Mitschüler dann das große Abenteuer Westweg in Angriff. Mit ihrem Klassenlehrer sowie den Begleitern Anneke Telkämper, Lisa Wiest und Martin März starteten sie am 1. Juli mit viel Gepäck. Allerdings ohne Handy, das jedoch nur Alexander Zier gefehlt hat. Vielleicht ist er auch nur der einzige, der in dieser Beziehung ehrlich ist. Die anderen schmunzeln nur.

In Pforzheim angekommen, ging es zur Goldenen Pforte, wo ein Startbild gemacht wurde. "Da habe ich mir Gedanken gemacht, wie die nächsten Tage wohl werden", erzählt Gregor Hickl. Mit einem Rucksack – in dem das Wichtigsten drin war, das große Gepäck wurde von einem Begleitfahrzeug transportiert – ging es los. "Die erste Etappe kam mir sehr lang vor, später wurden die Strecken gefühlt immer kürzer", sagt David Baumann. "Eigentlich waren wir nach den einzelnen Etappen nie müde." Mit sportlichen Aktivitäten und Gesellschaftsspielen sowie der Arbeit an der Internetseite der Trekkingklasse ließen die Schüler die Tage ausklingen.

Übernachtet wurde unterwegs in Jugendherbergen, Wanderheimen und Naturfreundehäusern. Die lagen nicht immer direkt am Weg. Mit dem Wetter hatten die Wanderer Glück – in den 16 Tagen hat es nur zweimal geregnet, allerdings auch einmal richtig gehagelt. Einen Ausfall wegen einer Entzündung am Bein gab es zu beklagen. "Darüber waren alle traurig", sagt Klassenlehrer Andreas Gottschling.

Bei der neunten Etappe sind die Eltern mit von der Partie

Positiv in Erinnerung geblieben ist die Etappe über die Hornisgrinde. "Wir hatten einen super Ausblick über die Rheinebene bis hin zu den Alpen", erzählt Vera Baum. Krass fand Jona Fünschilling die Entfernung zwischen Belchen und Feldberg, obwohl nur eine Etappe dazwischen lag. "Der Feldberg war soweit weg." Und Laurin Wernet erinnert sich: "Der Weg auf die Hornisgrinde war schmal, steinig und mit Wurzeln übersät. Ich war froh, endlich das Gipfelkreuz zu sehen." Ein Erlebnis war auch der Besuch der Eltern sowie der achten und neunten Klasse, die bei der neunten Etappe, Sommerecke und Kirnbachtal, mit von der Partie waren.

In nur 16 Tagen wurde aus einzelnen Grüppchen eine verschworene Gemeinschaft. Mit der unterwegs oft gestellten Frage "Kann ich dir helfen" kam die soziale Kompetenz voll zum Tragen. Neue Freundschaften sind entstanden.

Die Trekkingklasse bleibt noch bis zur Mittleren Reife zusammen und bringt sich in die Schulgemeinschaft ein. Darüber ist auch Rektor Gerhard Lauffer froh: "Es ist unser Aushängeschild und einzigartig im Ländle. Die Schüler und Lehrer haben meine volle Unterstützung."

Weitere Informationen: Die Tourenberichte der Schüler im Internet: www.trekkingklasse.de

Die Trekkingklasse an der Donaueschinger Realschule wurde von Lehrer Gerhard Maier 2006 ins Leben gerufen und die große Westweg-Tour fand nur alle zwei Jahre statt. 2011 übernahm Andreas Gottschling diese etwas andere siebte Klasse und von da an wurde jedes Jahr gewandert – 2017 zum zehnten Mal.