In Irslingen feiert die katholische Kirchengemeinde am Wochenende das Jubiläum ihrer Kirche. Fotos: psw Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Rückblick auf 150-jährige Geschichte der St.-Martin-Kirche in Irslingen

Mit einem Gedenkgottesdienst hat die Kirchengemeinde Irslingen am Mittwochabend die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der St.-Martins-Kirche eröffnet.

Dietingen-Irslingen (psw). Pfarrer Albrecht Zepf hob in der Messfeier die Bedeutung dieses Ereignisses für die Irslinger Kirchengemeinde hervor. Regina Lino Roeßle übernahm einen wichtigen Part in diesem Gedenkgottesdienst. Die stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates erinnerte in ihrem Beitrag an die Zeit der Grundsteinlegung. Sie gab dabei Einblicke in die Geschichte der Irslinger Pfarrei und ging auf den Bau der Kirche ein. Ebenso fanden sich architektonische und kulturhistorische Aspekte in ihrer Betrachtung.

Die erste Kapelle soll, es gibt dafür allerdings keine fundierten Nachweise, im neunten Jahrhundert, zur Zeit des fränkischen Reiches, gebaut worden sein. Der Kirchenpatron, der Heilige Martin, war der Schutzpatron der fränkischen Könige. Auch zum damaligen Standort gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, so Roeßle.

Ein sicherer Beweis für die Existenz eines bescheidenen Kirchleins im spätmittelalterlichen Irslingen, vermutlich in der Nähe der jetzigen Kirche, ist die im Rottweiler Stadtmuseum ausgestellte Pürschgerichtskarte. Ausführungen in der Dorfchronik wiesen darauf hin, dass Irslingen bereits vom 13. bis zum 18. Jahrhundert zur Pfarrei Epfendorf gehörte, berichtete sie. Eindeutig belegt sei der Vertrag zwischen der Stadt Rottweil und dem Bischof von Konstanz aus dem Jahr 1785, in dem die Errichtung der eigenständigen Pfarrei Irslingen niedergeschrieben wurde. Zur Erweiterung der Vorgängerkirche, die auf dem Platz des heutigen Friedhofs stand, habe die Stadt Rottweil zwölf Stämme Bauholz geliefert. Die Baukosten übernahm die örtliche Kirchenpflege. Im selben Zeitfenster wurden das Pfarrhaus mit Wohnteil, Stall und Scheuer errichtet.

Die Reichsstadt Rottweil, so die Überlieferungen, übertrug der neugegründeten Irslinger Kirchengemeinde fünf Besitzungen, um die finanzielle Versorgung eines eigenen Pfarrers zu sichern. Dies waren: Butschof, Maria Hochheim, Wenthof, Ramstein und Wildeck.

Im 19. Jahrhundert, nach Gründung des württembergischen Königreiches, ging die politische Abhängigkeit von der Reichstadt Rottweil zu Ende. Eine Missernte im Jahr 1816 hatte dazu geführt, dass auch in Irslingen Menschen auswanderten.

Roeßle dazu weiter: "Ich führe das so ausführlich auf, damit wir uns bei den Flüchtlingsströmen unserer Zeit erinnern, dass stets der Hunger, die Perspektivlosigkeit und Armut die Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen."

Bereits 1833 sei beschlossen worden, eine neue, größere Kirche zu bauen. Die Bevölkerungszahl war auf 736 Einwohner gestiegen. Doch erst 30 Jahre später wurde mit dem Ausgraben der Fundamente begonnen. Am 5. Juli 1867 erfolgte die Einweihung. Die Hauptlast der Finanzierung trug die bürgerliche Gemeinde. Die Pfarrei konnte damals nur zehn Prozent der Kosten tragen.

Sie verbeuge sich in Demut vor den Männern und Frauen, die mit großer Beharrlichkeit und Willen an diesem Bauwerk mitgewirkt haben, führte Roeßle in ihrem kurzweiligen Vortrag aus. Ihr Appell an die Gottesdienstbesucher: "Lassen Sie den Raum auf sich zu wirken, entdecken Sie neue Details, wandeln Sie durch den Mittelgang, betrachten Sie die Fensterbilder, begegnen Sie der Stille und erlauben Sie es, dass das Besondere an diesem Ort Sie einfängt."

Die ursprünglichen Baupläne der St.-Martin-Kirche, und zwar wie sie hätte gebaut werden sollen, waren ausgehängt, ebenfalls eine Karte aus dem Jahr 1841, auf der die Vorgängerkirche auf dem heutigen Friedhof eingezeichnet ist.  Morgen, Sonntag, folgt ein festlicher Gottesdienst, der vom Projektchor und von mehreren Solisten musikalisch begleitet wird. Danach schließt sich ein Gemeindefest auf dem Kirchplatz an.