Ergebnis einer Nachfrage: Weder soll die Schneise verbreitert, noch sollen die drei Masten deutlich erhöht werden. Im Prinzip sollen sie ausgetauscht werden. Foto: sb Foto: Schwarzwälder-Bote

Stromtrasse: Informationsdefizite statt einer "großen Sache" / "Netze BW" klärt auf

Von Anja Schmidt

Im Wald zwischen Böhringen und Rotenzimmern plant "Netze BW" Veränderungen an der Stromtrasse. Davon gewusst hat indes nur die Verwaltung in Dietingen. Frank Weißhaupt, Ortsvorsteher von Rotenzimmern, reagierte verärgert.

Dietingen-Rotenzimmern. Frank Weißhaupt macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Spricht in der jüngsten Gemeinderatssitzung von Missachtung der Ortschaftsräte und der Rotenzimmerner Bevölkerung.

Erst kurz vor der Sitzung sei er, allerdings nur auf Nachfrage, über die Maßnahme bei der Stromtrasse im Wald zwischen Böhringen und Rotenzimmern informiert worden. Da habe ein Gespräch zwischen der Verwaltung in Dietingen und "Netze BW" längst stattgefunden. Dazu eingeladen wurden weder Weißhaupt noch Klaus Weisser, der zum damaligen Zeitpunkt noch Ortsvorsteher von Böhringen war. Für Weißhaupt nicht nachvollziehbar, da die Stromtrasse zu etwa gleich großen Teilen auf den Gemarkungen Rotenzimmern und Böhringen verläuft und daher die Belange beider Orte betroffen sind.

Dass im Wald gewerkelt werde, wurde in Rotenzimmern festgestellt, berichtete Weißhaupt. Allerdings sei er davon ausgegangen, dass lediglich eine Leitung repariert werde. Doch die Unterlagen, die ihm Hauptamtsleiter Matthias Barth zukommen ließ, klangen weitreichender.

Zwischen Böhringen und Rotenzimmern verläuft in einer Höhe von etwa 35 Metern eine aus Trichtingen kommende Hochspannungsleitung. Zu nieder, wie sich bei einem Unfall Ende 2014 herausstellte, als bei einem Sturm ein gestürzter Baum einen der Masten beschädigte.

Um die Leitungen künftig vor umstürzenden Bäumen zu schützen, hätte "Netze BW" laut den Unterlagen zwei Lösungs-Varianten vorgestellt: entweder die Schneise für einen größeren Abstand zum Baumbestand zu verbreitern oder die Strommasten deutlich zu erhöhen.

Auf Nachfrage klärte Ulrich Stark von der Pressestelle des Unternehmens den Vorfall auf. Weder der eine noch der andere Lösungsvorschlag soll zum Tragen kommen. "Netze BW" will drei Hochspannungsmasten austauschen. Der mittlere werde um einen Meter versetzt, so dass er zukünftig mittig zwischen den beiden anderen platziert werden könne. Zwar würden die Masten tatsächlich erhöht, allerdings unwesentlich.

Beim damaligen Sturm sei der Mast "leicht verdreht" worden, erläuterte Stark. Von einer unmittelbaren Gefahr musste indes nicht ausgegangen werden. Daher habe sich "Netze BW" entschieden, die drei Masten kurzfristig durch Verankerungen zu sichern, um sie später "in Ruhe" austauschen zu können.

Fehler eingeräumt

Die Genehmigungen durch die Gemeinde Dietingen, das Landratsamt Rottweil und das Regierungspräsidiums Freiburg liegen inzwischen vor. Nach Ausschreibung und Vorbereitung könne die Maßnahme im Hochsommer durchgeführt werden. Zu diesem Zweck werde die Leitung für "mindestens zwei Wochen freigeschalten". Mithin stehe sie dann nicht unter Strom. Ihre Aufgabe werde aber von anderen Leitungen vorübergehend übernommen.

Laut Stark sei eine solche Maßnahme für "Netze BW" ein Routinevorgang. Ein Vorort-Termin habe man dem Ortschaftsrat Rotenzimmern aber aufgrund der Vorgänge inzwischen angeboten. Mittlerweile fand auch ein Gespräch zwischen Weißhaupt und Bürgermeister Frank Scholz statt. Scholz habe seinen Fehler eingeräumt, berichtete Weißhaupt.

Aufgrund der nun nur noch "marginalen Maßnahme" entschied sich der Ortschaftsrat Rotenzimmern, auf eine ursprünglich angedachte gemeinsame Sitzung mit Böhringen zu verzichten. "Letztendlich war es ein Sturm im Wasserglas", sagte Weißhaupt.

Aber: "Hätte die Gemeindeverwaltung uns in die Gespräche eingebunden, hätte die Aufregung vermieden werden können."