Besonders bei der Gestaltung des Friedhofs besteht Diskussionsbedarf zwischen Bürgermeister Frank Scholz (links) und den Böhringer Bürgern. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Dritter kommunalpolitischer Spaziergang von Bürgermeister Scholz kommt gut an / Rege Diskussionen in Böhringen

Von Jasmin Cools

Dietingen-Böhringen. Wenn Dietingens Bürgermeister Frank Scholz zum Spaziergang einlädt, dann sind Anregungen erwünscht. 20 Bürger ergriffen in Böhringen die Chance dazu. Dabei kamen Themen wie Barrierefreiheit, Hochwasser und Energie auf den Tisch.

Dass den Bürgern Böhringens etwas an ihrem Ort liegt, zeigte die rege Beteiligung an den Diskussionen. Bürgermeister Scholz hatte sie schon zu Beginn aufgefordert, Ideen einzubringen. In Sitzungen oder Bürgerversammlungen sei die Resonanz bei Weitem nicht so groß, und die Themen seien mehrheitlich vorgegeben.

Dabei scheute der 51-Jährige scheute keine Konfrontation. Und dazu kam es – etwa, als der ein oder andere Bürger ihn eindringlich auf Mängel an Straßen und auf sichtgefährdende Böschungen hinwies. "Da muss etwas gemacht werden", forderte eine Böhringerin.

Trotz manch emotionaler Diskussion blieb der Grundton bei dem kommunalpolitischen Spaziergang höflich, frühere hatte es bereits in Gößlingen und Dietingen gegeben. Seine Böhringer Route startete der Schultes am 150 Jahre alten Rathaus, das im Frühjahr saniert werden soll. "Es ist immer schwierig, eine Balance zwischen Nutzen und Investition zu finden. Wir haben diese Balance gefunden", erklärte er den Bürgern. Trotz fragwürdigem Nutzen gehört seiner Meinung nach in jedes Dorf ein Rathaus. Deshalb solle es erhalten bleiben.

Die nächste Station war der Kindergarten, bei dem es um die Sanierung der Außenanlage ging. Man müsse den Kindern ein sicheres Gelände zur Verfügung stellen, meinte der Bürgermeister.

Am Friedhof kamen die Böhringer dann richtig in Fahrt. Sie beklagten sich über die unschöne Gestaltung sowie über die Bepflanzung, die die Grabpflege erschwere. Scholz beschwichtigte, dass man immer zwei Aspekte im Auge behalten müsse: Optik und Sicherheit. So nehme man Stück für Stück Ersatzpflanzungen vor, verwende inzwischen Naturstein und hätte jetzt noch die Unkrautproblematik zu bekämpfen. "Der Friedhof ist immer ein sensibles Thema. Das sind eben Sachen, die die Bevölkerung stark angehen", erläuterte der Rathaus-Chef.

Unterwegs präsentierte er zudem stolz die energetisch sanierten Straßenlaternen. Statt giftiger und teurer weißer Leuchtmittel würde man nun gelbe verwenden. Sie seien besser für den Insektenschutz und würden 50 Prozent Energie einsparen. "Damit haben wir etwas für die Umwelt getan und auch noch für unseren Geldbeutel – und das heute und nicht irgendwann", klopfte er sich selbst auf die Schulter.

Am Feuerwehrhaus kam das Thema Hochwasserschutz auf – ein ständiges Problem in Böhringen dank der Schlichem. Zu Schutzzwecken habe man Sandsäcke besorgt, um deren Unterbringung sich die Gemeinde derzeit kümmere. Zudem werde das Bachbett jedes Jahr ausgebaggert.

Vor der Grundschule wies Frank Scholz auf einen Mangel an Schülern hin. Aus demselben Grund war bereits die Haupt- und Werkrealschule deshalb aufgegeben worden. An der Hauptstraße griffen die Bürger ein Thema auf, das sie schon zu Beginn beschäftigt hatte: das Absenken der Bürgersteige. Es gebe im Dorf viele Rollstuhlfahrer, für die das Überqueren der Straße zum Hindernisparcours werde. Scholz sagte, dass einige Absenkungen schon durchgeführt worden seien und noch viele folgen würden. Besonders stark beschäftigte die Teilnehmer der Tour auch das Thema Behelfsausfahrt. Der rege Lastwagen-Verkehr durch die Verfüllung der umliegenden Steinbrüche sei eine Zumutung. Scholz sagte, er habe sich bereits für eine Ausfahrt eingesetzt, treffe aber letztlich nicht die Entscheidung. Er entschärfte die Situation mit einer Einladung zur Einkehr ins Landgasthaus Schwanen.

Offenbar kommt Scholz’ Charmeoffensive an. Wilma Pratscher, eine Teilnehmerin des Spaziergangs, sagte am Ende: "Ich finde diese Ortsbegehung wirklich gut. Das Einbeziehen der Bürger ist wichtig. Ich hoffe auf baldige Wiederholung."