Die deutsche Außenhandelskammer fordert gerechtere Wettbewerbsbedingungen auf dem chinesischen Markt für europäische Unternehmen – von Abkopplung ist nicht die Rede. Foto: dpa/Andy Wong

Firmen jammern über Nachteile, wollen aber mehr investieren: So klappt die Loslösung von China nicht, meint Wirtschaftsredakteur Hannes Breustedt.

Der Kanzler reist nach China und deutsche Unternehmenschefs reißen sich um Plätze in seiner Delegation. Viele Firmen beklagen unfairen Wettbewerb und fordern Unterstützung von der Politik. Doch trotz aller Probleme will der Großteil der deutschen Unternehmen in China die Investitionen weiter ausbauen. Abkopplung geht anders.

Dabei steht die Frage, wie abhängig sich die Industrie von China machen darf, schon lange im Zentrum geostrategischer Diskussionen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief die Unternehmen bereits vor rund zwei Jahren auf, sich weniger einseitig auf China auszurichten und „nicht alle Eier in einen Korb zu legen“.

Die engen Verflechtungen der Industrie gelten vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen China und den USA sowie drohender Eskalationen im Konflikt um Taiwan seit Jahren als problematisch. Besonders nach dem bösen Erwachen beim billigen russischen Gas nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sollte eigentlich klar sein, dass deutsche Unternehmen ihre Lieferketten und Vorprodukte tunlichst unabhängiger von China machen sollten.

Laut Studien des Experten Jürgen Matthes vom arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstitut IW gibt es dabei bislang aber kaum Fortschritte. So würden Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der deutschen Firmen mit hohen China-Abhängigkeiten keine Maßnahmen dagegen ergreife oder Chinas Relevanz teils sogar noch erhöhe. „Die deutschen Importabhängigkeiten von China sind in der Gesamtschau im Jahr 2023 trotz gewisser Veränderungen auf ähnlichem Niveau geblieben wie im Vorjahr“, lautet das Fazit einer aktuellen Analyse des Volkswirts.