Die Forstfachleute (von links) Frauke Kleemann, Andreas Sippel und Thomas Zihsler erklären den wissbegierigen Gemeinderäten und Gästen, was den Deißlinger Wald bewegt. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Forst: Gemeinderat macht sich im Wald schlau / Douglasien und Tanne besonders gepflegt

Von Siegfried Reinhardt

Manchmal steht der Deißlinger Gemeinderat mitten unter vielen Bäumen. So am Samstag – bei einer Waldbegehung.

Deißlingen. Förster Thomas Zihsler und seine Kollegen, Oberforstrat Andreas Sippel und Frauke Kleemann, präsentierten den Räten und interessierten Bürgern den Zustand der großen Waldgebiete, die der Gemeinde gehören. Da ist beispielsweise Witthau, oben beim Heiligenhof.

Zwei Stürme haben hier ein großes Loch gerissen; Fichten, umgemäht wie Streichhölzer. Inzwischen haben die Deißlinger Förster für Nachwuchs gesorgt, haben Kirschen, Eichen und Douglasien gepflanzt. Alle drei Baumarten sind gut in der Lage, mit dem Klimawandel umzugehen. Douglasien und Kirschen wachsen sogar schneller als Fichten und sind damit irgendwann ein Gewinn für die Gemeindekasse. Bei den Eichen dauert das natürlich ein bisschen länger.

Andreas Sippel betonte, dass der Zustand des Deißlinger Waldes sehr positiv sei. Alle zehn Jahre machen die Förster Inventur und schauen sich gründlich an, was zu tun ist. Die Ergebnisse fließen in die Forsteinrichtung, die der Gemeinderat am Dienstag, 10. Mai, berät.

Dieser zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Förster, die hier viel Handarbeit anlegten. So bekamen die kleinen Douglasien Schutzpfosten, die sie zwar nicht vor Verbiss, aber vor Rehböcken schützen, die hier gerne den Bast von ihren Geweihen schaben. "Da reicht ein Bock, dann ist die ganze Reihe weg."

Verbiss ist im Witthau weniger ein Problem, denn der zuständige Jäger macht seine Arbeit gut. Richtig naturnahe Waldstücke gibt es auch, das zeigten die Waldfachleute ein paar Meter weiter. Dort wachsen Buchen neben Tannen und Fichten und machen den Förstern nicht übermäßig viel Arbeit. Nur beim Ernten. Es ist einfacher, Monokulturen abzuernten, als alte Bäume aus dem Wald zu holen, ohne die jungen zu beschädigen.

Richtige Riesen

Einst sei die Buche nicht beliebt bei den Förstern gewesen, betonte Sippel, man hielt sie nur für Brennholz geeignet. Das ginge aber auch anders, die Buchen müssten gepflegt werden, damit sie gerade wachsen. Und sie könnten richtige Riesen werden, würden bis zu 400 Jahre alt. Viel Umdenken hat in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden. So lasse man Altholz und Reisig heute gern im Wald liegen, um dem Boden Nährstoffe zurückzugeben, statt alles wegzuräumen. Und gegen Verbiss hilft ebenfalls Handarbeit, das zeigte Thomas Zihsler im Gewann Schluthen.

Hier macht das Wild den "Tännchen" zu schaffen, denn die schmecken besser als junge Fichten, die sind zu stachelig. Also werden die jungen Tannen mit einem Mittel behandelt, das den Rehen den Geschmack verdirbt oder mit Schutzhüllen versehen. Ein Stück Wald haben die Förster eingezäunt, um die Tiere draußen zu halten, hier wachsen die Tannen ganz wunderbar.

Nun hoffen die Verantwortlichen auf den neuen Jäger, der das Wild im Zaum halten wird. Das hat mit dem Pächter vor ihm nicht so gut geklappt. Insgesamt sind die Jäger eine große Hilfe, weshalb man in Deißlingen die Pacht auch gering hält, die Jäger lieber an den Folgekosten beteiligt.

Verbiss groß

Ob man die Tiere nicht füttern solle wie früher, wollte ein Rat wissen. Das bringe nichts, betonte Zihsler. "Das hat man früher nur gemacht, damit das Bock ein großes Geweih bekommt." Dass trotz gestiegener Abschusszahlen der Verbiss groß sei, zeige, dass sich das Wild im Wald wohl fühle, so Bürgermeister Ralf Ulbrich. Und die promovierte Fachfrau Frauke Kleemann betonte, dass die naturnahe Waldbewirtschaftung dem Rehwild gut tue. "Die Tiere finden hier viel mehr Futter."

Mit dem Bus wurden die Waldbesucher von einem Ende zum anderen des Deißlinger Forsts gebracht. Dabei durften sie eine Reihe seltener Silberweiden am Weidenbach bewundern, der demnächst mit etwas Bagger-Nachhilfe gänzlich renaturiert werden soll. Nicht nur wegen des schönen Anblicks, sondern auch, weil es dafür Zuschüsse gibt.

Nach einer Stärkung in der Waldhütte begutachtete der Gemeinderat frische Durchforstungen im Gebiet Sandsteig und Waldstücke auf dem Scheibenbühl. Die Räte gehen somit bestens informiert in die kommende Sitzung, um die Forsteinrichtung abzusegnen.