Der kleine Beamte zieht vom Leder und wächst über sich hinaus, wenn es um seine Pension geht (von links Ulrich Schlageter, Andreas Derbogen und Ulrika Bames). Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Bärschs Kleine Bühne erinnert mit "Das hat man nun davon" an die Wortspiele des Komikers Heinz Erhard

Von Thomas Riedlinger

Dietingen-Gößlingen. Nach 40 Jahren ohne Theater im Gasthaus Krone war am Samstagabend eine Premiere für die Zuschauer angesagt: Auf Initiative der Kunstbank Gößlingen brachte "Bärschs Kleine Bühne" die Zuschauer mit dem Stück "Das hat man nun davon" zum Lachen.

Die Initiative, die sich aus verschiedenen Personen zusammensetzt, hat das ehemalige Raiffeisengebäude in Gößlingen gepachtet mit der Idee, dort eine Galerie zu eröffnen. Dies wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres geschehen.

Bereits seit zehn Tagen ist im selben Gebäude ein Näh-Café geöffnet und immer dienstags ab 15 Uhr für Interessierte für Schneiderei und Hardarbeiten zugänglich, eventuell gibt es zukünftig zusätzliche Öffnungszeiten nach Absprache.

Das Theaterstück stammt ursprünglich von Wilhelm Lichtenberg und wurde vom bekannten Komiker Heinz Erhardt bearbeitet. Es erzählt humorvoll vom Amtsschreiber Willi Winzig (Andreas Derbogen), der auf dem Finanzministerium nahezu alle gängigen Beamtenklischees bedient und kurz vor der Pensionierung steht. Seiner Meinung nach ist "in Pension gehen schließlich das einzige Vergnügen, das sich ein kleiner Beamter noch leisten kann".

Da er allerdings das Herz auf dem rechten Fleck hat, werden von ihm schon seit Monaten keine negativen Steuerbescheide an die Bürger rausgeschickt, denn der mitfühlende Winzig fürchtet: "Der schießt sich auf und hängt sich tot, wenn wir das hinausschicken."

Natürlich kommt das raus, und er läuft Gefahr, seine Pension zu verlieren. Außer er stellt sich als Idiot an, rät ihm Ministerialsekretär Senn (Ulrich Schlageter), dann werde er anders eingestuft und kann sie behalten.

Und so legt sich der kleine Beamte zum Vergnügen der Zuschauer nicht nur mit seiner Vorgesetzten Doleschal (Ulrika Bames), der neuen Finanzministerin Kuhländer (Jutta Bärsch) oder Landwirtschaftsminister Finz (Karl Fritsche) an, sondern auch mit seiner heimlichen Liebe, der Tierärztin Kubin (Uta Haller). Und übersieht dabei die Liebe der Angestellten Weguscheit (Jenny Hahn). Und auch der Besuch der Südamerikanerin Alcaly dy Buertos (Angelika Witzke) bringt nicht wirklich Ruhe in die verfahrene Situation.

Das Stück lebt durch den Wortwitz der verschiedenen Charaktere und die Spielfreude der Schauspieler. Da war von einem "Schwotten" die Rede, das sei ein Schwabe und ein Schotte in einer Person. "Sie sind verrückt, gehören Sie zu einer erblich vorbelasteten Familie?" Antwort: "Ja, mein Vater war ein anständiger Mensch, und meine Mutter war ein anständiger Mensch!" Und im Finanzministerium werde nur im Juli und August geheizt, weil man da am wenigsten Heizmaterial braucht, war zu hören.

Derart feinsinnige Untertöne hatten aber zur Folge, dass sich der angeblich Verrückte als der Vernünftigste von allen herausstellte und endlich mal die ehrliche Meinung sagte. Und im Lauf der Verwirrungen zum Amtsrat und zum Schluss sogar zum Finanzminister ernannt wird. Auch kleine Sticheleien gegen die Politik kamen beim Publikum hervorragend an: "Man muss doch auch Rückgrat haben." "Ja, in der Anatomie, aber doch nicht in der Politik", sagte der Beamte. Und so wurde hie und da genüsslich der Finger in die Wunde gelegt, und zum Erstaunen des Publikums wurde klar, dass sich in der Zeit der 60er-Jahre, in der das Stück spielt, bis heute eigentlich kaum etwas verändert hat.