Fleißiges Proben: Junge Narren sind voller Elan und fiebern dem Bürgerball entgegen. Fotos: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Seit 42 Jahren fester Bestandteil der Dorfkultur / Nachwuchs probt fleißig

Deißlingen (shr). "Zwei Johr Bau – des glaubt koa Sau." Wenn so ein Spruch in Deißlingen zu hören ist, ist es klar: "Der Bürgerball ist da." Noch ein paar Tage – dann steigt der erste Ball der Narrenzunft.

Beim Betrachten des Mottos der Zunft, wird klar, dass der Ball nicht wie üblich in der Festhalle steigt – diese wird aktuell umgebaut. Deshalb ist der "Tempel der Narretei" in diesem Jahr das katholische Gemeindezentrum in der Pfarrgasse: am Freitag, 17., und am Samstag, 18. Februar.

Seit 1964 wird in Deißlingen der Bürgerball veranstaltet. Seit 53 Jahren stellt die Narrenzunft ein Programm auf die Beine, das seinesgleichen sucht. Mit dabei sind die "Schmunzlers", "Skrös" und "Hagebänd", ebenso der Narrenrat und viele weitere Künstler mehr, die alles dafür tun, um das Publikum zum Lachen zu bringen.

Vor 42 Jahren wurde es anders, pfiffiger. 1975 wurden nämlich die Narrenkinder auf die Lachmuskeln der Erwachsenen angesetzt. Ein durchschlagender Erfolg, wie sich herausstellen sollte. Das Motto 1975 war übrigens sinnigerweise: "Hage Treiber und sonstige Halunke". Von Anfang an mit im Boot der "Narrenkind" waren übrigens Hans und Christa Hengstler. Ein Duo, das sich mit viel Liebe und Geduld "ihren" Kindern widmete. Und dies sei manchmal schlimmer gewesen, "als einen Sack voller Flöhe zu hüten".

Bis 1994 waren die beiden im Boot der "Narrenkind". In diesem Jahr stieß Gerda Liebermann zu den beiden. Engagiert und mit Freude ging sie ans Werk, die "Kleinen" zu zähmen und fit für den Bürgerball zu machen. Nun ist Gerda Liebermann seit mehr als 20 Jahren allein für die Rasselbande da. Natürlich hilft ihr die ganze Familie. Tochter Steffi Buhl ist immer bei den Proben mit dabei, Sohn Christian hilft kräftig mit. Da gilt es, zu dichten, zu reimen und alles klar für den Auftritt beim Bürgerball zu machen. Die "Kids" sind engagiert und mit Freude dabei.

Dieses Jahr sind es sehr viele, die mitmachen. 18 Jungs und Mädels werden bei den beiden Bürgerbällen als "Wahrsager" vor das Publikum treten.

Jago Mitsche, ein vierjähriger Bub, wollte unbedingt dabei sein. Er macht es toll bei den Proben. Da gilt es für alle, viel auswendig zu lernen und das Ganze auf "Deißlingerisch" zu präsentieren. Es werden "Narrenstickle vum Oart" und Weltgeschehen glossiert. Da heißt es zum Beispiel: "Hoffentlich goht der Hallebau nit so lang wie der vu da Elbphilharmonie in Hamburg". Da ist schon mal ein erhobener Zeigefinger oder die rote Karte für die Erwachsenen zu sehen.

Was der "Trainerin", um es sportlich zu sehen, jedoch wichtig ist, ist, dass die Kinder verstehen, was sie da von sich geben. Deshalb, trainieren sie sehr viel. Wohl kaum eine andere Gruppe, die am Bürgerball auftritt, übt so oft wie die "Narrenkind". Man spürt es deutlich beim "Training": Die Kinder sind mit Eifer bei der Sache – Gerda Liebermann und Tochter Steffi macht es sichtlich Spaß.

Die Ballbesucher dürfen also gespannt sein, was an diesen zwei Tagen im "Zentrum" abgeht. Karten sind teilweise noch an der Abendkasse zu erwerben. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Saalöffnung eine Stunde vorher.

Übrigens – das wäre beinahe vergessen worden – zum Schluss des Auftritts der "Narrenkinder" heißt es seit Jahrzehnten: "Eröffnet ist der Bürgerball".