"Auskrauteln ist nicht unbedingt meine Lieblingsarbeit" verrät Philipp Greul – mit Kollege Michael Lauf und Bauhofleiter Werner Schaible (von links) – unweit des Kurhauses im Einsatz. Foto: Schwarzwälder-Bote

Dobels Bauhofleiter Werner Schaible hat schon einiges erlebt

Von Winnie Gegenheimer

Dobel. "Heute Morgen wurde der Lkw auf die Schnelle repariert. Aber die Markierungsstangen für die Schneehöhen entlang der Feldwege sind schon aufgestellt. Wir arbeiten an den Rabatten an der Hauptstraße. Oder sind gerade dran, die Banner für das Schlittenhunderennen anzubringen," erklärt Werner Schaible am Telefon.

Da sind sie dann auch, zu dritt, hängen ein nicht mehr aktuelles Banner ab, und Bauhofleiter Schaible gibt klare, kernige Anweisungen: "Lass den Sch… bleiben, schmeiß es einfach rauf auf die Lkw-Ladefläche!" Wo schon Rindenmulch für die Winterabdeckung der Straßenbäume lagert. Das steht an dem Tag auch noch an. Kreativ, zum Beispiel in Kompassform in verschiedenen Hackschnitzel-farben. Wie vielfältig die Bauhofarbeit ist, zeigt die Fotowand im kleinen "Vesper-Büro" im Bauhof, zeigt auch, in welchen Berufssparten Schaible und sein Team – Stefan König, Philipp Greul und seit Monatsanfang Michael Lauf – tätig sind.

Als Elektriker beim Straßenlampen kontrollieren, als Gärtner beim jahreszeitlichen Einpflanzen, Mähen, Büsche schneiden, Laub saugen oder auch Gräber vorbereiten. Als Maurer und mit Pflasterarbeiten betraut oder als Straßenkehrer. Auch das kleine Büro ist zu wuppen, Lehrgänge zu besuchen von Arbeitsschutz bis Abwasser.

"Ich wollte eigentlich nie zur Gemeinde", grinst Schaible, "jetzt bin ich seit 1999 dabei. Straßenwart hab ich gelernt. Also Blumen raus und Asphalt reinfüllen – jetzt mach ich es umgekehrt". Und lacht dazu.

Mit den Spezialaufträgen ist es manchmal so eine Sache: wie "Männer für alles" bei Großveranstaltungen, Zurichten von Deko bis zum Bau eines Holzbackofens aus Lehm für die Schulwiese. "Das kommt oft ziemlich spontan", beschreibt Schaible vorsichtig, "da heißt es dann: Kannsch du net mol no gschwinn…?! Mal sind wir als Weihnachtsmänner mit Esel beim Kindergarten zu Gast, ziehen uns wieder um – und stellen ein umgeknicktes Ver-kehrsschild wieder auf". Immer flexibel.

"Ach ja, die Fundamente für die Kunstwerke am Europaweg haben wir auch gemacht", erinnert sich der Bauhofleiter erst auf Nachfrage – so vieles, das lässt sich nicht alles merken. Bei Schmuddelwetter ist das Team im Innendienst – beispielsweise Geräte warten, Holzlatten streichen. Wenn es aber akute Dinge gibt, ist auch bei Regen, Eis und Sturm Außenarbeit angesagt. Für zahlreiche Aktionen gibt es Zeitfenster, innerhalb der Schaible "seine Jungs" selbst einplant. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt. Die regelmäßigen Dienstbesprechungen, die Bürgermeister Christoph Schaack wieder eingeführt hat, findet er da gut: "Wenn wo was nicht richtig läuft, kann man gleich darüber reden." Aktuell steht viel Vor-Winterliches an: Zeit für die Weihnachtsbeleuchtung entlang der Ortsdurchfahrt. Aufbau und Schmuck der Weihnachtsbäume, Aufbau der Hütten für den Adventsmarkt.

Frau und Kindan Hütte verloren

Überhaupt ist die Schneesaison – wenn sie denn kommt – für das Bauhofteam eine Hochsaison. "Wenn Schneefall angesagt ist, stehe ich nachts schon mal um 2 Uhr auf, schaue raus. Wenn nichts ist, dann wieder um 4 Uhr – wenn es dann aber los geht, beginnt eben der Tag um die Uhrzeit." Schneeketten aufziehen, räumen, streuen. Seine spektakulärsten Einsätze hatte Schaible im Winter. Als die Polizei ihn an einem Schneefallsamstag bat, mit dem Räumfahrzeug einen Verletzten aus Richtung Weithäusle zu bergen. Das tat er erfolgreich gemeinsam mit Karl-Heinz Neuweiler, der als Unternehmer ebenfalls Räumdienst tut. "Wir alten Hasen sind ein verlässliches Team!" Kaum zurück, musste Schaible dann Richtung Schwabhausener Hütte ein steckengebliebenes Berg-wachtfahrzeug herausziehen und konnte Kollege Neuweiler erst danach spät erreichen: Der war zur selben Zeit in der gleichen Gegend, Notarzt und Leichenwagen nach dem Herzinfarkttod eines Skilangläufers aus dem Tiefschnee zu ziehen. Oder als Schaible abends noch zur Kontrolle die verschneite Straße ins Eyachtal hinunterfuhr. Und ihm im Tal ein Mann zu Fuß entgegenkam, er habe Frau und Kind "irgendwo an einer Hütte verloren". Eine abenteuerliche Lkw-Fahrt bis zum Lehmannshof – ohne Schneeketten bei ungeräumter Straße – führte zum glücklichen Ende: "Da waren beide. Die haben vor Kälte noch gezittert, als ich sie oben am Dobel habe aussteigen lassen."

Einen recht legitimen Traum hätte Schaible noch, auch wenn er ihn nur vorsichtig preisgibt: einen komfortableren, arealmäßig angemessenen Bauhof. Sein weiterer Wunsch: Verständnis der Menschen für die Schneeräumarbeit, sollte sie kommen. Und Dank an die Mitbürger, die eine Tasche mit Kuchen an die Bauhofpforte hängen!