Bald 30 Jahre Gemeinderat: Unzählige Stapel mit solchen Akten sind schon durch Roy Kieferles Hände gegangen. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Roy Kieferle bald 30 Jahre Mitglied des Dobler Gemeinderats / Anfeindungen nach Hallenbad-Abriss-Entscheidung

Von Winnie Gegenheimer

Dobel. Kräuterpapst, Bärlauchexperte, Koch für die Fußball-Bundesliga – alles Begriffe, für die Roy Kieferle steht. Mit Dobel allerdings verbindet ihn auch eine ganz andere Seite: Zum Jahresende ist er 30 Jahre im Gemeinderat.

Als 38-Jähriger rückte er im Dezember 1985 für "Pro Dobel" nach. Als nicht gebürtiger Dobler in der bürgerlich-konservativ geprägten Liste eher die Ausnahme. Aber als aufstrebender Gastronom, bereits funk- und fernsehbekannt, hatte er einen Namen.

"Zuallererst sah ich mich als Vertreter der ansässigen Hotellerie und Gastronomie", so Kieferle. "Damals war die Hochphase des Fremdenver-kehrs, es ging dem Kurort gut. Worauf ich stolz bin: Ich habe die Gastronomen alle an einen Tisch gebracht und mein Ziel erreicht, eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Gastronomie herzustellen."

Die "Kulinarischen Streifzüge" waren wegweisend und ein großer Erfolg.

Auch sonst lief es Mitte der 1980er-Jahre rund in der Gemeinde, so konnte unter Gerhard Westenberger der Bau des Parkhallenbades verab-schiedet werden.

"Manche Konfrontation zwischen den Listen"

"Westenberger ist der erste von inzwischen vier Bürgermeistern, die ich erlebt habe. Ein exzellenter Verwaltungsfachmann mit hohem Intellekt. Zu jener Zeit hatte er die jugendliche Unver-brauchtheit schon ein bisschen abgeschliffen an mancher Herausforderung."

Im Gemeinderat, verrät der Starkoch, ging es bis Mitte der 1990er-Jahre turbulent zu: "Da gab es manche Konfrontation zwischen den Listen." Bürgermeister Herbert Jäger als Nachfolger sei "eher bewegungslos" gewesen. "Wolfgang Krieg als Kurgeschäftsführer unter einem Bürgermeister Westenberger oder Jäger – da wäre Dobel in eine glänzende Zukunft gegan-gen!", führt Kieferle alle drei zusammen. Und formuliert gleich, was ihm an Krieg, den er am längsten begleitet hat, imponierte: "Er hatte Visionen. Er wollte Dobel noch mal auf die Beine stellen. Auch wenn ihm der kommunalpolitische Hintergrund ein bisschen fehlte."

Vielfach hat Kieferle den Alt-Schultes bei Aktionen unterstützt, vom Kochevent bis zur Bärlauchwanderung. "Das habe ich nicht für mich gemacht", betont der leidenschaftliche Koch, "beruflich spiele ich in einer anderen Liga". Es seien seine Beiträge als Gemeinderat für seinen Ort.

Mittlerweile sieht sich Kieferle längst nicht mehr nur als Interessenvertreter der Gastro-nomie. "Gemeinderat sein macht einfach Spaß. Auch wenn man sich Kritik stellen, mehrheitliche Entscheide rechtfertigen muss." Am schwersten ist ihm der für den Abriss des Parkhallenbades gefallen. Es habe danach persönliche Anfeindungen gegeben – "aber heute ist das passé."

"Überhaupt ist die Infrastruktur des Ortes für mich ein großes Anliegen weiterzumachen", resümiert der 68-Jährige, der sich bewusst ist: "Indem man die Hand hebt oder nicht hebt im Gemeinderat, hinterlässt man Spuren."

Sich im öffentlichen Teil einer Gemeinderatssitzung "auch mal zu zoffen", schmunzelt Kieferle, "das gehört schon fast zur Kultur". Der langjährige Gemeinderat weiter: "Aber die Kooperation über die Listen hinweg bei großen kommunalpolitischen Projekten funktioniert heute deutlich besser als in den 1980-ern. Ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister Christoph Schaack. Und auf die Impulse der vier Gemeinderätinnen, über die ich mich freue. Die Jungen sollen ruhig mal übers Ziel hinausschießen – so war ich auch einmal."