Die geehrten Mitglieder zusammen mit Rudi Maulbetsch, Karin Langos und Lutz Auerswald vom Vorstand des Liederkranzes Dobel. Fotos: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Vereine: Auflösung des Liederkranzes Dobel / Mitglieder beschließen mit großer Mehrheit diesen Schritt

Auf der Sonneninsel gibt es bald einen Verein weniger: Der Liederkranz Dobel wird aufgelöst.

Dobel. In der Hauptversammlung stimmte die große Mehrheit der knapp 30 anwesenden von insgesamt 86 Mitgliedern dafür. Das Vorstandstrio aus dem Vorsitzenden Rudi Maulbetsch, Schriftführerin Karin Langos und Kassier Lutz Auerswald wurde einstimmig zu Liquidatoren bestellt.

"Dies ist ein Tag großer Trauer, ein Stück Dobler Kultur wird zu Grabe getragen", kommentierte Gerhard Westenberger, seit 54 Jahren Vereinsmitglied. Trotzdem zeigte auch er Verständnis für die Entscheidung, den ältesten Dobler Verein im 154. Bestehensjahr aufzulösen: "Rudi Maulbetsch hat um den "Liederkranz" gekämpft. Die Zeit aber ist eine andere gewor-den."

Schwer fielen manche Worte dem Vorsitzenden selbst. Er eröffnete die Versammlung mit einem Rückblick auf die Zeit vor 40 Jahren, als in einer fast ebenso kritischen Phase mit der Öffnung des Männergesangvereins für Frauen und Gründung des gemischten Chores eine Auflösung abgewendet werden konnte. Ein weiterer Glücksfall sei Dirigentin Siegrun Stütz gewesen, in deren äußerst erfolgreiches Wirken die Feier zum 125-jährigen Bestehen fiel. Auch die Festveranstaltungen zum 150-jährigen Bestehen 2012 unter der Vorsitzenden Karin Langos und mit Dirigent Michael Maisenbacher waren ein großer Erfolg.

Zahlreiche Aktionen

Maulbetsch zählte die zahlreichen Aktionen auf, die versucht wurden, um ab 2013 das Vereinsleben aufrechtzuerhalten, nachdem ein vierstimmiges Chorsingen aufgrund Sängermangels nicht mehr möglich war. Wie viel Energie er in das Fortbestehen des Vereins investierte, zeigte sich im Vorstandsbericht: Gemeinsam mit den jungen Musikern Jochen Haeger und Daniel Mast hatte Maulbetsch noch 2015 den Bodenbelag im Probenraum in Eigenregie erneuert. Für die Jahre 2012 bis 2014 hatte er beim Finanzamt eine Körperschaftssteuerfreistellung erwirkt.

Projekt scheitert

Die große Hoffnung, im Kindergarten ein Chorverbandsprojekt zu installieren und damit den Fortbestand des Vereins zu sichern, sei leider gescheitert. Weder er noch Kassier Auerswald als Vorsitzender des Fördervereins Kindergarten oder Bürgermeister Christoph Schaack für die Gemeinde hatten das Erzieherinnenteam hierfür gewinnen können.

Geehrt wurden 15 Vereinsmitglieder, viele davon Gründungsmitglieder des gemischten Chores. 30 Jahre passiv: Gebhardt Kull; 40 Jahre passiv: Ingrid Kluge, Renate Knöller, Gerhard König, Rita Lorenz, Waltraud Maulbetsch, Liesel Müller, Maria Neubauer und Frieda Treiber. Für 40 Jahre aktive und passive Mitgliedschaft die Sängerinnen und Sänger Siglinde Böttinger, Anneliese König, Brigitte Oberst-König, Sigrid Maul-betsch, Mathilde Müller und Lore Schenk.

Durch die gute Vorbereitung des Vorstandstrios konnten die Auflösungsmodalitäten zügig abgewickelt werden: Im Laufe eines Sperrjahres, das mit öffentlicher Bekanntgabe und Meldung der Liquidatoren beim Vereinsregister beginnt, wird das bewegliche Vereinsvermögen bewertet und schließlich verwertet. Was nicht verkauft werden kann, möchten Liquidatoren und Vereinsmitglieder an den Förderverein des Kindergartens geben. Das Barvermö-gen, das nach Abschluss der Verwertung verbleibt, soll nach einstimmigem Beschluss zur Hälfte dem Förderverein des Kindergartens für gesang-liche Projekte sowie dem Dob-ler Musikverein für die Jugendarbeit zukommen.

Die spontanen Zitate von Sigrid Maulbetsch aus der wechselvollen wie reichhaltigen Chronik des Traditionsvereins bescherten den anwesenden Mitgliedern einen zwar wehmütigen, aber auch versöhnlichen Versammlungsausklang.