Jacek Zielinievicz freut sich über ein Symbol der Völker verbindenden Freundschaft von Albert Scheible, eine Medaille, die er sich umhängt und in Zukunft tragen wird, (von links) Jacek Zielinievicz, Gerold Müller und Albert Scheible. Foto: Roland Ober Foto: Schwarzwälder-Bote

Trotz unendlichen Leids wirbt der 89-Jährige Jacek Zielinievicz für Versöhnung / Vortrag der Erwachsenenbildung

Dietingen. 70 Jahre nach Kriegsende und nach dem Todesmarsch, wirbt der ehemalige KZ-Häftling Jacek Zielinievicz für Versöhnung und Völkerverständigung – spricht sich aus gegen Hass und jede Art der Gewalt.

Etwa 20 Dietinger erlebten in einem Spontantreffen den 89-Jährigen polnischen Zeitzeugen, einen durch die Haft im Konzentrationslager geschundenen Menschen, der sein Leben nach Krieg und Gefangenschaft der Versöhnung und Völkerverständigung verschrieben hat.

Zuhörer von den Aussagen tiefbeeindruckt

Gerold Müller aus Dietingen, Mitinitiator der Initiative Eckerwald, der Jacek Zielinievicz während seines Deutschlandaufenhalts beherbergt und betreut hat, war der Initiator für den Blitzbesuch von Jazek bei der Erwachsenenbildung in der Dietinger Zehntstube.

Die tief beeindruckten Zuhörer hingen gebannt an den Lippen des 89-Jährigen, der über den unmenschlichen Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Dautmergen anschaulich einfühlsam berichtete. Der Marsch endete für Zielinievicz vor fast genau 70 Jahren in Ostrach.

Die Aufnahme durch beherzte Ostracher Frauen und die Befreiung aus den Händen der SS-Bewacher kam einer Wiedergeburt gleich.

Aber woher nimmt Jacek Zielinievicz nach diesen kaum vorstellbaren Erfahrungen an Leib und Seele heute noch die Kraft über zwei Stunden im Stehen in versöhnlichen Worten über die Geschehnisse vor 70 Jahren zu sprechen?

Es gleicht einem Wunder, mit welchem Engagement er für Freiheit, Frieden und Freundschaft eintritt und sagt: "Ich kenne keinen Hass!" "Nie wieder Krieg, nie wieder Gewalt! Freundschaft zu den Kriegsgegnern von gestern – das ist die Brücke für Frieden und Freiheit, die wir beschreiten müssen!"

Er dankte allen, die Frieden schätzen und sich um den Frieden in anderen Völkern kümmern. Seine Worte im Namen aller, die eine tätowierte Nummer auf dem Arm tragen müssen, als Beweis dass sie Sklaven waren, ließen viele Augen im Zuhörerkreis feucht werden.

Die gerührten Zeitzeugen unter den Teilnehmern des Treffens erkannten auch Parallelen zu den Augenzeugenberichten von Dietinger Spätheimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft. Zudem war aus dem Kreis der Zuhörer zu vernehmen, wie französische Kriegsgefangene in Dietingen im Gegensatz dazu fürsorglich behandelt wurden und diese dann im Gegenzug dafür sorgten, dass Dietingen beim Einmarsch der Franzosen von weiteren Kriegsschäden verschont blieb.

Die Anwesenden sahen sich durch Jacek Zielinievicz darin bestätigt, dass die Aufarbeitung der Geschehnisse durch Hubert Burkard rund um den Absturz des US-Piloten Cooper in Dietingen in den letzten Kriegsmonaten gleichfalls einen Akt der Versöhnung darstellt, der den Angehörigen in den USA nach 70 Jahren einen Ort des Trauerns gebe und das Mitgefühl und die Anteilnahme ehemaliger betroffener Kriegsgegner vermittele. Die Reaktionen aus den USA auf die Aufarbeitung seien, wie bei den KZ-Häftlingen, ein tröstliches Symbol wider das Vergessen und für eine Zukunft ohne Hass und Fremdenfeindlichkeit.