Gut ein Jahr ist dieses Foto alt. Schon damals zeichnet sich ab, dass der Ton im Ortschaftsrat Böhringen rauer wird (von links ): Bürgermeister Frank Scholz mit Edgar Kramer, Christoph Dresel, Harald Breusch, Hildegard Flaig, Detlef Langrock, Tobias Weißer, Klaus Weisser und Steffen Heckele. Archivfoto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Böhringer Gremium diskutiert über die Weitergabe von E-Mails und das Vorgehen Detlef Langrocks

Von Verena Schickle

Dietingen-Böhringen. Das eigentliche Thema rückt im Böhringer Ortschaftsrat in den Hintergrund: Anhand der geplanten Verfüllung "Hinterm Hummelberg" zeigt sich, wie tief die Gräben im Gremium sind.

Mal wieder geht es im Ortschaftsrat Böhringen um die Verfüllung des Gebiets "Hinterm Hummelberg". Dabei liegen hinter dem Gremium und dem Dietinger Gemeinderat viele lange Diskussionen zu dem Thema. Erst recht nach der missglückten beschränkten Ausschreibung, wegen der sich ein Unternehmen, das nicht zum Zug gekommen war, beschwert hatte, und sich die Kommunalaufsicht einschaltete (wir berichteten).

Im nächsten Anlauf soll es besser laufen, dennoch wollen die Böhringer ihre Ansprüche gesichert wissen: An manchen Vorgaben ist aus seiner Sicht nicht zu rütteln, das sagt Ortsvorsteher Klaus Weisser auch am Montagabend wieder. Etwa, dass die Lastwagen, die den S 21-Aushub anliefern sollen, nicht durch den Ort fahren. Weisser spricht von "K.o.-Kriterien". Darüber wollten seine Ratskollegen denn auch gar nicht mehr lange diskutieren. "Wir haben uns damals in der Sitzung eigentlich lang genug Gedanken gemacht", meint Christoph Dresel.

In der Folge beschließt das Gremium bei einer Enthaltung, dass in einer neuen Ausschreibung die gewünschten Punkte wieder mit aufgenommen werden sollen. Zudem sollen zwei Zufahrten zum Verfüllungsgelände möglich sein: entweder über Privatgelände oder über einen Gemeindeweg, der ausgebaut werden kann. Die Kosten dafür soll der Bieter tragen.

Damit indes ist das Thema noch lange nicht erledigt. Eine Aussprache zur Gemeinderatssitzung am 20. Juli folgt. Auch dort ging es um die Verfüllung, auch dort um die missglückte Ausschreibung. Und um E-Mails, die an die Öffentlichkeit gelangt waren. Die erste hatte Bürgermeister Frank Scholz ("Hallo Frank...") vom Mitarbeiter des Unternehmens, das nach Meinung eines Konkurrenten bevorzugt behandelt worden sein soll, erhalten. Die andere richtete Scholz an die Dietinger Gemeinderäte.

Dass diese E-Mail öffentlich wurde, rief den Böhringer Ortschaftsrat Detlef Langrock auf den Plan. In der betreffenden Gemeinderatssitzung fragte er jeden Rat direkt: Haben Sie die E-Mail weitergegeben? Mancher fühlte sich an ein polizeiliches Verhör erinnert, andere an die Inquisition. "Ich würde es genauso wieder machen", erklärt Langrock am Montag. Wenn man ihm schlechten Stil vorwerfe, was pflege dann der "Maulwurf", der seiner Meinung nach im Gemeinderat sitzt?

"Wie Du Dich benommen hast, war völlig daneben", wirft Hildegard Flaig, zugleich Gemeinderätin, ihrem Kollegen vor. Auch Klaus Weisser meint, das Thema anzusprechen sei in Ordnung, aber nicht so. "Das war nicht hilfreich für die Gremien." "Die Frage an sich war gut", findet Christoph Dresel. Dies habe dem Gemeinderat gezeigt, dass eine rote Linie überschritten sei.

In der Außenwirkung sei so ein Vorgehen, also die E-Mail-Weitergabe, fatal, sagt Edgar Kramer. Er habe mehrfach die Frage gehört: "Wem kann man dann noch trauen?" Kramer fragt sich derweil, ob womöglich gar nicht aufgeklärt werden soll, wer die E-Mail nach außen trug (Antwort Weisser: "Unterstellung!").

"Warum kehrt ihr nicht vor der eigenen Tür?", will Hildegard Flaig wissen. "Die Atmosphäre im Gemeinderat ist viel besser als hier im Ortschaftsrat." Woraufhin sich Frank Scholz zu Wort meldet, nach eigener Ansicht der einzige, der Grund hätte, emotional zu sein: Die beiden Schreiben hätten keine Aussage, die die Vorwürfe begründen würden. Diese seien ohnehin alle ausgeräumt worden. Demjenigen, der sie weitergab, sei es darum gegangen, "Stimmungen zu erzeugen". Deshalb sollten "wir ihm (Detlef Landrock) dankbar sein, dass er den Fokus darauf gelegt hat", erklärt der Schultes.

Zur Beruhigung der Lage trägt auch das nicht bei. In der Folge ist von Bloßstellen und von Lagerbildung im Ortschaftsrat die Rede. "Sachthemen: null", bemängelt Tobias Weißer. "Wir beschäftigen uns nur mit uns selber." Christoph Dresel wiederum, der in einer E-Mail an den Ortsvorsteher angeregt hatte, das Thema zu diskutieren, fühlt sich falsch verstanden, Klaus Weisser, der sich bei Hauptamtsleiter Matthias Barth und in der Folge mit der Kommunalaufsicht über das weitere zeitliche Vorgehen verständigt hatte, auch ("Nicht, dass es nachher heißt, ich habe das bewusst verzögert"). Es wird aus weiteren E-Mails zitiert, Sätze werden zerpflückt.

Der Abend gipfelt darin, dass die Ortschaftsräte reihum erklären (sollen), dass sie nicht der Maulwurf sind. Eine gemeinsame Erklärung hatten fünf von ihnen – Dresel, Kramer, Weißer, Langrock und Harald Breusch – gleich zu Beginn gefordert. "Ich beantworte die Frage nicht", sagt Hildegard Flaig. Weil es darauf hinaus laufe, jemanden bloßzustellen. Wie im Gemeinderat. "Dass der Bürgermeister das zugelassen hat, war eine schwache Leistung."

Von Verena Schickle

Mit voller Kraft hat sich das Gewitter in der jüngsten Sitzung des Böhringer Ortschaftsrats entladen. Angekündigt hatte es sich schon lange. Ein Jahr liegt die denkwürdige Sitzung mit der problematischen Ortsvorsteherwahl zurück: Erst im zweiten Anlauf erhielt Klaus Weisser genug Stimmen. Schon damals zeigte sich, dass im neuen Gremium ein anderer Wind weht. Jetzt haben die missglückte Ausschreibung zur Verfüllung "Hinterm Hummelberg" und die Konfrontation von Detlef Langrock mit dem Gemeinderat das Fass zum Überlaufen gebracht. Doch das ist nicht das größte Problem der Böhringer: Wenn der Ortsvorsteher fürchtet, von Kollegen zur Rechenschaft gezogen zu werden, weil er einen Fehler macht, wenn Räte von Lagern, persönlichen Differenzen und gegenseitigem Bloßstellen sprechen, liegt mehr im Argen. Es fehlt die Arbeitsgrundlage.