Beim Fototermin mit dem Rücken zum Latschariplatz: Ansonsten lässt Herbert Traxler seinen Blick vom Deißlinger Rathausbüro aus gerne in diese Richtung schweifen. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Deißlinger Hauptamtsleiter Herbert Traxler läutet nach 37 Jahren in Deißlinger Diensten den Rückzug ein

Von Winfried Scheidel

Deißlingen. Vor drei Jahren durfte sich Herbert Traxler am Deißlinger Ratstisch zu 40 Jahren im Öffentlichen Dienst, davon 34 Jahre im Deißlinger Rathaus, gratulieren lassen. Noch einige Monate wird er jetzt dort mithelfen, die Fäden zu ziehen. Im November ist aber Schluss. Vermissen wird er vielleicht den Blick von seinem Büro aus auf den Latschariplatz.

Dem Ruhestand blicke er mit Vorfreude entgegen. Das sagt einer, der mit seiner ruhigen, aber sehr verbindlichen Art seit fast vier Jahrzehnten als Hauptamtsleiter mitten drin ist im Deißlinger Gemeindeleben. Der sich nicht nur wegen seines Umgangstons bei Bürgern wie Kollegen hohes Ansehen erworben hat.

Der bald 65-Jährige (16. Juli) gilt als einer, den nichts so schnell aus dem Sattel hebt: Bei diffizilen Bauangelegenheiten zum Beispiel ist nicht selten Traxlers Geschick mit ausschlaggebend für am Ende tragbare Lösungen, mit denen Bauherr und Gemeinde gleichermaßen leben können. Bei der Organisation von Wahlen kommt in den beiden Ortschaften die akribische Handschrift Traxlers zum Tragen.

Sogar Streithähne bescheinigen dem Bühlinger ein feines Händchen, was die Suche nach Konsens und Ausgleich betrifft. Traxler ist nämlich gelegentlich auch bei gemeindlichen Sühneverfahren gefragt. Dann eben, wenn bei Streitigkeiten zwischen Bürgern statt einer gerichtlichen Auseinandersetzung eine Einigung im trauten Kämmerlein unter sechs Augen erzielt werden soll.

"Kam früher öfters mal vor. Und der eine oder andere Termin endete durchaus in gutem Einvernehmen – zum Beispiel in Form einer Entschuldigung und einer kleineren Geldzahlung – und einem versöhnlichen Handschlag", sagt Herbert Traxler heute schmunzelnd. Auch als Standesbeamter soll er in tiefsinniger Weise Worte gefunden haben, die nicht nur dem Brautpaar sehr gefallen haben.

Stille Wasser sind tief: Diese sprichwörtliche Feststellung lässt sich wohl auch ein wenig bei der Beschreibung der Person Traxler heranziehen. Leise, aber bestimmt mit voranzugehen, ist eine Devise, die der Deißlinger Hauptamtsleiter immer schon beherzigt zu haben scheint. Bereits in den 1980er-Jahren wurde für die beiden Dörfer am Oberen Neckar ein Sommerferienprogramm für Kinder eingeführt. In einer Zeit, als in den meisten anderen Gemeinden an so etwas überhaupt noch nicht gedacht wurde. Auch das große Gemeindejubiläum, Alemannenausstellung, Ortschronik, die Uhrenausstellung im Rathaus oder die archivarische Erfassung des gemeindlichen Geschehens bis zum Jahr 2000 sind Themen, bei denen Traxler nicht unwesentlich beteiligt war. Die zuletzt geborene Reihe Deißlinger Geschichten fand ebenfalls seine nachhaltige Unterstützung.

Bürgermeister Ralf Ulbrich bescheinigte denn auch "diesem Aushängeschild des Rathauses" beim Arbeitsjubiläum vor drei Jahren "bei den Bürgern menschlich und fachlich gleichermaßen ganz hoch im Kurs" zu stehen. "Freundlich, geduldig, kompetent, fürsorglich und engagiert" sind Attribute, die ihm von Gemeinderäten zuerkannt werden.

Den Mumm für seine ausgleichende und geduldige Art holt er sich vor allem bei schweißtreibender Gartenarbeit. Seine große Leidenschaft sei das Lesen, im Ruhestand will der Vater zweier längst erwachsener Kinder – zusammen mit seiner Frau Margit – aber auch dem Reisen ("nicht so weit weg, in Deutschland gibt es viele schöne Fleckchen") frönen.

Wenn er im November geht, wird er in seiner sympathischen Art gewohnt Gentleman-like beiden designierten Nachfolgern wohl so einiges auf den Weg fürs weitere erfolgreiche Schaffen im Rathaus mit auf den Weg gegeben haben.

Traxlers Aufgabenfeld wird geteilt: Yvonne Roth wird sich um Haupt-, Ordnungsamt und Bürgerbüro kümmern, eine ab dem 1. August beginnende Kollegin wird künftig in der Abteilung von Ortsbaumeister Rainer Braun sich vor allem Fragen zu baurechtlichen Aufgaben und Angelegenheiten widmen.

Bekanntlich hat mittlerweile Jennifer Engeser als Sachbearbeiterin Familie, Soziales und Ehrenamt im Hauptamt das frühere Aufgabenfeld von Yvonne Roth übernommen.