Wahl zum ersten Stellvertreter wirft für Frank Scholz, dem es "um die Sache geht", mehrere Fragen auf

Dietingen-Irslingen (apf). Zu keinem alltäglichen Dialog in einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung kommt es in Irslingen, als Dietingens Bürgermeister Frank Scholz mit dem Irslinger Gemeinde- und Ortschaftsrat Martin Bantle über Motive und Hintergründe im Zusammenhang mit der Wahl zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter spricht.

Wie berichtet, gab es im Dietinger Gemeinderat zwei Abstimmungen, die beide Male sieben zu sieben zwischen Martin Bantle und Gerhard Schneider (Dietingen) ausgingen. Bantle wurde von Ferdinand Graf von Bissingen vorgeschlagen, weil er (hinter Klaus Weisser, der als Ortsvorsteher nicht kandidieren darf) die meisten Stimmen bei der Kommunalwahl erhalten hat; Schneider, langjähriger erster Stellvertreter des Bürgermeisters, wurde vom Bürgermeister vorgeschlagen.

Scholz will von Bantle wissen, warum er nicht als Ortsvorsteher kandidiert habe, obwohl er in Irslingen die meisten Stimmen erhalten habe. Bantle sieht die Beanspruchung eines Ortsvorstehers höher an als die eines Bürgermeister-Stellvertreters.

Scholz will Details über Bantles Motive zur "Kandidatur" erfahren. Er, so Bantle, sei von Ferdinand Graf von Bissingen vor der Gemeinderatssitzung gefragt worden, habe dann auf der Fahrt nach Dietingen seine zwei Irslinger Ratskollegen informiert. Dass Scholz weiterbohrt, empfindet Bantle wie ein Verhör, was jedoch der Bürgermeister verneint. Er, Scholz, hätte sich gewünscht, dass Bantle im Vorfeld mit ihm oder Schneider Kontakt aufgenommen hätte. Bantle wiederum entgegnet, dass er gefragt worden sei, er selbst hätte sich nicht vorgeschlagen ("so ehrenkäsig bin ich nicht").

Scholz hat seinen Fragenkatalog aber noch nicht abgearbeitet. Ihn interessiert, Details über Bantles Motivation zu erfahren. Bantle ist geduldig und antwortet. Er spricht das Wählervotum an, seine Stimmenzahl bei der Kommunalwahl; er sagt, dass er sich darüber sehr gefreut habe und es als Ehre angesehen hätte, wenn er als erster Bürgermeister-Stellvertreter gewählt worden wäre.

Für den Bürgermeister haben sich erst einmal "andere Fragen" erledigt. Welche, sagt er jedoch auf Nachfrage nicht. Schließlich hat ja Bantle zu Beginn der Sitzung erklärt, dass er nicht mehr zu weiteren Wahlgängen antreten wolle. Das dafür notwendige Vertrauen habe er, so Bantle, weder beim Bürgermeister – schließlich habe dieser ja den "Gegenkandidaten" vorgeschlagen –, noch bei Teilen des Gemeinderats gespürt (wir haben berichtet).

Für den Bürgermeister stellt sich bei dieser Angelegenheit die Frage des Respekts allen Kollegen am Ratstisch gegenüber. So seien Personen beschädigt worden; immerhin sei in der Zeitung gestanden, dass Gerhard Schneider zwei Mal keine Mehrheit erhalten hätte.

Bantle pflegt weiterhin – mehr oder weniger geduldig in der Stimme – den Dialog. Er will vom Bürgermeister wissen, ob jeder mit Scholz sprechen müsse, wenn der Gemeinderat öffentlich tage und es Vorschläge gebe. Scholz erinnert Bantle an die vergangene Ortschaftsratssitzung in Irslingen, als die Wahlen Thema gewesen seien. Bantle entgegnet, dass damals, Anfang September, bei ihm noch nicht angefragt worden sei. Und er habe sich selber nicht ins Spiel gebracht, wiederholt er zum besseren Verstehen. Außerdem sei er auch nicht informiert worden, dass Scholz Schneider vorschlagen würde.

An dieser Stelle gibt Ortsvorsteher Klaus Häsler kurz ein Intermezzo, als er darauf hinweist, dass es für ihn mit Blick auf die Gesamtgemeinde gleich sei, ob der erste Bürgermeister-Stellvertreter aus Böhringen oder aus Irslingen komme. Schließlich sei es in vielen Gemeinden im Kreis üblich, dass zuerst die "Stimmenkönige" gefragt werden. Und so sei ja wahrscheinlich auch Gerhard Schneider einst zu diesem Amt gekommen.

Finale? Nein. Den Schlusspunkt will der Bürgermeister setzen. Er merkt an, dass es viele Ortsvorsteher gebe, die nicht Stimmenkönig waren oder sind ("Dies relativiert das Argument"). Und er betont, dass ihm wichtig sei, gut zusammenzuarbeiten. Scholz: "Mir geht es um die Sacharbeit."

Zwei Anmerkungen fehlen noch. Einerseits Klaus Häslers Aussage, dass er es schade finde, dass sich Martin Bantle nicht mehr zur Wahl stellen wolle. Und andererseits der Hinweis, dass ein Bürgermeister-Stellvertreter sehr wohl auch ein Ortsvorsteher-Stellvertreter sein könnte. Dass dies nicht sein dürfe, hat der Bürgermeister in der vergangenen Gemeinderatssitzung vorgebracht, und deshalb ist es zu diesem Tagesordnungspunkt in jüngster Ortschaftsratssitzung überhaupt erst gekommen.

Nach Blick in eine Kommentierung des Gemeindetags zu dieser nichtalltäglichen Situation, so Scholz, habe sich jedoch herausgestellt, dass sich seine Annahme nicht bestätigt hätte. Martin Bantle hätte also erster Bürgermeister- und erster Ortsvorsteher-Stellvertreter sein dürfen.

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