Gemeinsames Proben für ein Kirchenkonzert im Dezember 2014: Musiker und Sänger des Deißlinger Musikvereins und der katholische Kirchenchor Archiv-Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

MusikvereinSeit fast 125 Jahren wird in Deißlingen Taktstock geschwungen / Neuer Dirigent "Glücksgriff"

Von Polka über Ouvertüren bis hin zur Unterhaltungsmusik – der Musikverein Deißlingen hat einiges zu bieten. Seit über 120 Jahren wird dort musiziert.

Von Laila Hauser

Deißlingen. Mit 14 aktiven und 16 passiven Mitgliedern gründete Deißlingen 1892 einen Musikverein. Heute – 123 Jahre später – beträgt der Mitgliederstand etwa 550, aufgeteilt in rund 60 aktive und 490 passive Mitglieder. "2017, zu unserem 125. Jubiläum, veranstalten wir vier Tage lang ein Fest", sagt der Vorsitzende Thomas Grimm. Er selbst spielt aktiv Posaune und ist seit zehn Jahren im Amt. Zuvor hatte er schon sechs Jahre das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden inne.

"Mit der Entwicklung und dem derzeitigen Stand des Vereins sind wir zufrieden", berichtet Grimm. "Bis jetzt haben wir noch keine Probleme in punkto Nachwuchs." Um solche Schwierigkeiten von vornherein zu vermeiden, arbeitet der Musikverein mit der örtlichen Grundschule zusammen. In Kooperation mit der Aubert-Schule gibt es eine "Bläserklasse". Das ist eine AG, die in der dritten und vierten Klasse angeboten wird, und Kinder zum Musizieren anregen soll.

"Die Schüler können selbst ein Instrument auswählen und lernen es dann im Gruppenunterricht zu spielen", erklärt Grimm. "Beliebte Instrumente bei den Kindern sind das Saxofon oder die Trompete." Nach der vierten Klasse besteht für die Kinder die Möglichkeit, weiter Unterricht zu nehmen und in den Musikverein einzutreten. Um das "Vereinsleben" kennenzulernen, gibt es in Deißlingen eine Jugendkapelle, in der die Jungmusiker an ihrem Können feilen und Erfahrungen sammeln. Derzeit besteht die Jugendkapelle aus 30 Mitgliedern.

Auch am Ferienprogramm beteiligt sich der Musikverein und bietet einen Besuch bei "Mister Music" an, wo Interessierte beim Instrumentenbau zuschauen und mitwirken können. Aber auch außerhalb des Ferienprogramms ist für Jungmusiker was geboten. "Für die Kinder und Jugendlichen bieten wir zum Beispiel jedes Jahr ein Hüttenwochenende, ein Ausflug zur Eisbahn oder einen Grillnachmittag an", berichtet Grimm.

Traditionen sind dem Musikverein sehr wichtig. So veranstaltet er jedes Jahr den sogenannten "Maienbühl", und das seit über 50 Jahren. Auch das Weihnachtskonzert ist zur Tradition geworden. "Wenn Konzerte gespielt werden, fordert das schon einiges ab, aber es macht einfach Spaß und die Stimmung ist toll", beschreibt Thomas Grimm. Der neue Dirigent, Robin Nikol, gehe auf alle Mitglieder ein, ob alt oder jung und habe "große Ahnung". "Wir haben einen wirklichen Glücksgriff mit dem neuen Dirigenten gemacht", schwärmt der Vorsitzende. Probleme gebe es lediglich in dem Register der Bässe, da hier kaum junge Leute nachkämen. Die neuen Ausbildungen beginnen nach den Sommerferien, und laut Thomas Grimm seien zwischen 30 und 40 Jungmusiker zu erwarten. Die bekommen ihr Wunschinstrument vom Musikverein gestellt und werden in Noten, Vorzeichen und verschiedenen Griffen unterrichtet, damit das Instrument irgendwann fehlerfrei und wie von den Großen gespielt werden kann.

Schule, Freunde, Familie – kaum einer findet die Zeit, noch etwas in den vollen Terminplan zu quetschen. Trotz allem, oder gerade deshalb, finden manche Zeit, ihre Freizeit in Vereinen auszuleben. Sie nehmen lange Tage und kurze Nächte auf sich, um ihr Lieblingsinstrument spielen zu können oder sich im Sportverein auszupowern. Doch immer mehr scheint das Phänomen "Lieber Füße hochlegen und den Fernseher einschalten" gerade bei Jugendlichen um sich zu greifen. Wir sprechen mit Deißlinger Vereinen, die uns ihre Sicht der"Vereinsflucht" darstellen.