Gut gegossen von oberster Stelle wurde bei der Pflanzung der neuen Winterlinde am Haupsträßchen im Buchwald. Bild rechts: Auch die König-Matthias-Linde im Park von Schloss Bojnice in der Slowakei könnte für den Jüngling ein großes Vorbild sein. Foto: Martin Hlauka Foto: Schwarzwälder-Bote

Baum des Jahres: Albvereinsortsgruppe pflanzt Winterlinde für ein ganz langes Leben

Gut war das Wetter bei der Pflanzaktion der Deißlinger Albvereinsgruppe für den Baum des Jahres nur für den gepflanzten Baum selbst, weil er von Petrus reichlich begossen wurde.

Deißlingen. So freute sich die frisch gepflanzte stattliche Winterlinde im strömenden Regen über eine gute Startbewässerung.

Doch auch die anderen 14 Teilnehmer bei der Pflanzaktion ließen sich von der Regendusche nicht abschrecken und sorgten tatkräftig dafür, dass sich die Baum-Allee entlang des Haupsträßchens im Buchwald wieder ein Stück weiter entwickelt hat. Vier Bäume des Jahres hat die Ortsgruppe Deißlingen des Albverein dort bisher gepflanzt, und noch viele sollen in den nächsten Jahren folgen, wie Matthias Schupp, Naturschutzwart der rührigen Albverein-Ortsgruppe betont.

Die Winterlinde ist ein sommergrüner Laubbaum, der Wuchshöhen bis zu 40 Meter erreichen und bis zu 1000 Jahre alt werden kann. Die Kelch- und Kronblätter sind weißlich. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli.

Ökologie

Die Blüten duften nach Honig. Hauptbesucher sind Bienen und Nachtfalter. Die Winterlinde ist eine wichtige Pollenquelle für Honigbienen. Ein Baum kann bis zu 60 000 Blüten tragen.

Vorkommen

Die Winterlinde ist in Europa weit verbreitet. Sie kommt vorwiegend in den Mittelgebirgen vor, im nördlichen Tiefland ist sie seltener. Sie tritt oft zerstreut in sommerwarmen Eichen-Hainbuchen-Wäldern auf frischen und meist tiefgründigen Böden auf.

Nutzung

Die Winterlinde wird häufig als Straßen- und Parkbaum gepflanzt. In der Imkerei ist sie aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars eine geschätzte Tracht. Vom Lindenblütenhonig ist der "Lindenhonig" zu unterscheiden; dieser enthält auch auf Honigtau zurückzuführende Anteile.

Als Heildroge dienen die getrockneten Blütenstände. Teezubereitungen aus der Droge werden gern bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem Hustenreiz eingesetzt.

Die Hauptnutzung des Lindenholzes liegt in der Bildhauerei, der Schnitzerei und Drechslerei. Vor allem die berühmten Werke der Spätgotik, so von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß, wurden häufig aus Lindenholz hergestellt.

Lindenbast wurde schon in den Pfahlbauten der Steinzeit zur Herstellung geflochtener Gebrauchsgüter verwendet. Auch heute noch verwendet man ihn als Gärtnerbast und zum Basteln.

Vorbilder

Für die Deißlinger Neupflanzung mangelt es an stattlichen Vorbildern nicht. Die Barbarossa-Linde (nicht mehr erhalten) beim Kloster Lorch soll 900-, nach anderen Angaben 600 Jahre alt geworden sein. Die Tassilolinde an der Klostermauer in Wessobrunn wird auf 600 Jahre taxiert. Auch die Gerichtslinde vor der St.-Lucas-Kirche in Scheeßel soll . 600 Jahre alt sein. Die Gerichtslinde auf dem Burgberg in Castell (Unterfranken) könnte 1100 Jahre alt sein, meinen Experten.

Der Winter-Linde in Glatt bei Sulz wird ein Alter von 400 Jahren zugeschrieben.