Karl Herter aus Rotenzimmern will Bürgermeister von Dietingen werden. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Karl Herter tritt am Sonntag an

Von Verena Parage

Dietingen. Wahlveranstaltungen wollte Karl Herter keine machen. "Große Propaganda bringt nichts", meint der Rotenzimmerner. Die meisten Leute würden ihn kennen – und entweder sie sähen, ob jemand etwas schaffen wolle, oder sie sähen es nicht. Herter will etwas schaffen, am liebsten im Dietinger Rathaus. Deshalb tritt er bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 3. Juli, gegen Amtsinhaber Frank Scholz sowie die weiteren Kandidaten Ferdinand von Bissingen und Uwe Bidlingmaier an.

Schon vor acht Jahren hatte Herter gegen Scholz kandidiert. Am 6. Juli 2008 gaben ihm 33 Wähler ihre Stimme – 1,8 Prozent. Das brachte ihn natürlich nicht einmal in Rathaus-Nähe. Dennoch tritt der 55-Jährige wieder an.

Sollte er gewählt werden, wolle er mit der Bevölkerung zusammenarbeiten. Und er will viel mehr Entscheidungen durch Abstimmungen der Bürger treffen. Gebildet brauche man für das Amt nicht sein, vielmehr müsse man die Bürger akzeptieren.

"Ortsvorsteher ist mir eine Nummer zu klein"

Er plädiert dafür, dass sich alle Bürger in der Gemeinde einbringen. Dafür sollte man ihnen aber auch einmal Danke sagen, meint Karl Herter.

Im Vergleich zu den drei anderen Bewerbern ist der 55-Jährige ein ungewöhnlicher Kandidat fürs Amt des Bürgermeisters. Und ein selbstbewusster: "Ortsvorsteher, das ist mir eine Nummer zu klein." Gar in Richtung Stuttgart und das Amt des Ministerpräsidenten schielt er.

32 Jahre lang hat er bei Mahle gearbeitet, bis er im vergangenen Jahr entlassen wurde. Seither ist er arbeitslos, aber hilft in der Landwirtschaft seines Bruders mit. Dort ist Karl Herter im wahrsten Sinne des Wortes zu Hause: Er lebt in der landwirtschaftlichen Halle zwischen Rotenzimmern und Gößlingen.

Mitte der 1990er-Jahre hatte er die Idee, mit allen Bauern in Rotenzimmern gemeinsam Landwirtschaft zu betreiben. So weit ist es nie gekommen. Am Zusammenarbeiten allerdings hält er fest: Karl Herter will, dass die Gesellschaft wieder zusammenwächst und dass alle sich helfen. Derzeit fehle den Bürgern der Gemeinsinn.

Apropos Gemeinsinn: "Als Bürgermeister muss man Kompromisse finden, mit denen alle zufrieden sind –und nicht mit allen schmusen", erklärt er.

Ob er sich nach Sonntag tatsächlich beruflich um die Bürger Dietingens kümmern wird, muss sich noch zeigen. Bisher versorgt er vor allem drei Bienenvölker. So viel Honig wie gerade habe es noch nie gegeben, erzählt Karl Herter. Zumindest für seine Bienen ist 2016 also ein erfolgreiches Jahr.