Um Blumen für die Fronleichnamsprozession zu sammeln, stellt sich Karin Schmeh auch mal an die Hauptstraße. Fotos: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Fronleichnamsprozession hat Tradition in Deißlingen / Sieben Frauen richten prachtvolle Blumenteppiche her

Von Dunja Smaoui

Deißlingen. Die Fronleichnamsprozession hat eine lange Tradition – auch in Deißlingen. An dem Ereignis zum katholischen Fest beteiligt sich vor allem eine kleine Frauengruppe, die mit Aufwand farbenfrohe Blumenteppiche gestaltet.

"Da vorne sind tolle Margeriten", ruft Karin Schmeh und tritt auf die Bremse ihres Autos. Mit einem Karton hüpft sie auf einem Parkplatz an der befahrenen Hauptstraße im Feierabendverkehr aus dem Wagen und läuft ein Stück die Straße entlang. Blüte für Blüte pflückt sie ab. "Es ist noch nie vorgekommen, dass wir zu viele Blumen hatten", sagt sie lachend. "Nur zu wenige, aber das sollte nicht sein."

Die Altorientalistin hilft seit mehr als 20 Jahren im Ort bei der Fronleichnamsprozession mit. "Im Kern sind wir sieben Frauen", erzählt sie über die Frauengemeinschaft der Gemeinde. "Früher waren wir mehr, aber mit der Zeit wurden wir immer weniger. Und jetzt dümpeln wir eher so vor uns hin." Sie schmunzelt. Nur zum katholischen Fest, da geben die Mitglieder dann richtig Gas. Denn zum Gottesdienst morgen früh um neun und der anschließenden Prozession durch den Ort: Da muss die Arbeit fertig sein.

"Zuerst suchen wir uns im Vorfeld ein Motiv aus", sagt Karin Schmeh und hält ein kleines Bild mit einem Kreuz und buntem Hintergrund hoch.Und dann warten sie im Grunde nur noch auf den Montag vor Fronleichnam. "Die Arbeit ist sehr kurzfristig, weil es gar nicht anders geht", erklärt Karin Schmeh. Denn gearbeitet wird vor allem mit frischen Blumen. "Die drei Tage vor dem Fest gehen an die Nerven", sagt sie. Da ist jeder Tag verplant.

"Am Montag haben wir die Platte hergerichtet", erzählt Karin Schmeh und deutet die Größe der Holzplatte an: 1,20 mal 1,40 Meter ist sie groß. Sie wird in der Aubert-Schule in Deißlingen auf zwei Böcken platziert. Das religiöse Motiv malen sie dann zunächst mit einem Stift auf die Platte. Im Anschluss kommt die schwarze Graberde ins Spiel. "Damit legen wir die Konturen", so Karin Schmeh. Die Zwischenräume füllen die Frauen mit Sägemehl.

Dienstags ist der Tag des Blumensammelns. "Da geht jeder für sich raus und sammelt so viele Blüten, wie er kann." Mit den Jahren ist es für die Frauengemeinschaft immer schwieriger geworden, Blumen zu finden. "Die Bauern mähen die Wiesen ja alle ab", sagt Karin Schmeh. "Aber es gibt auch einige, die plündern ihren ganzen Garten." Lachend schüttelt sie den Kopf. "Man muss sich allerdings jedes Jahr aufs Neue Fragen: Gibt es Blumen?"

Die schwierigste Aufgabe kommt dann am Mittwoch, wenn die Blüten auf die Platte gelegt werden und das Motiv entsteht. Doch die sieben Frauen werden ihrer Arbeit mit viel Feingefühl und Kreativität gerecht. "Es macht viel Mühe", sagt Karin Schmeh. "Aber es ist auch eine schöne Arbeit, denn von überall her duftet es herrlich nach Blumen." Sie freut sich. "Den Rand dekorieren wir dann meistens mit Farn. Das sieht dann richtig schön aus."

Davon brauchen sie immer viel, denn die Blumenteppiche allein sind nicht alles, was für die Fronleichnamsprozession aufgefahren wird. "Wir legen auch einen Weg aus Farn in den mittleren Gang unserer Kirche", sagt Karin Schmeh.

Dazu gibt es zwei Stationen, die nach dem Gottesdienst am Donnerstag angesteuert werden: Das Haus von Werner Horn, ein Bürger der Gemeinde, der seinen Garten als Station zur Verfügung stellt und die Aubert-Schule. Von dort wird ein Weg vom Eingang bis zur Straße – nur aus Farn – gelegt.

"An den Projekten für die Fronleichnamsprozession sind immer viele Hände beteiligt", so Schmeh. Die Frauen haben sich in Gruppen aufgeteilt, um zwei Blumenteppiche zu gestalten. "Einer wird am Donnerstag morgen um fünf vor der Aubert-Schule ausgelegt. Der andere bei Werner Horn."

Die Ministranten und KJGler kümmern sich um die Farnwege, eine weitere Gruppe schmückt die Kirche, die Kolpingfamilie richtet die Bewirtung für den Mittag und Nachmittag nach der Prozession. "Es steckt so viel Arbeit dahinter", so Karin Schmeh. Aber wenn diese erledigt ist, dann können sie beginnen: die feierlichen Momente.

"Die Prozession ist sehr besonders", sagt sie. "Man ruft sich ins Bewusstsein, was es für einen bedeutet, Gott mit dieser Arbeit zu danken." Morgen Abend um 18 Uhr ist dann alles wieder vorbei. Die vertrockneten Blüten werden zusammengekehrt, die "Teppiche" von den Altären heruntergenommen. So viel Arbeit für ein paar Stunden. "Das macht nichts", sagt Karin Schmeh und lächelt. "Ich weiß ja, für wen ich das mache."