Bis 1800 nicht im Dialekt gesungen: Uli Führe macht es in Ro­tenzimmern beim Albverein dennoch. Foto: psw Foto: Schwarzwälder-Bote

Mundart: Uli Führe führt ins Alemannische bei einem launigen Auftritt ein

Dietingen-Rotenzimmern (psw). Mit Uli Führe hat sich im Rotenzimmerner Bürgerhaus ein sehr vielseitiger und äußerst kreativer Liedermacher aus dem alemannischen Sprachraum vorgestellt. Auch an der Gitarre überzeugte der Mundartkünstler.

Die Besucher im voll besetzten Bürgersaal erlebten einen unterhaltsamen Abend. Der Musiker und Komponist aus Freiburg ist nämlich ein sehr genauer Beobachter. Mit erfrischendem Witz und Ironie nimmt er die Menschen und das Zeitgeschehen unter die Lupe. Und das im alemannischen Dialekt, der im Südwesten Deutschlands und den angrenzenden Nachbarländern Schweiz, Österreich und Frankreich beheimatet ist.

Das Schwäbische sei sprachwissenschaftlich eine moderne Form des Alemannischen, erklärte Führe. Und dennoch ist dieser Dialekt für die heutigen Schwaben nicht immer einfach zu verstehen. Und so war es gut, dass der Künstler die Texte seiner Lieder zuerst erläuterte. Ansonsten hätten die Zuhörer doch einiges nicht verstanden.

Musikalischer Streifzug

Zuerst gab Führe Erläuterungen zur Historie des alemannischen Liedguts. Es sei auffallend, dass es in diesem Sprachraum wenig Liebeslieder gäbe, dafür mehr Spottlieder, auch mit politischen Inhalten. Bis 1800, so der Freiburger, sei nicht im Dialekt gesungen worden.

Mit bekannten Liedern wie "In Muetters Stübele" – dies ist beim Liederstammtisch in Rotenzimmern öfters zu hören – startete der Badener seinen musikalischen Streifzug durch den alemannischen Sprachraum, wozu ebenso die Dialekte Schwyzerdütsch, Elsässerditsch und der Vorarlberger Dialekt zählen.

Im zweiten Teil des Programms interpretierte der Sänger seine eigenen Kompositionen. Wer hat nicht schon hautnah erlebt, welche Eigendynamik eine Spekulation oder eine Andeutung, so ganz nebenbei gegenüber einem Nachbarn ausgesprochen, bekommen kann. Zuletzt kommt was ganz anderes heraus. Treffend besang Führe dieses Phänomen in seinem Lied "Das Gerücht".

Brockhaus-Nachfolger

Die Partnersuche finde heute digital, und zwar über soziale Netzwerke, statt. Bei "Single sucht Singlein" plauderte Führe aus dem Nähkästchen, er besang nämlich eigene Erfahrungen. Bei allen potentiellen Partnerinnen habe er aber einen Haken gefunden, räumte er ein.

Ebenfalls recht lustig wie tiefgründig: Das Lied "Wir haben es doch so gut gemeint" – ein Ausspruch von vielen Eltern, wenn Kinder ihnen in späteren Jahren Dinge aus der Kindheit vorwerfen. Ins Schwarze traf er mit seiner Feststellung zum Nachfolger des legendären Brockhaus-Nachschlagewerks: "Google weiß immer Bescheid".

Für Heiterkeit sorgte ebenso das Lied "Der Onkel und das Schränkchen". Die Leute, die sich immer viel vornehmen, aber nicht gerade für den Moment, nimmt Führe hierbei aufs Korn. "Ich fange mit allem an, nur nicht gerade heute", so lautete die Übersetzung des alemannischen Liedtextes.