Keine leichte Arbeit im lehmigen und kiesigen Boden: Starke Hände engagieren sich im Schwenninger Moos. Foto: von Kutzleben-Hausen Foto: Schwarzwälder-Bote

Engagement: Zehn arbeitsfreudige Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak renovieren mit dem "Bund" einen Weidezaun

Deißlinger Flüchtlinge engagierten sich bei der Aktion der Deißlinger Bund-Ortsgruppe (Umwelt und Naturschutz Deutschland) beim Erhalt der Steinzeithausanlage im Schwenninger Moos.

Deißlingen/Lauffen. "Nichts als Regen verhieß uns am Samstag in der Frühe die Wetterprognose. Ich hatte ein unsicheres Gefühl, ob die geplante Aktion der Deißlinger Bund-Ortsgruppe wirklich stattfindet und ob unsere Helfer, einige syrisch-irakische Zuwanderer, bei diesem Wetter überhaupt am Treffpunkt sind", verriet Ulrike von Kutzleben-Hausen ihre leichten Zweifel und berichtete von einem besonderen Tag.

Beim Steinzeithaus

Doch umso überraschender: Zehn arbeitsfreudige und gut gelaunte junge Männer waren da, fast doppelt so viele, wie angefragt waren. Und dann ging es mit dem Ringzug und drei Deißlinger Begleiterinnen der Ortsgruppe nach Schwenningen und dort ins Moos zum "Steinzeithaus" des "Bund". Hier waren dringend Renovierungsarbeiten am Weidezaun notwendig. Denn die Anlage war für die Landesgartenschau errichtet worden, und der Zaun ist an einigen Stellen schon am "Vergehen".

Zunächst war mangels Helfern daran gedacht worden, einen wenig authentischen Maschendraht zu ziehen, doch dann fragte die Deißlinger Bund-Ortsgruppe bei den Zuwanderern an. Sie sagten gleich ihre Hilfe zu und betonten, dass sie gerne bei der ehrenamtlichen Arbeit dem "Bund" zur Seite stehen wollten. "Wir können damit zeigen, dass wir dankbar dafür sind, dass Deutschland so viel für uns tut und wollen wenigstens ein klein wenig zurückgeben. Wir machen das sehr gerne", sagte einer von ihnen, der zwischenzeitlich schon recht gut deutsch gelernt hat.

Was aber besonders Claus Ding, Geschäftsführer beim Bund-Regionalverband, der die Aktion leitete, verblüfft hat: "Sie arbeiten so schnell und gut, ich komme kaum nach, alles bereitzustellen, was gebraucht wird." Dann warf er die Motorsäge an, um einen weiteren Pfosten anzuspitzen. "Das bin ich von unseren deutschen Helfern gar nicht so gewöhnt, da geht bei solch einer schweren Arbeit alles viel langsamer, meist sind die Helfer auch schon im fortgeschrittenem Alter."

Und die Arbeit war wirklich nicht leicht: 80 Zentimeter tiefe Löcher mussten von Hand in völlig lehmigem und kiesigem Boden ausgehoben werden, bis endlich die Robinienpfähle eingegraben werden konnten – und das auch noch bei Regen und Kälte.

Auch ein japanisches Filmteam interessierte sich für die Zusammenarbeit. Masako Sakata war ein paar Tage in der Region und recherchierte zu ihrem neuen Film. Dieser dreht sich um die Frage, wie es komme, dass Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen habe, Japan mit Hiroshima- und Fukushima-Erfahrung aber an dieser riskanten Energiegewinnung festhalte.

Sie drehte einige Szenen am Steinzeithaus. Bei ihrer Reise stieß sie in Deutschland immer wieder auf ein sehr breites gesellschaftliches Engagement, was gerade im Schwenninger Moos gut aufzuzeigen war. Der "Bund" wendet sich bekanntermaßen gegen die Nutzung der Atomkraft, sucht aber auch den Dialog mit den Zuwanderern und setzt auf Verständnis und Zusammenarbeit.

Masako Sakata interviewte einige Zuwanderer und genoss die entspannte Atmosphäre beim deutsch-syrisch- irakischen Vesper. "Schmeckt Ihnen unser syrisches Gebäck, wir haben etwas davon mitgebracht?", musste von Hiro Fukuzawa, der fließend deutsch spricht, auf japanisch übersetzt werden. Und der japanische Abschiedsgruß hinterließ in der sonstigen Stille im abgelegenem Steinzeithaus ein internationales Flair.