Bettina Schuler-Kargoll, Geschäftsführerin der Firma Schuler Rohstoffe (Zweite von rechts), führt über das Firmengelände und erläutert Claus Schmiedel, Rita Haller-Haid sowie Vertretern der SPD-Fraktion und der IHK die Fortschritte der Baustelle. Foto: Schuh Foto: Schwarzwälder-Bote

Schuler Rohstoffe in Deißlingen präsentiert sich / Austausch über Ausbildung und Kritik an neuem Gesetz

Von Saskia Schuh Deißlingen. Auf der Großbaustelle von Schuler Rohstoffe geht es mit Hochdruck voran. Davon konnte sich auch Claus Schmiedel, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, beim Ortstermin überzeugen. Für Vorbeifahrende auf der B 27 ist der Fortschritt nicht zu übersehen: Das Kernstück der Betriebserweiterung des Unternehmens, die 300 Meter lange Hallenfront parallel zur Bundesstraße, nimmt Gestalt an. Die ersten Außenwände wurden bereits hochgezogen. Das Großprojekt lässt sich die Schuler Rohstoff GmbH als einer der führenden Recyclingdienstleister in der Region mit Hauptsitz in Deißlingen und einer Niederlassung in Singen 15 Millionen Euro kosten. Allerdings nutzte Geschäftsführerin Bettina Schuler-Kargoll den Besuch von Claus Schmiedel (SPD-Fraktionsvorsitzender) nicht nur, um ihr Unternehmen zu präsentieren.

In einem ausführlichen Gespräch mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer ging es auch um den Fachkräftemangel und die Ausbildungssituation. Schuler-Kargoll kritisierte vor allem zahlreiche Verordnungen, insgesamt 72 Paragrafen, welche die Branche erfüllen müsste. Besonders das Kreislaufwirtschaftsgesetz "trifft die empfindlichste Stelle der Entsorgungsunternehmen", so die Geschäftsführerin.

Ab dem 1. Juni gehe "Abfall" wie Schrott oder Papier von Privathaushalten ausschließlich an die Kommune und verhindere damit einen fairen Wettbewerb mit privaten Entsorgern. Dies sei ein "Eingriff in die freie Wirtschaft" und nicht im Sinne der EU, deshalb habe man eine Beschwerde in Brüssel eingereicht, betonte Schuler-Kargoll. Die Geschäftsführerin ist gleichzeitig Vizepräsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, daher nutzten regionale Vertreter der Wirtschaft gleich den Besuch des Politikers zu einem Austausch über Fachkräftemangel, Ausbildung, Lehrerversorgung an beruflichen Schulen sowie regionale Beteiligungsfonds.

Thomas Albiez (IHK-Geschäftsführer) schilderte die prekäre Situation an Berufsschulen in den Landkreisen Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. Aufgrund des Lehrermangels entfielen dort teilweise 60 Prozent des Unterrichts. Darunter leide die Qualität der dualen Ausbildung, was den Fachkräftemangel noch verstärke. "3300 Lehrstellen, die aufgrund der zurückgehenden Schülerzahl nicht mehr besetzt werden müssten, bleiben unter der neuen Landesregierung erhalten", erwiderte Schmiedel. Dies werde die Situation an den beruflichen Schulen entschärfen.

Allerdings müsse man, um den Fachkräftemangel zu verringern, die Ausbildung schon früher verbessern. Deshalb soll ab dem dritten Schuljahr die Sprachförderung garantiert werden und ein zügiger Ausbau der Ganztagesschulen stattfinden. Zudem soll es altersgemischte Lerngruppen geben und eine neue Schulkultur, die im Gegensatz zur bisherigen nicht Schwächen hervorhebe, sondern Stärken. Schmiedel plädierte auch für eine "begleitete Ausbildung", um Lehrlinge zu unterstützen und zu fördern.

Abschließend forderte Egon Warfia (IHK-Geschäftsbereichsleiter) eine bessere Unterstützung der Finanzierung für Unternehmensgründer. Dafür solle ein regionaler Beteiligungsfond eingerichtet werden.