Aufreger: Vertreter im Wasserzweckverband: Vorschlag der Verwaltung / Gegenrede im Gemeinderat

Ferdinand von Bissingen steht für den Wasserzweckverband Oberer Neckar als Vertreter für die Verbandsversammlung nicht zur Wahl. Die Augen rieben sich nicht nur andere Gemeinderäte, auch von Bissingen selbst.

Dietingen. Etwas konsterniert blickte Ferdinand von Bissingen in die Runde. Auf der vom Beamer an die Wand geworfenen Wahlvorschlagsliste fehlte sein Name, obwohl er dem Zweckverband bislang beisaß.

Die Neuwahl für die Vertreter des Zweckverbands Wasserversorgung Oberer Neckar sei außerplanmäßig notwendig, weil derzeit zu viele Räte aus Dietingen im Verband vertreten wären, begann Bürgermeister Frank Scholz die Aufklärung. Insgesamt waren mit Scholz, ehemals als Vorsitzender des Zweckverbands, fünf Mitglieder aus der Gemeinde Dietingen aufgelistet. Das widerspreche aber den Verbandsstatuten, die sich aus der Anzahl der Einwohnerzahl ergebe. Mithin dürften nur vier Vertreter aus Dietingen dem Verband beisitzen. Aufgefallen wäre dieser Fehler erst jetzt, so Scholz.

Soweit für die Gemeinderäte noch nachvollziehbar. Doch warum wurde gerade von Bissingen von der Liste gestrichen? Unweigerlich erinnert diese Szene an die jüngste Zweckverbandssitzung, als von Bissingen Scholz als einziger seine Stimme verweigerte. Er schlug vor, anstelle von Scholz Böhringens Ortsvorsteher Detlef Langrock im Verwaltungsrat zu etablieren. Wie bereits berichtet, setzte er sich damit nicht durch. Aber nun scheint sich der Spieß umzudrehen.

Scholz, der nun nicht mehr den Vorsitz im Verband bekleidet, will traditionell für den Ortsteil Dietingen antreten. Diesen Sitz habe vormals von Bissingen innegehabt. Ergo sei er nun von der Streichung betroffen.

Von Bissingen wehrte sich. Nicht Dietingen habe er vertreten, sondern Gößlingen. Da sei er sehr sicher. Völlig überrumpelt suchte er in seinem Ordner nach beweisführenden Unterlagen. Behilflich war ihm Scholz dabei nicht. Im Gegenteil. Er legte ihm nahe, das Ergebnis zu akzeptieren, da er ja schon im Abwasserverband vertreten sei. "Da können sie auch auf ein Mandat verzichten."

Das Beweisstück habe er inzwischen gefunden, sagte von Bissingen gegenüber unserer Zeitung. Daraus gehe hervor, dass er den Ortsteil Gößlingen vertreten habe. Dem widersprach in der Sitzung allerdings Klemens Schmid. Er sei als Vertreter der Gemeinde Gößlingen aufgelistet gewesen. "Ich beanspruche den Platz", rief Schmid in die Runde. Nun rumorte es deutlich im Gremium.

Die nächste Unruhe

Ein Platz könne nicht beansprucht werden, klärten ihn Ratskollegen auf, sondern der Vertreter werde vom Gemeinderat gewählt. Auf Antrag von von Bissingen sollten geheime Wahlen durchgeführt werden, was zur nächsten Unruhe führte.

Die Wahlzettel, die Hauptamtsleiter Matthias Barth austeilte, beinhalteten Kandidaten, aber nicht der Name von Bissingen. Das lehnten Räte ab. Barths Versuch, darauf andere Wahlzettel in den Umlauf zu bringen, wurde abgewunken und erneut ein Antrag gestellt. Dieses Mal auf Vertagung der Wahl.

Acht Stimmen gegen fünf

Acht Räte – und damit die Mehrheit (drei Räte aus Irslingen, zwei aus Böhringen und drei der Dietinger Liste "Gemeinsam mit Weitblick") – schlossen sich diesem Antrag an. Zur Wahl standen für Irslingen Sybille Kammerer und als ihr Stellvertreter Klaus Häsler, für Böhringen Detlef Langrock mit Hildegard Flaig als Stellvertreterin, für Gößlingen Klemens Schmid und Alexander Ettwein als sein Stellvertreter.

Als die Wahl vertagt wurde, zog Ettwein allerdings sein Interesse an dem Amt zurück. Gar nicht debattiert wurde über das Ausscheiden von Bettina Baur, die dem Verband bislang als Stellvertreterin von von Bissingen zur Seite stand. Sie war weder auf der Liste zu finden, noch wurde ihr Fehlen angesprochen. Auch nicht von ihr selbst.

Auf Anfrage informierte Hauptamtsleiter Matthias Barth, dass für Bürgermeister Scholz Gerhard Schneider als dessen Vertreter vorgesehen sei. Weitere Stellvertreter seien Gerhard Held und Jürgen Würtenberger. Die Wahlvorschläge kamen im Übrigen von der Verwaltung.

Der sonst übliche Verlauf einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung in Dietingen mit Kandidaten-Vorschlägen und einer Empfehlung an den Gemeinderat hatte nicht stattgefunden, sagte von Bissingen.